Dienstag, 25. August 2020

Rezension: Chaos. The Brotherstory - Alex Xander

Cover: Chaos. The Brotherstory
© X Scandal Books
Chaos. The Brotherstory
| Alex Xander |

Verlag: X Scandal Books 2020
Seiten: 532 
ISBN: 9798632860468 

MEINE BEWERTUNG 
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Chaotische Verhältnisse

Die Jugendlichen, Bastian und Lucas, verlieben sich. Es ist schon schwierig genug, wenn sich zwei Jungs zueinander hingezogen fühlen, doch dann kommt auch noch ein dunkles Geheimnis ans Licht.

„Chaos. The Brother Story“ ist eine ungewohnte Geschichte, die meinem Empfinden nach zwischen Liebesgeschichte, Familiendrama und Milieu-Studie angesiedelt ist. 

Bastian und Lucas sind Teenager. Sie lernen sich in der Schule kennen und es ist Sympathie auf den ersten Blick. Rasch entwickeln sie tiefere Gefühle füreinander. Die Schmetterlinge flattern, die triste Realität wird plötzlich bunt, bis ein Geheimnis das Leben der Jugendlichen erneut Grau verfärbt.

Bastian lebt bei seiner alleinerziehenden Mutter, die sich mit mehreren Jobs über Wasser hält. Meiner Meinung nach leistet sie Beachtliches. Aber sie hat den enervierenden Drang ihren Sohn den kompletten Haushalt aufzuhalsen und ihn als Dienstboten zu betrachten. Der Junge gilt als Sonderling, existiert eher als zu leben, und konzentriert sich darauf, den Mobbing-Attacken seiner Umwelt zu entgehen.

Lucas ist ein schelmischer Draufgänger, der Schlagfertigkeit und rauen Charme für sich gepachtet hat. Geprägt vom Leben in Pflegefamilien und Heimen, kann ihn nichts aus der Bahn werfen. Zumindest nicht, bis er Bastian begegnet und seine Welt ins Schleudern gerät.

Die Liebesgeschichte der Jungs an sich fand ich nett. Ehrlich gesagt, mit dem titelgebenden Hintergrund der beiden konnte ich nicht so viel anfangen. Vom ersten Gefühl her wirkt die verzwickte Situation absonderlich auf mich. Ich gebe zu, dass sich etwas in mir sträubt, wenn ich daran denke. Allerdings hat Autor Alex Xander diese Entwicklung logisch begründet und für mich verständlich erklärt. Obwohl ich die Verbindung gedanklich nicht gut heiße, ist sie für mich emotional nachvollziehbar und grundsätzlich akzeptabel.

Für mich lag der Fokus auf dem sozialen Milieu um die Plattenbausiedlung, die Menschen und ihr Leben, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt. Diese Aspekte sind intelligent durchdacht und in schillernden Farben ausgearbeitet. Es hat mir sehr gut gefallen, dass Alex Xander die Umstände der Menschen beleuchtet, veranschaulicht, wie und warum sie in dieser Welt gefangen sind, und wieso ihnen großteils die Kraft fehlt, daraus auszubrechen. 

Während manche Figuren als handlungstreibende Platzhalter dienen, haben mich gewisse Nebencharaktere vom ersten Moment an bezaubert. Zum Beispiel gibt es die alkoholkranke Nachbarin Herta, die zuerst als dürres, nerviges Klappergestell die Story betritt. Obwohl sie einen abstoßenden Eindruck macht, habe ich sofort Sympathie für sie empfunden, weil sie - wie andere Menschen - ein gutes Herz am rechten Fleck und ein trauriges Leben zu ertragen hat. 

Die Handlung selbst gleitet dahin. Manche Ereignisse lassen an eine Seifenoper denken, andere wiederum sind äußerst realistisch in den Verlauf eingebaut. Obwohl es dramatische Spitzen und gefährliche Situationen gibt, war sie mir zu gleichmäßig dargestellt. Trotzdem ist es insbesondere diese Gleichförmigkeit, welche dem Roman greifbare Tiefe verleiht.

Am Ende bleibe ich etwas ratlos zurück. Obwohl ich „Chaos. The Brother Story“ gern gelesen habe, macht mir das exotische Gesamtpaket die Bewertung und eine Weiterempfehlung schwer. Die Mischung aus Milieu-Studie und Gay Romance liegt bestimmt nicht jedem Leser. Im Endeffekt vergebe ich wohlwollende vier Sterne, weil mir die Figuren, der scharfsinnige Blickwinkel und das Plädoyer für Toleranz imponieren.
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MEINE BEWERTUNG

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Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar.

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2 Kommentare:

  1. Hallo Nicole,
    das Buch hatte ich auch im Blick, bin dann aber doch davon abgekommen, weil ich mir unsicher war. Und deine Meinung bestätigt mich da nun ein bisschen, da ich nicht weiß, ob diese Mischung etwas für mich wäre. Zumindest im Moment wohl eher weniger^^

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo Tanja,

      zumindest liest es sich gut. Man muss sich wohl drauf einlassen und einer ungewöhnlichen Geschichte gegenüber offen sein. Es ist auch schwierig, das Buch überhaupt einzuordnen, weil die Geschichte so viele Aspekte bedient. Von daher ist es richtig gut.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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