© Festa Verlag |
| Caitlin Starling |
Verlag: Festa Verlag 2021
Seiten: 576
Seiten: 576
ISBN: 9783865529046
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Packende Dunkelheit
Gyre ist auf einer Höhlenmission und denkt, dass sie Mineralien untersucht. Sie glaubt, dass sie bis auf typische Probleme wie Zusammenbrüche im Höhlensystem nichts zu befürchten hat. Außerdem sollte ihr ein Experten-Team zur Seite stehen, das sie durch das Höhlensystem führt. Doch die Realität sieht anders aus.
„Die leuchtenden Toten“ ist ein außergewöhnlicher Roman, der zwischen Horror- und Psychothriller mit Science-Fiction-Einschlag, angesiedelt ist.
Vom ersten Moment an ist man mit Gyre der packenden Dunkelheit der Höhle ausgesetzt. Die Orientierung fällt nicht leicht, weil sich Gyre in der Schwärze und der Leser in dieser Welt erst zurechtfinden müssen.
Damit ist es vom ersten Augenblick an faszinierend erzählt. Gemeinsam mit Gyre ist man unter Tage unterwegs. Es ist schwarz. Einfach nur schwarz. Und es ist still., außerordentlich still. Dadurch fängt ein bedrückendes Abenteuer in der Dunkelheit an.
Die Geschichte ist auf einem fremden Planeten irgendwann in der Zukunft angesetzt. Höhlen liefern wertvolle Mineralien und Caver, wie Gyre, sind dazu ausgebildet, diese Rohstoffe aufzuspüren.
Denn auf diesem Planeten ist eine Höhlen-Expedition kein Spaziergang. Auf neuen Welten drohen neue Gefahren, und in den Höhlen existieren wurmartige Wesen, die Tunnelbauer, die von menschlichen Regungen wie Wärme, Töne oder Geruch angezogen werden. Begegnungen mit ihnen enden meistens tödlich, weil das Höhlensystem rundherum zusammenbricht, wenn man auf einen Tunnelbauer trifft.
Damit kommen wir zu dem Anzug, in dem Gyre steckt, der die Tunnelbauer ablenkt. In meiner Vorstellung ist es eine Art Raumanzug, der mittels eines Teams über Tag sämtliche Körperfunktionen reguliert. Temperatur, Nahrungsaufnahme, Sauerstoff, Ausscheidungen und Kommunikation werden dadurch gesteuert, woraus sich in der Höhle einsame Dunkelheit ergibt.
Gyre vertraut darauf, dass ein verlässliches Team über sie wacht. Doch bald merkt sie, dass ihr nur Em zur Seite steht. Em schreckt nicht davor zurück, den Körper ihres Schützlings mit Drogen zu pushen, sie mal in den Schlaf zu versetzen, wenn es ihr angebracht erscheint, und stellt das Gelingen der Mission über deren Sicherheit. Aber Gyre sind die Hände gebunden, weil ihre Bewerbungsunterlagen gefälscht waren. Und Em hat ein völlig anderes Ziel als Mineralien zu finden.
Was für ein aufsehenerregender Roman! Gyre befindet sich während des gesamten Geschehens in vollkommener Dunkelheit. Es gibt nichts, außer Ems Stimme, manchmal ein paar Videos und die Bedrohung, die durch die Höhle kriecht.
Anfangs zweifelte ich, ob ein derart minimalistisches Umfeld in einem Buch fesselt. Wenn gar keine Reize vorliegen, wie soll daraus ein Sog entstehen? Aber Autorin Caitlin Starling hat eine packende Story auf die Beine gestellt, wie ich sie bisher noch nicht gelesen habe.
Zuerst entsteht ein spannender Konflikt zwischen Gyre und Em. Beide haben nicht mit offenen Karten gespielt, was in Misstrauen und Feindseligkeit resultiert. Aber Gyre braucht das Geld und Em braucht Gyre, damit sie diese Mission zu Ende bringt.
Dieser Brennpunkt ist extrem fesselnd eingefädelt. Obwohl die Frauen aufeinander angewiesen sind, fehlt die Grundlage für Vertrauen, das in dieser bedrohlichen Situation überlebenswichtig ist. Gyre misstraut Em, während Em Gyre nicht traut. Das allein hat für spannungsvolle Momente gesorgt.
Im Weiteren haben das Setting um die Höhle und die Hintergründe der Expedition enormes Spannungspotenzial. Em hat über den wahren Grund der Mission gelogen, und Gyre ahnt, dass die Höhle eine grausige Vergangenheit hat.
Es kommt die Reizarmut hinzu, die Gyre nach und nach an ihren Wahrnehmungen zweifeln lässt. Was ist real? Was ist Illusion? Und kann sie Em vertrauen, wenn sie sagt, dass sie sie lebend rausholen wird?
Die Stimmung ist beklemmend, weil man alles in Frage stellt. Nichts und niemanden ist zu trauen. Hinzu kommen Faszination und Abscheu für die geschilderte Technik, weil so ein Caver-Anzug eine bemerkenswert-grausige Erfahrung ist. Die Gefahr durch die Tunnelbauer ist nicht zu vergessen und außerdem lauert ein Geheimnis in der Finsternis, weswegen Em immer wieder Carver in dieses Höhlensystem schickt.
Mir hat „Die leuchtenden Toten“ wirklich gut gefallen. Ich habe bedrückende Stunden, gefährliche Situationen und schmerzhafte Ereignisse erlebt. Gemeinsam mit Gyre bin ich in die Finsternis gekrochen, während uns Ems Stimme zweifelhafte Anweisungen gab, und wir Schauriges bemerkten, was nicht immer der Realität entsprach.
Einziges Manko ist genau, was den Roman so besonders macht. Die Monotonie der Dunkelheit greift manchmal durch, sobald die Anspannung etwas herunterkommt.
Im Endeffekt ist „Die leuchtenden Toten“ ein verblüffender, beklemmender und aufgrund von Setting und Situation origineller Roman, der mich vor der Autorin den Hut ziehen lässt.
____________________
MEINE BEWERTUNG
★★★★★
Mehr über dieses Buch auf Amazon* erfahren:
*Affiliate-Link = Für mich fallen ein paar Cents ab, wenn du hier kaufst
Mehr dazu in der Datenschutzerklärung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Speicherung deiner Daten. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung