Rezension: All die Finsternis inmitten der Sterne - Bryn Greenwood

© Festa

All die Finsternis inmitten der Sterne

| Bryn Greenwood |

Verlag: Festa Verlag 2019
Seiten: 512

ISBN: 978-3865527554

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★★★ - 

Provokant, verstörend & herzzerreißend gut!

Wavy zeigt sich das Leben von der harte Seite, und das von Anfang an. Als Tochter eines offensichtlichen Drogendealers und einer vermutlich schizophrenen Mutter, hat sie schon in jüngsten Jahren gelernt, dass niemanden zu trauen ist. 

„All die Finsternis inmitten der Sterne“ ist ein Meisterwerk aus der Feder von Bryn Greenwood, die sich mit Provokanz und schonungsloser Ehrlichkeit in die Herzen ihrer Leser:innen schreibt.

Nachdem ich von der Autorin „Unser leichtfertiger Eid“ gelesen hatte und begeistert war, wurde ich auf ihr Erstlingswerk im deutschen Sprachraum aufmerksam. Ich gestehe, dass es mich Mühe kostete, zu diesem Buch zu greifen. Denn in der Inhaltsbeschreibung drängt sich ein Thema in den Fokus, welches bei mir für beinah unüberwindbare Abneigung sorgt. Genau aus diesem Grund spreche ich es in meiner Rezension nicht offensichtlich an, damit der Roman auch bei anderen eine Chance erhält.

Es ist Wavys Geschichte, die wir zu Beginn als verstörtes kleines Mädchen kennenlernen, die sich durch den Müll im Haus und in der Nachbarschaft ihrer Tante stiehlt. Zuerst wirkte sie wie ein wildes Tier auf mich. Manchmal angeekelt und zweifelnd betrachtete ich diese dürre Gestalt, die mit ihren Cousinen in Obhut der Schwester ihrer Mutter durch die Geschichte huscht.

Durch ihre Großmutter öffnet sich Wavys Wesen. Beim Lesen bekommt man etwas mehr Gespür für sie und dennoch fließt sie wie der Schatten einer verlorenen Existenz über die Seiten. Bis zu jenem Tag, an dem sie über der Liebe ihres Lebens steht, die ebenfalls schwer zu verkraften ist.  

Bryn Greenwood hat mehr als einen schockierenden Coming-of-Age-Roman erdacht. Es ist eine Liebesgeschichte, die Romeo und Julia vergessen lässt, es ist ein rohes Gesellschaftsdrama, das einen den Schlaf raubt, und sie trägt so viel Liebe, Hoffnung und Zuversicht in sich, dass man vor Neid verblassen will.

Was zu Beginn merkwürdig und abstoßend wirkt, begreift man immer mehr als unumstößliche Realität, welche so viel Wahrheit in sich birgt, dass es die eigene Perspektive vollkommen auf den Kopf stellt.

Mit Wavy ist man nicht nur bei ihren Verwandten zu Gast, sondern schlägt sich als Tochter eines Drogendealers durch. Die Mutter ist ein bizarres Wesen, beängstigend und sogar gefährlich, wenn es um die Sicherheit ihrer Kinder geht.

Und dann kommt ein Lichtblick, der womöglich mehr Angst macht, als die Dunkelheit, welche dieses Kind einhüllt.

Bryn Greenwood trifft mit ihrer Genialität. Sie schafft Perspektiven, lässt die Sicht des:der Leser:in aus der Schublade raus und zeigt, dass es die Finsternis braucht, um die Sterne zu sehen.

Die Autorin erschafft nuancierte Charaktere, mit ihren Ideen, Gedanken und eigenen Vorstellungen. Hierfür wird der gesamte Roman aus verschiedensten Perspektiven erzählt. Kapitelweise wird von einer tragenden Figur zur nächsten übergegangen. Schritt für Schritt tastet man sich an den Kern der Handlung vor, während dieser auf unterschiedlichste Weise wahrgenommen, interpretiert und berichtet wird. 

Der Schreibstil ist einnehmend, greift sich den:die Leser:in und fesselt an das Leben der Figuren, sodass diese vollkommen real wirken, obwohl die Geschichte unglaublich - im positiven Sinn - ist.

Ich bin begeistert, wurde zerrissen und in neuer Façon zusammengesetzt. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

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MEINE BEWERTUNG

★★★★★

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