Dienstag, 17. September 2024

Rezension: Get away - Zoje Stage

Get away - Zoje Stage
© Festa
Get away
| Zoje Stage |

Verlag: Festa 2024

Seiten: 416
ISBN: 978-3986761165

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Thrillerhandlung in atemberaubender Kulisse


Drei Freundinnen planen eine Wanderung im Grand Canyon, um wieder zueinander zu finden. Die atemberaubende Landschaft und gemeinsame Anstrengung in der Natur ist genau, was sie brauchen.

Aber plötzlich häufen sich Merkwürdigkeiten. Vorräte verschwinden, Geheimnisse kommen ans Licht und die Frauen kämpfen um ihr Überleben.

Sobald ich ein Buch von Zoje Stage lese, sind bei mir gewisse Erwartungen geweckt. Denn mit „Unschuldsengel“ hat mich die Autorin dermaßen verstört, dass sie mich sofort als Fangirl hatte. Seither halte ich Ausschau, ob ein weiterer Titel aus ihrer Feder erscheint. In letzter Zeit hatte ich gleich zweimal Glück. Denn kurz nach „Wonderland“ ist nun auch „Get away“ erhältlich.

Gleich am Anfang gibt es einen knallharten Einstieg in das Geschehen. Eine der Freundinnen, Imogen, hat ein gewalttätiges, traumatisches Erlebnis, welches von der Autorin exzellent beschrieben wird. Zuerst freut man sich mit Imogen über Freundlich- und Gutmütigkeit, um im nächsten Moment mitten in einem blutigen Massaker zu stehen.

Damit war ich sofort in der Geschichte drin und an Imogens Seite. Ich hoffte sehr, dass der weitere Verlauf des Thrillers auf der Strecke durch den Grand Canyon dementsprechend weitergeht.

Gemeinsam mit ihrer Schwester Beck und ehemals besten Freundin Tilda soll es auf Wanderung gehen, unter anderem, um das traumatische Erlebnis eingangs zu verarbeiten.

Von Beginn an merkt man, dass etwas zwischen den Freundinnen steht. Diese „Sache“ wird lange Zeit nicht angesprochen und als vergangener Einschnitt in die Freundschaft empfunden. Immer wieder gibt es Andeutungen und es wird deutlich, dass zwischen Imogen und Tilda schon lange keine Verbundenheit, sondern eine tiefe Schlucht aus verwachsener Feindseligkeit besteht.

Dennoch ist es Beck ein Anliegen, gemeinsam den Grand Canyon zu erleben, wobei sie und ihre Schwester Imogen über ausreichend Erfahrung verfügen, um die anspruchsvolle Strecke zu bewältigen.

Rasch sind die drei Freundinnen im Angesicht der Schönheit der Natur gefangen. Selbst nach wiederholten Besuchen des Terrains, kommt man niemals aus dem Staunen heraus.

Die körperliche Anstrengung und die Belohnung durch die grandiose Kulisse hat die Autorin ausgezeichnet eingefangen. Sie beschreibt Emotionen und Eindrücke der Wanderinnen, wie eingeschüchtert sie von diesem Meisterwerk der Natur sind, und wie sehr der Anblick die Seele streichelt, tröstet und heilt. Einsamkeit sowie Abgeschiedenheit werden wahrgenommen, aber doch als wohltuende und entschleunigende Pause vom alltäglichen Trubel empfunden.

„An manchen Orten offenbarte einem das Universum seine Seele.“ (S. 29, eBook)

Die Waden schmerzen, manches Hindernis wurde überwunden und das imposante Antlitz der Natur bestaunt, als es zu Zwischenfällen kommt. Ein Teil des Proviants ist weg, das Gefühl, beobachtet zu werden häuft sich, und Imogen weiß nicht, ob sie dies auf ihr Trauma oder die Realität schieben soll.

Als die ersten Merkwürdigkeiten auffielen, war ich von der Geschichte hin- und weg. Es ist alles sehr gut, bildgewaltig und eindrucksvoll beschrieben. Die Landschaft, die Freundinnen, die zwischenmenschlichen Konflikte – man fühlt sich mitten im Grand Canyon mit den drei Frauen auf Wanderschaft. Es wird spannend, die Handlung zieht an und wird von einer – meiner Meinung nach – viel zu frühen Auflösung ausgebremst. Danach geht es gedämpft weiter und die Autorin konzentriert sich meinem Geschmack nach zu sehr auf die Traumata und Lebenserfahrungen der Frauen. Vergangenes wird aufgearbeitet, obwohl die Realität sehr viel Spannung und Grauen zu bieten hätte.

Selbstverständlich habe ich Mutmaßungen angestellt und mitgefiebert, ob die die Frauen jemals wieder wohlbehalten aus dem Canyon kommen. Dies war leider der einzige Punkt, der mich gut bei der Stange hielt.

Wenig überzeugend empfand ich das große Finale. Es kommt zu einer überraschenden Wende, die allerdings nicht mehr Spannung als die bisherige Geschichte zu bieten hat. Teilweise wirkte es logisch, aber nicht vollständig ausgereift auf mich. Für einen Thriller von Zoje Stage hätte ich mir einen brutaleren und gewiefteren Zugang gewünscht.

Anfangs hat mir der Roman ausgezeichnet gefallen und ich bin an den Seiten geklebt. Als die subtile Spannung nachgelassen hat, war die Luft raus. In „Get away“ steckt sehr viel Potential, doch die Spannungskurve hat kaum ausgeschlagen. Die Autorin hat die tragenden Themen der Handlung zu keinem Zeitpunkt ausgeschöpft. Als Spannungsroman in atemberaubender Landschaft ist es eine gute Lektüre, doch wer Thrill- und Gänsehaut sucht, wird nicht vollständig überzeugt werden. 

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MEINE BEWERTUNG
★★★

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