Mittwoch, 16. Mai 2018

Rezension: Die Geschichte von Zeb - Margaret Atwood

© Ronin Hörverlag
Die Geschichte von Zeb
| Margaret Atwood |

Verlag: Ronin Hörverlag  2017
Dauer: 13 h : 09 min 
ASIN: B074JD2JGG
Sprecher: Uve Teschner

MEINE BEWERTUNG

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Das Ende ist da

Die 'wasserlose' Flut ist vorbei. Eine Pandemie hat die Menschnheit ausgemerzt und die wenigen Überlebenden haben sich zusammengerottet.

"Die Geschichte von Zeb" ist der Abschlussband von Margaret Atwoods MaddAddam-Trilogie und tröstet mich über die Enttäuschung des Mittelbandes hinweg.

Es handelt sich hierbei um einen Endzeit-Roman, der das Ende der Menschheit ursächlich in der Gier der Konzerne und einer unersättlichen Gesellschaft sieht. 


In diesem Abschlussband finden die Charaktere aus den bisherigen Teilen zusammen und runden die Geschichte Margaret Atwoods Ende der Welt ab. Außerdem schafft es die Autorin mit ein klein wenig Optimismus auf die Zukunft der Menschheit zu sehen.


Dieses Buch ist in zwei hauptsächliche Erzählstränge eingeteilt: 


Grundsätzlich erzählt Toby den Crakern die Geschichte von Zeb. Für Toby ist es sehr schwierig sich den Crakern gegenüber verständlich auszudrücken, weil ihre Welt voller Freude und dem Guten ist. Sie können die menschliche Perspektive, unsere Begriffe und Ängste nicht nachvollziehen. Daher muss sich Toby ganz schön etwas einfallen lassen, um den Crakern eine begreifbare Geschichte zu erzählen.


In dieser Craker-Version sind die ersten beiden Teile wunderbar zusammengefasst, nur werden sie eben aus Zebs Sicht erzählt. Dadurch schließen sich Wissens- und bisherigen Logiklücken und dieser Strang bringt Hintergrundinformationen zur wasserlosen Flut ans Licht.


Außerdem wird im zweiten Erzählstrang vom aktuellen Geschehen berichtet. Denn die Gruppe um Toby hat sich in einem losen Verbund zusammen getan, um gemeinsam zu überleben. Sie sorgen für einander, kämpfen mit banalen Alltäglichkeiten, die mittlerweile gar nicht mehr so banal sind, und schauen ungewiss der Zukunft entgegen. Niemand weiß, wie es für die Menschheit weitergehen wird.


Sanft wird ebenso eine Liebesgeschichte eingestreut, die sich meiner Meinung nach exzellent ins Geschehen einfügt und somit der Geschichte noch einen harmonischen, leicht schelmischen, Anstrich gibt.


In diesem Band habe ich Toby richtig lieb gewonnen und kann mir gar nicht mehr erklären, warum ich im vorherigen Teil sogar eine leichte Abneigung gegen sie empfunden habe. Sie ist eine ältere Frau, die nun als Sprachrohr zu den Crakern tritt und sich ihrer Verantwortung bewusst ist. Immerhin glauben ihr diese neuen Geschöpfe jedes Wort und man ahnt, dass dadurch das Testament der Craker-Welt entstehen wird.  Trotz allem Verantwortungsbewusstsein verliert Toby genauso die Geduld, verliert schon einmal den Faden oder stellt eine allzu kühne Behauptung auf. Diese authentisch-wirkenden Züge haben ihr Charme verliehen, wodurch ich sie noch mehr ins Herz geschlossen habe. 


„Die Geschichte von Zeb“ ist philosophisch, prangert die Konzerne, die Regierungen und uns Menschen an. Wir alle sind auf Profitmaximierung, Gier und Respektlosigkeit programmiert, was uns früher oder später das Ende bescheren wird. Mit dieser These steht Atwood nicht allein und hat sie in ihrer Trilogie wortgewandt argumentiert.


Diesen Abschlussband habe ich mir in der Hörbuchversion gegönnt. Ich denke, dass vor allem Uve Teschners Stimmbegabung dem Hörbuch einen gewissen Pep gibt. Seine mitreissende Betonung verleiht dem Roman außerordentliche Lebendigkeit. Ich habe richtig gesehen, wie Toby mit den Crakern zusammensitzt und sie ihre blauen Penisse schwingen. Wer mehr über dieses interessante Detail erfahren will, muss schon selbst zur Trilogie greifen!


Alles in allem hat Margaret Atwood auf ihre gewohnt meisterhafte Weise erzählt, mich in die Gefahren der Konzerne eingeweiht und mich mit ihrem gesellschaftskritischem Werk letztendlich doch überzeugt.


Meiner Meinung nach ist die MaddAddam-Trilogie nichts für zwischendurch, weil sie dem Leser hohe Konzentration abverlangt. Gerade deshalb oder eher trotzdem ist es ein erzählerisches Meisterwerk, das dem Ende der Welt sogar einen Neuanfang gewährt. 

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MEINE BEWERTUNG

Die MaddAddam-Trilogie:
1) Oryx und Crake [Rezension lesen]
2) Das Jahr der Flut [Rezension lesen]
3) Die Geschichte von Zeb


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2 Kommentare:

  1. Ich bin ja immer noch im ersten Band, lese aber auch nur maximal zwei Seiten pro Tag. Ich fibde es interessant, gleichzeitig passiert aber auch nicht viel. Auf jeden Fall zeigt Atwood aber recht eindeutig auf, woran es in unserer Gesellschaft krankt - einerseits überspitzt, andererseits jedoch beängstigend realitätsnah. Ob ich die anderen Teile lesen werde, weiß ich noch nicht.

    Liebe Grüße,
    Mona

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    1. Hallo Mona,

      ja, ich weiß, was du meinst. Es braucht Zeit, um in diese Welt abzutauchen. Den 2. Teil habe ich als sehr zäh empfunden. Diese ganzen eigenartigen Bezeichnungen. Dieser hier hat mir dann wieder richtig gut gefallen, obwohl hier auch nicht viel geschieht.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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