Sonntag, 28. Juli 2024

Rezension: Schlafenszeit - Jason Rekulak

Schlafenszeit - Jason Rekulak
© Piper
Schlafenszeit
| Jason Rekulak |

Verlag: Piper 2024
Seiten: 464
ISBN: 978-3492064583

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Subtile Story, die das Grauen in den Alltag zieht

Als Mallory die Babysitterin für den fünfjährigen Teddy wird, ahnt sie nicht, dass hinter der blendenden Oberfläche der wohlhabenden Familie etwas Beängstigendes lauert. Während Mallory die sonnigen Tage genießt, legt sich ein bedrohlicher Schatten über ihre Tätigkeit.

Bei „Schlafenszeit“ von Jason Rekulak handelt es sich um einen Horror-Roman, der für den:die geneigte:n Leser:in meiner Meinung nach eine Empfehlung ist. Schon die Inhaltsbeschreibung versprach eine subtile Story, die das Grauen in den Alltag dringen lässt - genauso mag ich es.

Mallory wird Babysitterin für den kleinen Teddy und hat damit einen persönlichen Jackpot geknackt. Harte Jahre liegen hinter der jungen Frau, die sie gebeutelt, gezeichnet und fast umgebracht haben. Daher ist sie erleichtert und überglücklich, dass sie in einer neuen Anstellung einen festigten Rahmen findet, auch wenn es auf Außenstehende eventuell langweilig wirkt.

Sie und der fünfjährige Teddy sind fast von Beginn an ein Herz und eine Seele. Während Teddys Eltern arbeiten, um das luxuriöse Umfeld zu ermöglichen, darf Mallory abenteuerliche Spiele mit dem Jungen erleben und sich kreativ austoben. Sie schwimmen, spazieren, lachen und malen zusammen. Rasch entwickelt sich ein konstanter Tagesablauf, der die Bindung der beiden stärkt und ihnen deutlich Freude macht.

Auffällig ist Teddys Liebe zum Malen, obwohl es ihn erst seit dem Einzug ins neue Haus interessiert. Lachende Sonnen und glückliche Menschen sind seine bevorzugten Motive, die von Mallory fachmännisch bewundert werden. Würden sich nicht nur immer wieder verstörende Elemente in seine Kunstwerke schleichen und teilweise ein Könnensniveau erreichen, das selbst manch begabten Erwachsenen vor Neid erblassen lässt.

Warum zeichnet Teddy diese Bilder? Oder ist es in Wahrheit jemand ganz anderes?

Es ist schon irritierend, wenn ein Fünfjähriger in seinen Bildern einen Mord andeutet, wobei jedwede andere Interpretation der Motive ebenso ihre Berechtigung hat. Mallory beginnt über das Gemalte nachzudenken, sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen und letztendlich unsicher, ob sie überreagiert, einer Wahrheit auf den Fersen ist oder gar von den Konsequenzen ihrer vergangenen Drogensucht heimgesucht wird.

Jason Rekulak bedient sich gewohnter Horror-Elemente, die - bei genauerer Betrachtung - meistens zu einem überaus soliden Roman führen. Ich mag es sehr, wenn Kinder als Horror-Baustein dienen, weil ihre naturgegebene Unschuld im starken Kontrast zum Genre steht. Auf diese Weise ergibt sich ein Spannungsfeld, das sich von Anfang bis Ende, durch den Roman ziehen kann.

Dies ist dem Autor, meiner Meinung nach, ausgezeichnet geglückt. Gemeinsam mit Mallory lernt man Teddy, die Familie und die Nachbarschaft kennen. Man macht es sich gemütlich, richtet sich häuslich ein, bis zwischenzeitlich die Warnlampen kurz aufblinken. Diese Zeichen werden zur Seite geschoben oder als Einbildung abgetan, ignoriert und dennoch nagt es an einem, was hier wohl vor sich geht.

Die subtile Spannung schwimmt mit Spiel, Spaß und Begeisterung mit. Sie fesselt an die Geschichte, bricht in überraschenden Momenten kurz hervor, bis sie am Ende regelrecht über die Seiten schwemmt. Nur einen gefühlten Gänsehautmoment hat diese bei mir nicht erreicht.

Im letzten Abschnitt legt der Autor ein Finale hin, das durch unerwartete Wendungen und interessante Einblicke führt und mich das Buch kaum aus der Hand legen ließ.

Obwohl ich im Nachhinein noch immer rätsele, warum der Titel „Schlafenszeit“ und nicht „Ruhezeit“ gewählt wurde, habe ich mit Jason Rekulak einen neuen Horror-Autor für mich gefunden, den ich sicherlich weiter im Blick behalte. 
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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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2 Kommentare:

  1. Hallo Nicole,
    das klingt interessant. Ich habe mich auch schon gefragt, ob das Buch etwas für mich wäre. Deine Rezension lässt mich da zu einem Ja tendieren. Ich werde es mal auf meine Wunschliste setzen. :)
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    Antworten
    1. Hallo Diana,

      ja, es war gut. Gänsehaut hatte ich keine, doch es war ein großartiger Horror-Roman, der von diesem subtilen Grauen geprägt ist. Das mag ich besonders gern, wenn die Normalität Risse bekommt. :)

      Liebe Grüße
      Nicole

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