Freitag, 6. Mai 2016

Rezension: The Diviners. Aller Anfang ist böse - Libba Bray

© dtv
Meine Bewertung 

SHORT FACTS

Titel: The Diviners. Aller Anfang ist böse
Autor: Libba Bray
Verlag: dtv 2014
Seiten: 704
ISBN: 9783423760966

  

Narrativer Flickenteppich mit 20er-Jahre-Flair

New York mitten in den 20er-Jahren. Evie O’Neill hat es geschafft und wird wegen eines unangenehmen Vorfalls aus der tristen Kleinstadt in Ohio von ihren Eltern zum Onkel ins schillernde New York verbannt. Hier stürzt sich die Jugendliche ins aufregende Nachtleben bis grausame Ritualmorde die Stadt erschüttern und sie entdeckt, dass der Mörder - genau wie Evie - übernatürliche Kräfte hat.


Evie zieht zu ihrem Onkel in die große Stadt und kann es kaum erwarten, ein neues aufregendes Leben in New York zu beginnen. Denn es sind immerhin die 20er-Jahre, jene Zeit, in der Alkohol in den USA verboten und trotzdem jeder betrunken war, als Frauen sich plötzlich die Haare schnitten und ihre Kleider kürzten, und in der man sich bemühte, die Schrecken des 1. Weltkriegs zu vergessen und mit seinen Folgen lebte.

Libba Bray lässt die „Golden Twenties“ aufleben, als ob sie selbst dabei gewesen wäre. Von der ersten Seite ein, bekommt man als Leser ein Gefühl für die Atmosphäre dieser Zeit und taucht sofort in den Flair der 20er-Jahre ein. Es schillert an allen Ecken: die Varietes, die Flüsterkneipen, rauchige Stimmen und neue Wertvorstellungen. Aus dieser Perspektive betrachtet, hat die Autorin ein grandioses Werk geschaffen.


Die Handlung ist genauso großartig, denn hier wird aus wahren Merkwürdigkeiten, dem historisches Rahmen und einer guten Portion Fiktion, der Auftakt einer Mystery-Reihe geschaffen, der wirklich interessant zu lesen ist. Im Grunde ist es ein Krimi mit Geister-Touch, dem durch die übernatürlichen Aspekte ein ansprechender Zug verliehen wurde.


Allerdings ist die Handlung sehr konfus aufgebaut und beim Lesen konnte ich mich nie wirklich darauf einlassen. Die Autorin selbst bezeichnet es im Nachwort als „narrativen Flickenteppich“, für den sie die volle Verantwortung übernimmt. Hier finde ich es schade, dass sie ihre Geschichte auf diese Weise erzählt, weil es mir beim Lesen den Spaß genommen hat. Es werden sehr, sehr viele Personen eingeführt und laufend sind ihnen ganze Kapitel gewidmet, die sich nicht immer in die Gesamthandlung einfügen, weil sie wohl erst im Folgeband eine Rolle spielen werden. Dadurch wird man ständig aus der Geschichte herausgerissen und schafft es kaum, richtig an der Stange zu bleiben.


Protagonistin Evie hat es mir zudem sehr schwer gemacht, denn es war sehr mühsam, überhaupt einen sympathischen Zug an ihr zu entdecken. Sie ist mir durch und durch auf die Nerven gegangen. Zwar ist sie ein typisches Kind ihrer Zeit, ein jugendlicher Flapper, die mit charmantem Bubikopf und kessen Sprüchen durch New Yorks Flüsterkneipen schwirrt, aber ein derart egoistischer, beleidigender und fordernder Mensch, dass es für den Leser aber auch für die anderen Figuren alles andere als  leicht ist, mit ihr auszukommen:


„Da sagte sie dann etwas Unpassendes oder sprach zu laut. Oder ließ sich leichtsinnigerweise auf eine Mutprobe ein, nur damit man ihr Beachtung schenkte … `Ach Evie, du überforderst uns`, sagten die Leute gern und als Kompliment war das nicht gemeint. Ja, sie war eine Herausforderung.“ (S. 357)


Im Grunde genommen hat mir das Buch gefallen und auch wieder nicht. Es kommt selten vor, dass mich eine Geschichte derart zwiegespalten zurücklässt, weil ich den Schreibstil, die Handlung und die historische Umgebung der „Goldenen Zwanziger“ als großartig empfunden habe, ich der erzählerischen Umsetzung allerdings gar nichts abgewinnen konnte. Ich denke, wenn man sich für mysteriöse Erscheinungen und vor allem für die Zeitspanne der 20er-Jahre interessiert, sollte man sich unbedingt selbst ein Bild machen.


Die Reihe:

1) The Diviners. Aller Anfang ist böse
2) The Diviners. Die dunklen Schatten der Träume [Rezension lesen]
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4 Kommentare:

  1. Hallo Nicole,

    meine Frau fand den 1. Band richtig klasse und so musste unbedingt der 2. Band nach Erscheinen gekauft werden :) und wartet darauf gelesen zu werden (wenn sie dann mal Zeit hat).

    Ich habe das Buch noch nicht gelesen und bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich dies tue. Zwar interessiert mich der Mix aus den 1920er Jahren und dem Mystery, aber die vielen Personen, die dann doch keine tragende Rolle haben, schreckt mich ab.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo Uwe,

      ja, ich kann schon verstehen, wenn man nicht unbedingt zu dem Buch greifen will, dabei sind Geschichte und die Stimmung großartig! Ich bin gespannt, ob der 2. Band ähnlich aufgebaut ist oder ob der Ablauf fließender ist. Denn dann wäre es einfach nur genial.

      Vielleicht packt's dich ja trotzdem mal, wenn das Buch daheim liegt, kannst du es dir ja jederzeit schnappen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Huhu Nicole :)

    sehr gelungene Rezi! Du findest auf jeden Fall die richtigen Worte. Ich war ja etwas nachsichtiger was die Handlung betrifft, aber du hast schon recht. Es war zwischendurch wirklich konfus ^^'.
    Mir fällt es auch nicht leicht eine Leseempfehlung auszusprechen, daas Buch ist so speziell, da sollte sich wirklich jeder selber eine Meinung bilden, den es interessiert.
    Mal sehen wie Band 2 wird und ob uns Evie auch weiterhin nerven wird ;).

    Liebe Grüße
    Insi Eule

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    1. Hallo Insi,

      ja, das sehe ich ebenso. Aber zum Ende hin hat es uns beide ja richtig gepackt. :-) Mal abwarten, ob sich Evie noch zu einem vernunftbegabten Wesen entwickelt oder ob sie weiterhin - ich zitiere dich - "egoistisch, nervig, aufdringlich, unüberlegt, überheblich, oberflächlich und unsympathisch" bleibt. :-D

      Liebe Grüße,
      Nicole

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