Samstag, 22. Februar 2020

Rezension: Scythe. Das Vermächtnis der Ältesten - Neal Shusterman

© Fischer Verlag
Scythe. Das Vermächtnis der Ältesten
| Neal Shusterman |

Verlag: Fischer Verlag 2019
Seiten: 608 
ISBN: 9783737355087

MEINE BEWERTUNG 

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Das Vermächtnis

Das Scythetum hat unter der Führung von Scythe Goddard eine neue Ordnung, und damit sind die Regeln von Leben und Tod neu aufgestellt. Der Thunderhead ist stumm, und die scheinbar perfekte Welt wird vom Schatten der Macht heimgesucht.

„Scythe. Das Vermächtnis der Ältesten“ ist der finale Band von Neal Shustermans Scythe-Trilogie. Grundlage des Geschehens ist die Vollendung des menschlichen Seins - im biologischen Sinn. Umfassendes Wissen, unerschöpflicher Wohlstand und ewiges Leben garantieren eine Existenz auf höchstem Niveau - wenn der naturgegebene Hunger nach Macht nicht wäre. 

Ewiges Leben bedeutet Überbevölkerung. Um das zu verhindern, treten die Scythe auf den Plan. Ein Scythe ist der personifizierte Tod. Scythe sind Menschen, die berufen sind, den Tod zu geben, um im Endeffekt Leben zu schenken.


Während der ersten beiden Bände verfolgt der Leser den Werdegang eines Scythe. In Band 1 treten Citra und Rowan ihre Lehre als moderne Sensenmänner an. Im zweiten Teil wird die Philosophie des Scythetums auf den Kopf gestellt, und in diesem Abschlussband steuert die Menschheit eine neue Epoche an. 


Ich bewundere Neal Shusterman für seine schonungslose - brutale - Fantasie. Er bedient sich aktueller Entwicklungen aus Wissenschaft, Technik und Gesellschaft, lässt eine Utopie erstehen, nur um sie letztendlich auf die dunkle Seite zu drehen. Schockierend, gnadenlos und imposant wendet er den Spieß. Er zeigt dem Leser, dass selbst die schönsten Fortschritte vor der Niedertracht des Menschen in die Knie gehen.


In „Scythe. Das Vermächtnis der Ältesten“ nimmt der Leser eine distanzierte Sicht auf das Geschehen ein. Der Autor hält Abstand, setzt das Gesamtbild in Szene und ermöglicht dadurch, die Konsequenzen in ihrem epischen Ausmaß zu begreifen. Auf diese Weise offenbart sich Steinchen für Steinchen ein Mosaik, das mir zu guter Letzt den Atem geraubt hat. 


Nebeneffekt dieses Stils ist, dass ich nicht wie gewohnt in die Handlung eintauchen konnte. Die Nähe zu den Figuren, zu ihren Gefühlen und ihrem Erleben hat mir gefehlt. Zwar lässt der Autor manchmal kleine Einblicke zu, dennoch gibt er der Vollendung dieses Werks in seinem Gesamtausmaß den Vorrang - was teilweise das Lesevergnügen hemmt. 


Dementsprechend fand ich manche Stellen zäh, weil sich der Sinn der Ereignisse nicht erschloss. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass nichts geschieht, was sich am Ende als gewaltiger Irrtum herausstellt. 


Der Abschluss ist großartig, genial und dermaßen atemberaubend eingefädelt, dass ich selbst nach der Lektüre Gänsehaut am Rücken fühle. Die Entwicklungen und der Ausgang der Trilogie hallen nach, regen das Gedankenkarussell an und machen sogar ein bisschen Angst, was meiner Meinung nach eindeutig für das Gesamtwerk spricht.


Außerdem greift Neal Shusterman zwischen den Zeilen eine wichtige Frage auf. Wozu leben wir? Welchen Sinn hat die Existenz, egal ob sie begrenzt oder ewig ist? Gleichzeitig liefert er zumindest für mich die Antwort mit: Ich denke, es ist die Freude, die wir erfahren, egal ob wir sie selbst erleben oder anderen geben.


Alles in allem ist Shustermans Scythe-Trilogie eine der besten Dystopien, die ich jemals gelesen habe. Einerseits verspielt jugendlich, andrerseits schockierend ernst, diskutiert der Autor anhand einer packenden Handlung die Grenzen des menschlichen Seins, und inwiefern es sinnvoll ist, wenn eine ganze Spezies dem Tod entrinnt. 


Wer bereits die ersten beiden Bände kennt, wird zwar die Spannung der Nähe vermissen, dennoch mit einem epischen Ausgang belohnt werden. Und wer die Zunft der Scythe noch kennenlernen will, dem darf ich aufregende und nachdenkliche Stunden mit Shustermans Version des Todes wünschen. Empfehlung.

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MEINE BEWERTUNG
Die Trilogie:
1) Scythe. Die Hüter des Todes [Rezension lesen]
2) Scythe. Der Zorn der Gerechten [Rezension lesen]
3) Scythe. Das Vermächtnis der Ältesten

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10 Kommentare:

  1. Guten Morgen Nicole :D

    Du hast absolut recht, der Abschlussband war definitiv ganz anders als die Bände zuvor. Am Anfang haben mir CItra und Rowan auch gefehlt, aber ich mochte, wie groß die Story auf einmal wurde, ja, dass man spürte, wie die ganze Welt einen Wandel erlebt hat. Und ich finde es auch krass, dass der Autor es geschafft hat, auch im letzten Band noch Charaktere neu einzufügen, mit denen man mitfiebern kann! :D Ich mochte ja Jerico total gerne :D

    Und ich glaube, "Episch" ist wirklich die passende Bezeichnung für diesen Abschlussband! :D Ich hoffe mal, dass die Verfilmung wirklich gut wird! :D

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      ich fand es manchmal ganz schön zäh, obwohl sich das Gesamtbild schlussendlich wunderbar fügt. Als Leser hatte man doch eine Distanz zur Entwicklung, das war ich von den vorherigen Bänden nicht gewohnt. Gefallen hat's mir auf jeden Fall. Ich hatte nach der letzten Seite richtige Gänsehaut und musste viel darüber nachdenken. Ja, Jericho war toll! :)

      Und auf die Verfilmung bin ich auch gespannt. Das hätte ich ohne dich gar nicht mitgekriegt. :D

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Guten Morgen Nicole,

    eine sehr schöne Rezi, der ich mich nur anschließen kann. Ich gebe zu, dass der finale Band die eine oder andere Länge hat und auch eine gewisse Distanz zu den Charakteren vorhanden ist, aber man wird für das "durchhalten" mehr als belohnt. Bei meiner Bewertung habe ich die gesamte Entwicklung der Handlung mit berücksichtigt und konnte daher den letzten Band auch nur mit 5 von 5 N. G. bewerten. Für mich zählt diese Dystopie ebenfalls zu einer der Besten! Die Idee und Umsetzung ist einfach nur episch.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hsllo Uwe,

      ja, das ist wahr. Am Ende wird man tatsächlich belohnt, und man spürt die gesamte Zeit über, dass da was ganz Großes kommen wird.

      Wusstest du, dass es eine Verfilmung geben wird? Ich war anfangs so perplex, dass ich gar nicht das Nachwort gelesen habe. Da wird's erwähnt. Jessi hat mich dann aufgeklärt.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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    2. Hallo Nicole,

      nein das wusste ich noch nicht, aber das ist eine tolle Nachricht :)

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    3. Ich freue mich grad, dass ich nicht allein bin. XD

      Bin gespannt auf die Umsetzung, und werde ihn mir höchstwahrscheinlich im Kino ansehen, wenn es zeitlich passt.

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    4. *grins * und das ist ein Film, den MUSS man im Kino gesehen haben!

      Ich wünsche dir noch einen schönen Restsonntag sowie guten Start in die neue Woche.

      Gruße Uwe

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    5. Dir auch einen geruhsamen Abend, Uwe! Lass' es dir gut gehen und komme gut in die neue Woche!

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  3. Liebe Nicole,

    ich höre gerade den letzten Teil und ich kann unterschreiben, was du in deiner Rezi schreibst. Mir gefällt der Teil, aber er ist anders - und genau wie du bin ich den Charakteren diesmal nicht so nahe. Jetzt bin ich natürlich noch gespannt auf das fulminante Ende - und obwohl ich Dystopien nicht zu meiner Wohlfühlzone zähle, muss ich dir zustimmen: Diese ist wirklich sehr gut gelungen!

    LG Sabine

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    1. Hallo Sabine,

      was bin ich gespann, was du am Ende sagen wirst! Ich war nach Abschluss regelrecht perplex. ^^

      Ich lese Dystopien ja recht gern, allerdings hat Shusterman den Genre schon noch eins drauf gesetzt.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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