© Gmeiner Verlag |
| Peter Glanninger |
Verlag: Gmeiner 2021
Seiten: 440
ISBN: 978-3839228234
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Finsteres im Dorf
In einem kleinen Dorf verschwindet eine junge Frau und taucht unversehens wieder auf. Sie wirkt verwirrt und es scheint, dass ihr, während dieser Zeit, etwas Schlimmes zugestoßen ist. Deshalb wird der unerfahrene Ermittler Thomas Radek nach Schandau geschickt, um dem Geschehen auf den Grund zu gehen.
"Finsterdorf" ist ein Kriminalroman, der in einem Dorf in Niederösterreich angesiedelt ist und für mich von der Atmosphäre her in die Kerbe der Regionalkrimis schlägt.
Schon am Anfang wird man mit einer brutalen und eindringlichen Szene in den Roman gezogen. Es geht gewaltig her. Beim Einstieg habe ich mich regelrecht unangenehm berührt gefühlt. Damit zeigt Peter Glanninger, dass er die Emotionen des Lesers aufwühlen kann. Ich fand es ausgezeichnet beschrieben und der Autor hat mir auf den ersten Seiten anständig Angst gemacht.
So packend und intensiv es anfangs war, wird es daraufhin beschaulicher. Der junge Ermittler Thomas Radek wird nach Schandau geschickt, um bezüglich der wiederaufgetauchten Verschwundenen zu ermitteln. Der Fall liegt zwar auf der Hand, weil die Dame wieder da ist, aber so ganz sauber wurde dieser noch nicht ad acta gelegt. Frei nach dem Motto:
„Mach’ den Akt zum Wanderer, dann bekommt ihn ein anderer …“ (S. 65, eBook)
Radek stößt auf eine eingeschworene Gemeinschaft, der kaum ein Wort zu entlocken ist. Genau hier hat mich Peter Glanninger von der Atmosphäre her gehabt. Wer abgelegene Dörfer kennt, weiß, wie schwierig es ist bei den Einheimischen anzudocken. Ein Fremder wird jederzeit als Eindringling und Bedrohung wahrgenommen, misstrauisch beäugt und keinesfalls ins Vertrauen gezogen.
Dementsprechend schwierig ist es für Radek, die Ermittlungen anzugehen und herauszufinden, was der jungen Frau geschehen ist. Diese wirkt völlig verstört, hat sich zurückgezogen und ist zu keiner klaren Aussage bereit.
Nach und nach erkennt Radek, dass in Schandau nicht nur das übliche dörfliche Gebaren, sondern eine Grundangst unter den Einheimischen vorhanden ist. Wovor fürchten sie sich?
Peter Glanninger schafft meiner Meinung nach eine eindringliche Stimmung. Diese Schweigemauer der Menschen war fast körperlich spürbar und Ermittler Radek hat mir teilweise leidgetan.
Der Schreibstil hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich bin es gewohnt, deutsches Deutsch in Büchern zu lesen, aber ich freue mich, wenn ich auf meine Umgangssprache stoße. Deshalb war es umso erfrischender, dass der österreichischen Ausdrucksweise in diesem Krimi Raum gegeben wurde:
„ (…) und als er sein Gewand im Kasten verstaut hatte, ging er wieder nach unten.“ (S. 157, eBook)
Die Handlung war gut, aber mühelos zu durchschauen. Gewünscht hätte ich mir, dass es die eine oder andere Wende gibt, welche die Spannung hebt.
Insgesamt geht es etwas in eine Austrian-Gothic-Richtung, was dem Roman sogar einen leichten Gruselflair verleiht. Eine unheimliche Note hat der Krimi auf jeden Fall. Dennoch war mir der Hintergrund zu dick aufgetragen. Einige Winkel mehr in der Handlung und ein kleinerer Rahmen, was die Motive und das Geschehen angehen, haben dem Buch zur Bestwertung gefehlt.
So ist es ein atmosphärischer Krimi mit geradlinigem Geschehen, der aufgrund es dunklen Flairs und österreichischem Lokalkolorit bestens zu lesen ist.
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Liebe Nicole,
AntwortenLöschenschön, dass du es auch mochtest, auch wenn ich mehr begeistert davon war. Wahrscheinlich habe ich es damals genau zum richtigen Zeitpunkt gelesen ;)
Sein neues Buch ist ganz anders! Irgendwie finde ich das toll, weil es ja auch Autoren gibt, die ewig die gleichen Themen verwenden oder in einer Richtung bleiben. So ganz überzeugt hat mich dann aber "Blutgrund" nicht. Es fehlte mir an Tempo, auch wenn ich die Straßen und Gassen von St.Pölten mitgelaufen bin ;)
Liebe Grüße
Martina
Hallo Martina,
Löschenich mochte es wirklich gern. Es hat recht authentisch gewirkt, aber mit dieser Machtstellung - das war mir dann doch etwas zu viel.
Dass dir "Blutgrund" nicht so gefallen hat, das habe ich schon mitbekommen. Schade, dass es weniger deins war, gerade weil es in St. Pölten spielt. Das Tempo hat mir aber auch in "Finsterdorf" gefehlt. Wobei, vielleicht nicht unbedingt das Tempo, sondern eher, dass die Handlung nicht so spannend war, weil man irgendwie die ganze Zeit wusste, was kommen wird.
Vielleicht liegt dir das nächste Buch vom Autor wieder mehr, wenn es vom Thema her interessant ist.
Liebe Grüße
Nicole
Hi Nicole!
AntwortenLöschenDas Buch hab ich ja auch gelesen, aber mich hats leider nicht so begeistern können.
Zum einen, wie du schon sagst, ahnt man bereits früh einiges, aber mir hat auch der Schreibstil und die vor allem die Dialoge nicht so gefallen, das wirkte auf mich alles zu "gewollt". Und die Stimmung hab ich nicht wirklich gespürt ^^ Ja, für mich war es wohl einfach nicht das richtige...
Aber das Cover ist toll :D
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo Aleshanee,
Löschendie Dialoge fand ich gar nicht so schlecht. Also, da ist mir nichts unangenehm aufgefallen. Vielleicht, weil wir hier teilweise wirklich so sprechen? :D
Das mit der Stimmung kann ich mir sogar vorstellen. Wenn man die Gegend und die Menschen vor Augen hat, dann spürt man es eventuell eher,
Und ja, das Cover ist super. :)
Liebe Grüße
Nicole
Hallo Nicole,
AntwortenLöschenmich hast du mit deiner Meinung zu dem Buch auf jeden Fall neugierig gemacht. Nur weiß ich nicht, ob ich am Ende eher auf "deiner" Seite oder auf der von Aleshanee wäre :D also ob mich die Dialoge wirklich auch so mitnehmen könnten oder ob ich es auch eher zu künstlich fänd, weil es eben auch nicht zwingend dem entspricht, was man selbst kennt. Ich bin ja ein Nordlicht, da habe ich nicht viel mit österreichischer Umgangssprache zu tun ;)
Es freut mich aber, dass das Buch dich gut mitnehmen und unterhalten konnte, auch wenn einiges vorhersehbar war.
Liebe Grüße
dana
Hallo Dana,
Löschenja, das wäre spannend, was du zum Schluss sagst! Ich kann auch Aleshanees Meinung gut nachvollziehen.
Ich denke, es liegt gar nicht so sehr an der Umgangssprache, sondern an der ev. ungewöhnlichen Wortwahl und was zwischen den Zeilen mitschwingt. Auf mich haben die Dialoge recht normal gewirkt. Da wäre mir nichts aufgefallen.
Ja, es hat sich wirklich gut lesen lassen.
Liebe Grüße
Nicole