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© Lübbe Audio |
| Sarah Goodwin |
Verlag: Lübbe Audio 2025
Dauer: 10 h : 07 min
Dauer: 10 h : 07 min
ASIN: B0DZCLBDT3
Sprecher: Demet Fey
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-
Zwischen Luxus und katastrophaler Feindseligkeit
Sprecher: Demet Fey
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-
Eine glamouröse Einladung entwickelt sich zum Albtraum auf offener See. Eine Silvesternacht auf einer luxuriösen Yacht wird für Hannah zur Katastrophe. Alte Freundschaften bröckeln, Misstrauen wächst und die schippernde Beschaulichkeit droht, in gefährliche Abgründe zu kippen.
Nach zwei eher ernüchternden Leseerlebnissen mit Sarah Goodwin war ich mir eigentlich sicher, dass es nichts mehr mit mir und der Autorin wird. Ihre Thriller bieten ungewöhnliche Settings, interessante Grundideen und fangen stark an. Dann verlieren sie sich aber irgendwo zwischen Leerlauf und seltsamer Dramaturgie. Als ich „Die Yacht“ gesehen habe, bin ich dann doch schwach geworden. Bei einer noblen Silvesterparty auf einer Luxusyacht, dem unerklärlichen Abdriften aufs Meer hinaus und einer verschwundenen Person konnte ich nicht widerstehen. Die Ausgangslage klang einfach zu gut. Daher habe ich der Autorin eine weitere Chance gegeben. Tatsächlich war dieser Thriller anders. Nicht perfekt, aber spannend, atmosphärisch und stellenweise überraschend intensiv.
Bereits mit Hannahs Ankunft auf der Yacht wurde klar, dass das kein entspannter Abend unter alten Freunden werden wird. Obwohl sie und Gastgeberin Libby seit Schulzeiten befreundet sind, klaffen finanzielle, gesellschaftliche und emotionale Welten zwischen ihnen. Hannah fühlt sich fehl am Platz. Es wirkt, als wurde sie von Libby eingeladen, damit sich die Freundin selbst auf die Schulter klopfen kann. Die glamouröse Yacht, der Champagner und die Designeroutfits wirken auf Hannah eher einschüchternd als beeindruckend. Während es auf den ersten Blick nach einer glanzvollen Silvesternacht aussieht, brodelt unter der Oberfläche von Anfang an Missgunst in allen Kajüten.
Die Gruppe wirkt von Beginn an zerrissen. Die Dialoge sind gespickt mit Sticheleien und zweideutigen Bemerkungen. Ich hatte sofort den Eindruck, dass sich hier niemand wirklich leiden kann. Allen geht es eher um Status, Eitelkeit und Fassade. Meiner Meinung nach hat Sarah Goodwin dieses Spannungsfeld richtig gut eingefangen. Ich fand es, äußerst interessant zu beobachten, wie schnell das äußerliche Glitzern verschwindet und die Façon Risse bekommt.
Am Morgen danach erwacht Hannah nicht nur mit einem Kater, sondern auch mit einem mulmigen Gefühl. Die Yacht ist von der nächtlichen Ausgelassenheit regelrecht verwüstet. Die Gäste leiden unter den Nachwehen der Partynacht und das Schiff treibt auf dem offenen Meer. Es hat keinen Treibstoff, der Kontakt zur Außenwelt ist gekappt und Vorräte sind rar. Warum das überhaupt passieren konnte, klärt sich im Lauf der Geschichte. Meiner Meinung wirkt es zumindest innerhalb der Logik der Handlung einigermaßen plausibel und reicht, um Schwung ins weitere Geschehen zu bringen.
Fraglich ist für mich, ob das alles in der Realität so schnell eskalieren würde. Darüber lässt sich bestimmt streiten. Aber als Leser:in ist man mittendrin, wenn die luxuriöse Hülle fällt und es nur mehr ums nackte Überleben geht. Denn ausgerechnet in dieser fragilen Stimmung verschwindet jemand und das verschärft die Lage zusätzlich. Ab dem Punkt liegen die Nerven blank. Man fragt sich unweigerlich, wem hier zu trauen ist.
Der Thriller wird komplett aus Hannahs Sicht erzählt. Dadurch wird die Anspannung unmittelbar spürbar. Ihre Gedanken kreisen ständig um die Fragen, wer vertrauenswürdig ist, wer sich merkwürdig verhält, und ob sie selbst schon paranoid geworden ist. Ihre Beobachtungen sind scharf und ihre Ängste konnte ich nachvollziehen. Gemeinsam mit ihr habe ich die Situation immer wieder durchgespielt. Wir haben uns gefragt, was, wenn der oder die lügt? Was, wenn keine Rettung kommt? Zwar war ich nicht immer ihrer Meinung, aber ihr Verhalten erschien mir zu einem gewissen Teil plausibel. Sie wirkt verletzlich und stark zugleich. Je länger die Gruppe auf sich gestellt war, umso aufgewühlter wurde ich. Ich habe die ganze Zeit über mitgefiebert.
Sarah Goodwin hat diesmal richtig gut Spannung aufgebaut. Der Druck steigt mit jedem Kapitel. Mit der Zeit fragt man sich, ob die äußeren Bedingungen oder die Situation innerhalb der Gruppe bedrohlicher sind. Die Konflikte eskalieren und Misstrauen wird zur Paranoia. Im Finale kommt es zu einer epischen Wende, die ich als zu viel des Guten empfunden habe. Es kam zwar nicht völlig aus dem Nichts, wirkte aber überzogen auf mich. Dennoch geht es intensiv und dramatisch weiter. Es mündet in einem eigenartigen, hoffnungsvollem Ende, das man irgendwie schluckt. Emotional war es dennoch auf seine Art für mich stimmig.
„Die Yacht“ hat mich überrascht. Es war zwar nicht alles perfekt, dennoch hat die Geschichte trotz der Schwächen erstaunlich gut funktioniert. Das Setting ist wieder großartig gewählt und die Figurenkonstellation heizt die Atmosphäre durchgehend an. Zwar ist nicht jedes Verhalten nachvollziehbar und manches wirkt deutlich drüber, aber ich habe mitgefiebert, mich geärgert und gerätselt. Dadurch habe ich mich insgesamt wirklich gut unterhalten gefühlt.
Unterm Strich ist es eine Mischung aus Thriller, Psychospiel und Survival-Drama, die einwandfrei funktioniert. Wer Geschichten mag, in denen die glänzende Fassade bröckelt und Menschen unter Druck ihr ungeschminktes Gesicht zeigen, dürfte mit „Die Yacht“ fesselnde Unterhaltung in den Händen halten. Für mich war es jedenfalls Sarah Goodwins bester Roman bisher.
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