Sonntag, 28. Februar 2016

Rezension: Die Arena - Stephen King

© Random House
Meine Bewertung ★★

SHORT FACTS

Titel: Die Arena
Autor: Stephen King
Verlag: Heyne 2011 
Seiten: 1296
ISBN: 9783453435230

  

Böse und Gut

Aus dem Nichts stülpt sich eine unsichtbare Kuppel über die Ortschaft Chester’s Mill und schneidet die Einwohner vom Rest Amerikas ab. Unerklärlicherweise ist sie undurchdringbar, weder Wind noch Wetter können die mysteriöse Barriere überwinden. Und im gleichen Atemzug verlieren nicht nur die Gesetze der Natur an Gültigkeit.

Die Einwohner von Chester’s Mill sitzen wie im Aquarium fest. Die merkwürdige Kuppel lässt sich von keiner Seite aus überwinden, und sogar das amerikanische Militär scheitert scheinbar an Befreiungsversuchen.

Eigentlich hat Stephen King damit ein Meisterwerk geschaffen. Als Leser verfolgt man das Geschehen aus verschiedensten Perspektiven. Man geht dicht heran und begleitet einzelne Figuren mit ihren großen und kleineren Sorgen, man zoomt noch näher und entdeckt in versteckten Winkeln Geheimnisse, die schockieren oder einem zum Lächeln bringen, oder man zieht sich zurück und lässt seinen Blick über das Gesamtbild von Chester’s Mill schweifen.

Während ich mich beim Lesen vor allem für die Hintergründe der Kuppel interessiert habe, haben sich in der Stadt eigene Gesetzmäßigkeiten herausgebildet und die Geschichte wurde zu einer gesellschaftskritischen Darstellung des Kleinstadt-Phänomens. 

Leider haben mich die beiden Hauptcharaktere um mein Lesevergnügen gebracht, weil sie so gar nicht dem üblichen Geschick des Autors entsprechen und sehr klischeebesetzt wie Himmel und Hölle aufeinandertreffen. Zwischen Stadtrat Big Jim und ehemaligen Militär-Captain Barbara, kurz Barbie genannt, spielt sich der Kampf Gut gegen Böse ab, den ich eher als langweilig empfunden habe.

Barbie ist der strahlende Held der Geschichte, der sich zu Beginn hinter seiner Tätigkeit als Diner-Koch verbirgt, sich aber als ehemaliger Soldat entpuppt und sich damit, dank seiner rigorosen Ausbildung und den guten Kontakten zum Militär, als einzige Hoffnung für Chester’s Mill erweist. Hingegen weigert sich der böse Gegenspieler Big Jim, mit seinem Teufelsgrinsen und hinterlistigen Intrigen, das Zepter abzugeben, und hat noch dazu mehr als die Hälfte der Einwohner der Stadt in der Hand.

Anhand dieses Kräftemessens wurden mir vor allem die Mechanismen von Diktaturen, wie zum Beispiel das Aufstreben des 3. Reichs, vor Augen geführt. Hier scheint es vor allem wichtig zu sein, dass herrschende Unsicherheit geschürt wird, um politische Situationen zu stärken, wobei natürlich mangelnder Kontakt zur Außenwelt eine dienliche Stütze ist.

Jedenfalls habe ich diese beiden Figuren als derart zäh empfunden, dass ich mich immer etwas geärgert habe, wenn ein neues Kapitel aus der Big-Jim- oder Barbie-Perspektive begonnen hat. Es war ermüdend, Big Jims diabolischen Plan zu verfolgen und gleichzeitig hat mich Barbies „Gutmenschlichkeit“ in allen Belangen ebenso zum Gähnen gebracht.

Trotzdem darf man die Geschichte in seiner Gesamtheit nicht verachten, denn die ist auf jeden Fall gut gewesen. Es gibt sehr viele spannende Szenen, man schöpft Hoffnung und ist erschrocken, wenn sie sich als falsch erweist, man hat es mit bizarren Phänomenen und dem Überlebenskampf einer ganzen Stadt zutun, und wird spätestens gegen Ende mit den Ursachen der Kuppel überrascht.

„Die Arena“ ist unbestreitbar ein kolossaler Roman, der mich persönlich aber nicht so recht packen konnte. Ich denke, wer sich vor allem vom menschlichen Machtbedürfnis schocken lassen will, kann damit auf jeden Fall eine wahre Horrorvorstellung erleben. Wer aber eher auf die mysteriöse Kuppel setzt, wird - wie ich - , weniger Vergnügen daran haben.


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21 Kommentare:

  1. Hallo,

    ich glaube, im Wesentlichen teile ich deine Meinung in Bezug auf diesen Roman. Es ist auf jeden Fall ein kolossales Werk (sehr gute Wortwahl!), dass nicht nur durch die fantastische Grundidee, sondern auch durch die mehr oder weniger versteckte Gesellschaftskritik lesenswert ist.
    Ich war am Anfang auch überrascht, dass vor allem Barbie - im Gegensatz zu den sonst bekannten Helden von King - so wenig Ecken und Kanten hat und einfach nur perfekt ist. Ich glaube, das war letzten Endes auch notwendig, um aufzuzeigen, dass es so einen Helden braucht, um die Stadt halbwegs zusammenzuhalten. Da es ihn im echten Leben so nicht gibt, ist die Stadt im Umkehrschluss zum Scheitern verurteilt.
    Big Jim fand ich hingegen zwar auch abgrundtief böse, aber dennoch überzeugend. Meine Hassliebe zu ihm als Charakter haben auch dazu beigetragen, dass ich das Buch immer wieder in die Hand nehmen musste.
    Letzten Endes kann ich nur sagen, dass mir der Roman richtig gut gefallen hat, nicht zuletzt wegen der Vielfalt der Charaktere, sondern auch wegen dem Ende (skurril, aber eben typisch King). Manchmal gehen die Meinungen eben auseinander, aber schön, dass du vieles ähnlich aufgenommen hast wie ich :)

    Liebste Grüße,
    Bianca

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    1. Hallo Bianca,

      ja, das Ende hat mir auch richtig gut gefallen und war tatsächlich typisch King. Ich hatte mir doch mehr über die Kuppel selbst im Zentrum der Geschichte gewünscht und grad Big Jim habe ich kaum ausgehalten. :-D Dagegen war Barbie noch ertragbar. Überzeugend waren beide allemal, trotzdem kann ich derart "perfekte" Charaktere nur schwer aushalten und so hat mir das Lesen keinen so großen Spaß gemacht.

      Aber gut, es kann einen eben nicht jedes King-Buch umhauen, irgendwie auch schön, dass er so vielseitig ist.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Hi Nicole :-)

    Mein Mann ist ganz begeistert von der Fernsehserie, aber schon da mochte ich die Charaktere überhaupt nicht, deswegen habe ich mich an dieses Buch auch nie herangewagt!

    Schade, dass du auch eher enttäuscht zu sein scheinst

    Liebe Grüsse
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      ja, es war einfach nicht meins. Aber macht ja nichts, jetzt habe ich es wenigstens gelesen und muss nicht mehr neugierig sein. ;-)

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  3. Hey, besser als die Fernsehserie war das Buch aber allemal :D

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  4. Hi Nicole, ich habe das Buch verschlungen, gerade weil ich es so spannend und erschreckend fand, wie schnell die Zivilisation den Bach runtergeht. Deine Meinung ist sehr informativ, weil du einen ganz andern Ansatz hast.
    Liebe Grüße
    walli

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    1. Hallo Walli,

      grad das ist ja das Schöne am Lesen, dass man ein Buch aus mehreren Sichten angehen kann. Eigentlich hatte ich schon im Vorhinein etwas befürchtet, dass es nicht so um die Kuppel an sich gehen könnte. Aber egal, jetzt ist es gelesen und bald ist bestimmt das nächste Buch von King dran.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  5. Hallo Nicole,
    schade, dass dir das Buch nicht gefallen hat, aber deine Argumente kann ich gut nachvollziehen. Bei mir hat das Interesse auch mehr auf den Konflikten innerhalb der eingeschlossenen Gruppe gelegen. King selber hat irgendwo gesagt, dass der Grund für die Kuppel letztlich für die Story egal ist.
    Mit der Charakterzeichnung hast du vermutlich leider recht, das ist mir beim Lesen gar nicht so stark aufgefallen, das hätte differenzierter sein können ;-))
    Von der Fernsehserie kann ich übrigens auch nur abraten, hab' nach Staffel 2 aufgegeben, weil es dann nichts mehr mit dem Buch zu tun hatt...
    LG
    Thomas

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    1. Hallo Thomas,

      ja, irgendwie schade, aber es kann einem halt nicht jedes King-Buch vom Hocker hauen. :-D Auf die Serie werde ich verzichten, dafür fehlt mir ohnehin die Zeit.

      Grad Charaktere sind mir sehr wichtig, daher lese ich wohl auch King so gern. Ich mag diese "perfekten" Figuren einfach nicht, wenn sie mir zu glatt rüberkommen, dann sträubt sich alles bei mir. Wahrscheinlich konnte ich daher auch nicht so viel mit dem Buch anfangen, und natürlich ist mir die Kuppel zu sehr in den Hintergrund gerutscht.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  6. Hallo Nicole,

    okay, das klingt von der Inhaltsbeschreibung ja ganz interessant, auch wenn ich deine Gefühle bezüglich der Charaktere verstehen kann. Bei Perspektivwechsel ist es in Büchern manchmal wirklich so, dass einen bestimmte Perspektiven nicht so packen und man dann diese Szenen nur liest, um bei den anderen weiterlesen zu können. :)

    Auch wenn es interessant klingt, lesen werde ich es wohl nicht. :D

    Liebe Grüße,
    Anna

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    1. Hallo Anna,

      ja, den Inhalt fand ich auch recht interessant, wären nur diese beiden Charaktere nicht gewesen! Die haben mir das Lesen echt schwer gemacht. :-D Aber egal, ich kann ja nicht vor jedem King-Buch vor lauter Ehrfurcht niederknieen, das wäre dann auch schon gruselig ... ;-)

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  7. Hey Nicole,
    schade, dass es nicht ganz so dein Ding war und die Charaktere dich ein bisschen geärgert haben ;)
    Ich habe das Buch noch auf dem SuB und bin gespannt, wie es mir gefallen wird.
    Liebe Grüße Melli

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  8. Huhu Nicole,

    deine Rezension gefällt mir mal wieder sehr gut. Deine Argumentation kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe damals die erste Staffel der Serie gekauft, aber habe sie ganz schnell wieder verkauft, weil ich die Serie überhaupt nicht mochte! Die Charaktere waren total nervig und es wurde kaum auf die Kuppel eingegangen. Sie war einfach da, niemand wusste warum und irgendwann schien es allen egal zu sein.
    Das Buch habe ich auf meinem Kindle, aber habe es noch nicht gelesen, weil ich mir nicht sicher bin, ob es mir wirklich so gefallen wird.

    Liebste Grüße,
    Michelle von Secret Storys

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    1. Hallo Michelle,

      was die Kuppel angeht, ist es beim Buch ähnlich. Die ist halt da und ein Problem, aber mehr auch nicht. Hier fehlten mir doch eindeutig Horroelemente, die wurden nur sachte eingestreut. Die Serie habe ich nie gesehen, daher kann ich dazu nichts sagen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  9. Huhu!

    Das Buch liegt noch hier, das habe ich mal aus einem öffentlichen Bücherschrank gefischt. :-)

    Hmm, die Charaktere klingen ja wirklich ziemlich eindimensional - wie merkwürdig, normal schreibt King ja wirklich grandiose Charaktere! Aber ich denke, ich werde das Buch trotzdem mal lesen, alleine der Geschichte wegen.

    LG,
    Mikka

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    1. Hallo Mikka,

      diese überzeichneten Charaktere haben mich richtig erschreckt, weil man doch ganz anderes von Stephen King gewöhnt ist. Natürlich ist es trotzdem lesenswert, weil die Geschichte selbst gut ist. Nur komme ich mit solchen Klischees nur schwer zurecht, da macht mir das Lesen weniger Spaß.

      Hoffentlich gefällt es dir im Gesamtpaket besser!

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  10. Huhu Nicole,
    deine Rezi motiviert mich nun nicht es gleich aus dem Regal holen zu wollen ^^ Hab ja mal mit dem Hörbuch angefangen, aber kam dann nicht mehr mit XD Und mit der TV Serie kam ich dann auch durcheinander :/
    Bin echt gespannt was du dann zu The Stand sagst. Ist schon komisch, da habe ich einen großen King sub. Aber was denke ich mir " Ach die ungekürzte the Stand Version könntest doch auch lesen" Ist immerhin schon 3 Jahre her XD
    Liebe Grüße
    P.s ich denke an den Charakteren von Die Herren der Grünen Insel hättest du deine freude,viele Ecken und Kanten ^^

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    1. Hallo Tanja,

      "Die Arena" hat so vielen so gut gefallen, das ist ja nur meine Meinung dazu. ;-) Mit solchen Charakteren kann ich einfach nicht, das war nicht meins.

      Sind die Figuren von "The Stand" denn auch so glatt? Das will ich aber nicht hoffe, weil das wäre bei 1700 Seiten schon ein Brocken! Andrerseits lese ich von Endzeitstimmung total gern, also wird's mir schon gefallen ...

      "Die Herren der Grünen Insel" muss ich mir wirklich näher anschauen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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