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SHORT FACTS
Titel: 1984
Autor: George Orwell
Verlag: Ullstein 2011
Seiten: 383
ISBN: 9783843701419
Graue Existenz
Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit in einem totalitären Überwachungsstaat. Es gibt kaum eine Regung, die dem System, daher dem Big Brother entgeht, denn Winston und seine Mitmenschen sind einer 24-Stunden-Überwachung ausgesetzt. Aber was passiert, wenn man Widerwillen in sich spürt und sich gegen das Regime auflehnen will?
Es ist eine der bekanntesten Dystopien - George Orwells 1984. Daher war es für mich allerhöchste Zeit, dass ich mich einmal an dieses Werk wage.
Orwell hat diesen Roman 1948 geschrieben und daher wundert es nicht, dass es von den Schrecken des Nationalsozialismus und der Angst vor Stalins Kommunismus geprägt ist.
Die totalitäre Überwachung der Winston ausgesetzt ist, lässt einen schon beim Lesen fast wahnsinnig werden. Rund um die Uhr - sogar beim Schlafen - wird man von einem Monitor überwacht. Daher heißt es auch kleinste Regungen in Zaum zu halten, damit man nicht unabsichtlich als Verräter enttarnt wird, wobei es keine Rolle spielt, ob man tatsächlich einer ist. Denn Verrat wird hart bestraft und Winston graut davor, seine eigenen Ideen zu spinnen, bis er sich eines Tages doch drüber wagt.
Winstons Welt ist sehr düster und ich hatte ständig das Gefühl mit ihm im grauen London zu leben, in einem grauen Ministerium zu arbeiten und von grauen Menschen umgeben zu sein. Vielleicht spiegelt dieses Empfinden Winstons freudlose Existenz wider, vielleicht aber auch Orwells Erzählstil, der mir richtig auf’s Gemüt gedrückt hat.
Bemerkenswert ist, dass sich der Autor in detaillierten Beschreibungen verliert und es trotzdem schafft, den Leser bei vielem im Unklaren zu lassen. Viele Szenen lassen sich nicht komplett erklären, man blättert unschlüssig einige Seiten retour und dennoch bleibt ein verschwommenes Bild, das mich nicht ganz überzeugen konnte.
Einzelne Abschnitte lesen sich noch dazu wie politikwissenschaftliche Aufsätze, die in ihren Ansätzen zwar interessant sind, aber kaum zur Klärung der Systematik dieser Welt beitragen. Wenn ich eine Dystopie lese, dann müssen für mich die wichtigsten Fragen geklärt sein. Ich möchte wissen, warum sich eine Welt in diese Richtung entwickelt hat und wie es dazu kommen konnte und hier habe ich vom Autor kaum Antworten erhalten.
Den letzten Abschnitt habe ich als sehr konfus und teilweise wirr empfunden. Die Protagonisten verheddern sich in Widersprüchen, die natürlich dem „Doppeldenk“ und dem „Neusprech“ geschuldet sind, denn in dieser Dystopie wurde nicht nur eine eigene Sprache erfunden sondern den Bewohnern sogar das Denken neu gelernt:
"Krieg ist Frieden
Leider bin ich mit dieser Doppeldenkweise nicht zurecht gekommen und wahrscheinlich liegt es auch daran, dass mich Orwells pessimistischer Gesellschaftsentwurf nicht bannen konnte. Trotzdem bin ich froh, dass ich mir zu diesem Werk eine eigene Meinung gebildet habe und empfehle allen Interessierten unbedingt diese Dystopie zu lesen.
Es ist eine der bekanntesten Dystopien - George Orwells 1984. Daher war es für mich allerhöchste Zeit, dass ich mich einmal an dieses Werk wage.
Orwell hat diesen Roman 1948 geschrieben und daher wundert es nicht, dass es von den Schrecken des Nationalsozialismus und der Angst vor Stalins Kommunismus geprägt ist.
Die totalitäre Überwachung der Winston ausgesetzt ist, lässt einen schon beim Lesen fast wahnsinnig werden. Rund um die Uhr - sogar beim Schlafen - wird man von einem Monitor überwacht. Daher heißt es auch kleinste Regungen in Zaum zu halten, damit man nicht unabsichtlich als Verräter enttarnt wird, wobei es keine Rolle spielt, ob man tatsächlich einer ist. Denn Verrat wird hart bestraft und Winston graut davor, seine eigenen Ideen zu spinnen, bis er sich eines Tages doch drüber wagt.
Winstons Welt ist sehr düster und ich hatte ständig das Gefühl mit ihm im grauen London zu leben, in einem grauen Ministerium zu arbeiten und von grauen Menschen umgeben zu sein. Vielleicht spiegelt dieses Empfinden Winstons freudlose Existenz wider, vielleicht aber auch Orwells Erzählstil, der mir richtig auf’s Gemüt gedrückt hat.
Bemerkenswert ist, dass sich der Autor in detaillierten Beschreibungen verliert und es trotzdem schafft, den Leser bei vielem im Unklaren zu lassen. Viele Szenen lassen sich nicht komplett erklären, man blättert unschlüssig einige Seiten retour und dennoch bleibt ein verschwommenes Bild, das mich nicht ganz überzeugen konnte.
Einzelne Abschnitte lesen sich noch dazu wie politikwissenschaftliche Aufsätze, die in ihren Ansätzen zwar interessant sind, aber kaum zur Klärung der Systematik dieser Welt beitragen. Wenn ich eine Dystopie lese, dann müssen für mich die wichtigsten Fragen geklärt sein. Ich möchte wissen, warum sich eine Welt in diese Richtung entwickelt hat und wie es dazu kommen konnte und hier habe ich vom Autor kaum Antworten erhalten.
Den letzten Abschnitt habe ich als sehr konfus und teilweise wirr empfunden. Die Protagonisten verheddern sich in Widersprüchen, die natürlich dem „Doppeldenk“ und dem „Neusprech“ geschuldet sind, denn in dieser Dystopie wurde nicht nur eine eigene Sprache erfunden sondern den Bewohnern sogar das Denken neu gelernt:
"Krieg ist Frieden
Freiheit ist Sklaverei
Unwissenheit ist Stärke" (S. 10)
Leider bin ich mit dieser Doppeldenkweise nicht zurecht gekommen und wahrscheinlich liegt es auch daran, dass mich Orwells pessimistischer Gesellschaftsentwurf nicht bannen konnte. Trotzdem bin ich froh, dass ich mir zu diesem Werk eine eigene Meinung gebildet habe und empfehle allen Interessierten unbedingt diese Dystopie zu lesen.
Ich hab das Buch auch noch auf dem SUB. Blöderweise auf Englisch, momentan habich das Gefühl, mir da zu viel zugemutet zu haben... Aber ich freue mich trotzdem darauf, es irgendwann mal zu versuchen. Bin gespannt, ob es mir so geht wie dir, oder ob mich das Buch überzeugen kann.
AntwortenLöschenAuf Englisch ist es bestimmt keine Zwischendurchlektüre! Grad dieses Doppeldenk fand ich schon auf Deutsch recht verwirrend und krieg den Dreh einfach nicht raus. Einfach Seite für Seite und Häppchen für Häppchen lesen, dann schaffst du das!
LöschenDanke für deinen Motivationsschub! Wahrscheinlich werd ich es so machen :)
LöschenUnd sollte es doch nicht gehen, hole ich mir die deutsche Übersetzung aus der Bibliothek :)
Schade, dass es dich nicht so richtig überzeugen konnte. Ich finde es faszinierend, wie Orwell die Erfahrungen mit den real existierenden totalitären Staaten auf die Spitze treibt.
AntwortenLöschenDa muss ich dir auf jeden Fall zustimmen, aber mir war es trotzdem zu verworren und grad dieser letzte Abschnitt war so ein verschwommenens Wirrwarr, damit konnte mich Orwell einfach nicht überzeugen. Trotzdem ist es unbedingt lesenswert! Es konnte mich einfach nicht richtig packen, dennoch ist es ein gutes Buch.
LöschenDas Buch gehört zu den wenigen, die ich sowohl auf deutsch als auch auf englisch gelesen habe und beides gleichermaßne verstörend fand. Wegen der von die beschriebenen pessimistischen und erdrückenden Stimmung wurde es nie zu einem richtigen "Lieblingsbuch" von mir, aber ich finde es unfassbar genial und bin immer wieder davon beeindruckt. Gerade die Schwammigkeit und die Dopplungen, die Verschleierung von Wahrheiten und der komplexe Manipulationsapparat sind so gut entworfen und irgendwie ist deine Kritik daran auch ein Zeichen für die literarische Qualität. Ich bin froh, dass du trotzdem du keinen hundertprozentigen Zugang gefunden hast, die Lektüre nicht bereust :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
MelMel
Eines meiner Lieblingsbücher! Ich konnte vollständig in Orwells "Welt" eintauchen und habe sehr mitgefühlt. Ich fand vieles sehr realistisch. Zum Beispiel, wie Menschen im Gebrauch der Sprache manipuliert werden und wie dies letztendlich das Denken beeinflussen soll. Denn dies geschieht auch bei uns in der Realität mithilfe von Euphemismen, welche auch gerne in der Politik und in der Wirtschaft verwendet werden, um unangenehme Dinge beschönigt auszudrücken. So wurde in Deutschland aus dem "Kriegsministerium" irgendwann das "Verteidigungsministerium". Dort geschieht im Prinzip noch das gleiche, aber es löst gleich ein ganz anderes Bild im Kopf aus, oder?
AntwortenLöschenIch finde die ganze Thematik super spannend, wenngleich ich dir da zustimme, das Orwell das oftmals verwirrend dargestellt hat.
Liebe Grüße,
http://lesenundgrossetaten.blogspot.de/
Meinst du wirklich, dass im Verteidigungsministerium noch das gleiche wie im Kriegsministerium geschieht? Ich kann's mir nicht vorstellen, kenne mich aber auch mit dem deutschen System nicht so aus. Ich glaube nämlich, dass sich die Funktion und dann erst die Bezeichnung geändert hat.
LöschenDu hast auf jeden Fall Recht, was die Bilder im Kopf betrifft. Gender-Studien zeigen, wenn man von Polizisten spricht, sieht man nur Männer vor dem geistigen Augen, auch wenn Frauen mitgemeint sind. Ist aber von Polizisten und Polizistinnen die Rede, dann hat entspricht das Bild im Kopf schon eher der Realität. Damit hat Orwell ein nach wie vor aktuelles Thema aufgegriffen, das ich von dieser Seite her noch gar nicht betrachtet habe.
LG Nicole