Donnerstag, 22. August 2024

Rezension: Die flüsternde Muse - Laura Purcell

Die flüsternde Muse - Laura Purcell
© Festa
Die flüsternde Muse
| Laura Purcell |

Verlag: Festa 2024
Seiten: 448
ISBN: 978-3986761080

MEINE BEWERTUNG 

 
- ★★★★★ - 



Tragisch-vergnügliches Lustspiel mit Schauer-Glimmer
 
An den Theatern des viktorianischen Londons wird die Muse gefürchtet und geliebt. Denn diese spornt zu schauspielerischer Höchstleistung an. Doch was geschieht, wenn der Ruhmesschein verblasst, und die Inspiration ihren Tribut fordert?

Laura Purcell weiß Leserinnen und Leser ins viktorianische Zeitalter zu geleiten. Auch mit „Die flüsternde Muse“ zeigt sie ein konsterniertes Bild jener Epoche, und lädt gleichzeitig, zum tragisch-vergnüglichen Lustspiel ans Theater in London ein.

„Man kann über eine Komödie lachen, aber man vergisst sie mit der Zeit. Die Tragödie hat Kletten. Sie bleibt im Herzen haften.“ (S. 154)

Gemeinsam mit Protagonistin Jennifer betritt der:die Leser:in die Theaterwelt dieser Zeit. Dies ist die optimale Perspektive, um Sitten und Gebaren kennenzulernen, obwohl manches nicht immer einfach zu verstehen ist. Denn der Aberglaube stößt im Theater auf fruchtbaren Boden. Jennys erster offizieller Akt ist es, direkt vor dem Gebäude ordentlich auszuspucken, damit das von ihr verschriene Unglück gebannt wird.

Mit ihren 22 Jahren ist diese Anstellung für Jenny eine neue Erfahrung. Sie und ihre Familie befindet sich in finanzieller Not, was sie dazu treibt, als Garderobiere der Hauptdarstellerin Lilith Erikson den Lebensunterhalt zu verdienen.

Äußerst engagiert geht die junge Frau ihren Aufgaben nach. Sie merkt rasch, dass die Charaktere zuweilen schwierig und in viele Intrigen verstrickt sind.

In der geheimnisvollen Welt des Theaters offenbart sich mehr, als das bloße Auge erkennt. Lilith wird durch eine mysteriöse Taschenuhr zu schauspielerischen Höchstleistungen getrieben. Daraus ergibt sich ein faszinierendes Drama, welches zwischen Talent und Manipulation angesiedelt ist. Während die Schauspielerin das Publikum mit ihrer Darbietung fesselt, enthüllt sich hinter den Kulissen eine tragische Figur, die sich trotz divenhafter Abgehobenheit in einem desaströsen Zustand befindet.

„Es sind nur Figuren, die uns helfen, die Welt zu verstehen.“ (S. 240)

Anfangs entwickelt sich die Handlung behäbig und gibt Jenny Raum, zwischen intriganten Beziehungen und schaurigen Momenten anzukommen. Erst nach gut der Hälfte des Romans eskalieren eifersüchtige Machenschaften und persönlichen Rivalitäten, die in einen hitzigen, letzten Akt führen, welcher bis zum abschließenden Applaus ans Geschehen bannt.

Im Vergleich zu den anderen Büchern der Autorin, wie z.B. „Das Porzellanhaus“ oder „Der Schattenriss“, schreibt Purcell diesmal leichter und beschwingter. Es ist weniger schwermütig und düster, sondern es passt sich der Stil der schillernden Theaterwelt an. Dennoch wird nicht an brutalen Schilderungen gespart, welche in die Abgründe menschlicher Leidenschaft führen.

Gesagt sei außerdem, dass Purcell über ein faszinierendes Gefühl für historische Details verfügt, welches auch in diesem Thriller für interessante Einblicke in die damalige Zeit sorgt.

Thematisch bleibt sich die Autorin treu, indem sie das Leben und das wirtschaftliche Auskommen der Frauen jener Zeit beleuchtet. Besonderes Augenmerk legt sie darauf, dass die finanzielle Not auf exzentrische Bühnen treibt, selbst dann, wenn man den Text nicht kennt.

„Der törichte Mensch, der einen Pakt mit dem Teufel schloss.“ (S. 15)

„Die flüsternde Muse“ ist somit eine Eintrittskarte in die schillernde Theaterwelt der viktorianischen Zeit, wo Träume wahr werden und Albträume Gestalt annehmen. Es ist ein Porträt von Kreativität und den dunklen Schatten, welche die Muse mit sich bringt.
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MEINE BEWERTUNG
★★★★★

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11 Kommentare:

  1. Huhu Nicole,

    die Autorin ist mir noch gänzlich unbekannt, aber nach deiner Rezension hätte ich jetzt auch direkt Lust auf ein Buch! Diese schillernde Theaterwelt in Kontrast zum Schaurigen hört sich echt spannend und einzigartig an!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      ich bin mir fast zu 100 % sicher, dass du die Bücher von Laura Purcell lieben wirst. :) "Die flüsternde Muse" ist eher vergnüglich geschrieben. Die anderen Bücher der Autorin sind düsterer. Bisher haben mir wirklich alle gut gefallen. Ich hoffe sehr, dass bald wieder etwas von ihr kommt, denn aktuell bin ich mit ihren Büchern durch. :D

      Liebe Grüße
      Nicole

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  2. Hi Nicole!

    Auf diese Rezension hatte ich schon gewartet und du hast deine Eindrücke mal wieder großartig in Worte gefasst! Ich fand das Buch ja einen kleinen (minimalen) Tick schwächer als Der Schattenriss oder Das Korsett, dennoch hab mich großartig unterhalten gefühlt! Die Ideen und vor allem der Schreibstil sind schon etwas besonderes bei der Autorin und bisher hat mir ja jedes Gefallen.
    Besonders schön finde ich deine Auswahl dieses Zitats:
    „Man kann über eine Komödie lachen, aber man vergisst sie mit der Zeit. Die Tragödie hat Kletten. Sie bleibt im Herzen haften.“

    Ich freu mich jetzt auf Die stillen Gefährten und Das Porzellanhaus und hoffe, dass es dann auch bald was neues von ihr gibt!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      ich habe mir ein bisschen Zeit gelassen. Hätte Leni die Aktion "Bestbewertung" nicht ausgerufen, dann wäre die Rezension sogar erst im Oktober erschienen. XD

      Das Zitat ist mir unter die Haut gegangen, deshalb wollte ich es unbedingt in meiner Rezension teilen. Es stimmt, die anderen Bücher waren einnehmender und düsterer. Aber dennoch war es wieder ein ganz toller Roman von der Autorin.

      Die Bücher von Laura Purcell finde ich auch alle sehr genial. Momentan sitze ich auf den Trockenen. Sei froh, dass du noch zwei Bücher von ihr vor dir hast. Hoffentlich kommt bald wieder was von ihr.

      Liebe Grüße
      Nicole

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    2. Ja, manchmal schieb ich die Rezensionen auch ein bisschen, je nachdem, manchmal eben auch ob sie grade "in die Zeit" passen :D

      Das Zitat ist wirklich toll, das werde ich sicher mal in meine Zitate am Sonntag mit aufnehmen - und darauf hinweisen, dass du es vermerkt hast, denn ich hab es anscheinend nicht richtig aufgenommen beim lesen. Denn ansonsten schreib ich mir ja solche tollen Sätze immer sehr gerne raus!

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    3. Mittlerweile schiebe ich die Rezensionen schon um Monate, manchmal ist sogar schon 1 Jahr dazwischen. XD Ich habe dann meistens meine grobe Meinung niedergeschrieben und muss alles noch ausformulieren. Leider klappt's dann zeitlich oft nicht so wie ich es gerne hätte.

      Manchmal überliest man solche Sätze auch. Mir passiert es auch öfter, dass ich mir eine Stelle oder einen Satz notiere und nach der Lektüre kann ich mir nicht mehr erklären, was mir daran so gefallen hat. :D

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    4. Ich muss die Rezis immer gleich schreiben und auch ausformulieren. Sobald ich das nächste Buch anfange ist mein Kopf schon wieder voll von der neuen Geschichte, den Charakteren, dem Schreibstil... ich kann mich dann gar nicht mehr darauf einlassen, wie das vorherige war ... ja, mein Kopf lässt da leider sehr nach *lach*

      Oh ja, andersrum gehts natürlich auch. Das hab ich ebenfalls öfter dass ich mir was notiere, und so aus dem Zusammenhang gerissen - oder aus dem Lesefluss - wirkt es dann gar nicht mehr so ;)

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    5. Bei mir ist es tatsächlich besser, wenn ich die Geschichte erst einmal sickern lasse. Mit etwas Distanz schaffe ich erst, meine Gefühle beim Lesen zu beschreiben.

      Ja! XD Es wäre auch mal was anderes, die unsinigsten gesammelten Zitate in einem Beitrag zu veröffentlichen.

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    6. Das "sacken lassen" funktioniert bei mir über Nacht schon ganz gut *lach* Länger kann ich nicht warten, weil ich wirklich, sobald ich in einer neuen Geschichte bin, überhaupt nicht mehr auf meine Gefühle und Gedanken vom Buch davor zugreifen kann...

      Haha, ja, das wäre mal was mit den Zitaten, aber alle "überflüssigen" hab ich nicht mehr, die sind schon entsorgt :D

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    7. Bei mir würde sich das zeitlich gar nicht ausgehen, weil ich eben viel unterwegs lese. Also, da müsste ich oft ewig warten, um zum nächsten Buch zu greifen. Aber es klappt so eigentlich recht gut. Doch - wenn ich mehrere Tage Abstand zum Buch und meinen Gefühlen schaffe, finde ich bessere Worte dafür. XD Manchmal tippe ich eine Rezension gleich runter und später merke ich, dass ich einiges gar nicht erwähnt habe, was mir während des Lesens aufgefallen war oder ich gerne eingebaut hätte.

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    8. Deshalb mach ich mir immer Notizen :D Ich würde sonst viel zu viel vergessen! Dass mir nach ein paar Tagen noch was einfällt passiert mir schon auch, aber dann trage ich das nach. Die Rezension veröffentliche ich ja nicht gleich, die wird vorgeplant und falls ich dann noch was ändern möchte, bleibt schon immer noch etwas Zeit ;)

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