![]() |
| © Diogenes |
| Erich Hackl |
Verlag: Diognes 2014
Seiten: 192
ISBN: 9783-257261103
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
ISBN: 9783-257261103
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Zur Erinnerung an Sidonie
Am achtzehnten August 1933 entdeckte der Pförtner des Krankenhauses von Steyr im Bundesland Oberösterreich ein schlafendes Kind. Neben dem Säugling, der in Lumpen gewickelt war, lag ein Stück Papier mit den Worten:
„Ich heiße Sidonie Adlersburg und bin geboren auf der Straße nach Altheim. Bitte um Eltern.“ (S. 7)
So beginnt die Geschichte von Sidonie, einem Roma-Mädchen, das in Hans und Josefa Breirather liebevolle Pflegeeltern findet und in deren Sohn Manfred einen gutmütigen Bruder. Doch während Sidonie in ihrer neuen Familie Geborgenheit erlebt, breiten sich die Schatten des Nationalsozialismus immer weiter aus, bis sie auch über die Familie Breirather fallen.
„Die Zigeuner, sagte Josefa. Warum kommen keine mehr. Die können sich ja nicht in Luft aufgelöst haben.“ (S. 98)
Dieses schmale Buch beschreibt die kurze Lebensgeschichte eines Mädchens, das viele Jahre lang in Vergessenheit geraten war. Erst als Manfred Breirather, Sidonies Pflegebruder, die Stille nicht länger ertragen konnte, wurde ihre Geschichte ans Licht gebracht. Chronist und Autor Erich Hackl hat diese mit großer Sorgfalt bewahrt.
Hackl erzählt sachlich und mit der Genauigkeit eines Chronisten, ohne die Menschlichkeit aus den Augen zu verlieren. Seine Sprache ist schlicht, fast spröde, und gerade deshalb so eindringlich. Mit wenigen, klaren Sätzen gelingt es ihm, die Tragödie einer Zeit greifbar zu machen, in der Angst, Mitläufertum und Gleichgültigkeit das Leben vieler Menschen bestimmten. Man spürt auf jeder Seite, dass hier jemand schreibt, um zu bewahren und nicht um zu beschönigen.
Ich habe „Abschied von Sidonie“ dreimal gelesen. Zuerst als Schullektüre, dann ein zweites Mal nach einem Schulwechsel und viele Jahre später erneut als Erwachsene. Mit jedem Lesen habe ich neue Facetten entdeckt. Damals die traurige Geschichte eines Mädchens, heute das stille, aber unmissverständliche Plädoyer gegen Ausgrenzung und Menschenverachtung.
Erich Hackl nähert sich Sidonies Schicksal auf eine Weise, die auch für junge Leser:innen zugänglich bleibt, ohne die Grausamkeit der Zeit zu verschleiern. Obwohl die Ereignisse während des Nationalsozialismus in Österreich spielen, trägt dieses Buch eine universelle Botschaft. Es erinnert uns daran, dass in jedem Menschen eine Seele steckt und dass ihr Wert niemals zur Diskussion stehen darf.
„Abschied von Sidonie“ gehört für mich zu den wichtigsten Büchern der österreichischen Buchlandschaft. Es ist schmerzhaft, schnörkellos und zugleich voller Mitgefühl. Es ist eine Erzählung, die trotz ihrer Kürze lange nachwirkt.
Wenn ich an Sidonie Adlersburg denke, sehe ich ein fröhliches Mädchen mit dunklen Locken und wachen Augen, das lacht, spielt und singt. Ein Kind, das geliebt wurde, und das nicht vergessen werden darf. Dieses Bild, das Hackl so still und ehrlich zeichnet, bleibt. Auch beim dritten Lesen hat es mich tief berührt.
_______________
*Affiliate-Link = Für mich fallen ein paar Cents ab, wenn du hier kaufst
Mehr dazu in der Datenschutzerklärung.

Wie man schon im Titel des Buches sieht, handelt es um ein Mädchen namens Sidonie, welche eine schwere Zeit hatte. Dieses Buch zeigt die rührende Geschichte eines Zigeunermädchens im 2. Weltkrieg. Mir hat das Buch besonders gut gefallen, da ich in Österreich wohne und dadurch hat es eine persönliche Beziehung zu mir aufgebaut. Zudem ist es sehr sachlich und besonders gut geschrieben, er schreibt zwar trocken, aber man merkt trotzdem die Emotionen, welche Sidonie und ihre Mitmenschen empfanden.
AntwortenLöschenIch empfehle dieses Buch an Personen, welche schon etwas über den 2. Weltkrieg gehört haben, da man etwas über die Geschichte wissen muss, um es zu verstehen.
Schön zusammengefasst. Ich lebe auch in Österreich und Steyr ist gar nicht weit weg von mir, daher konnte ich auch einen guten Bezug zu den Ereignissen aufbauen.
LöschenLG Nicole
Hallo :)
AntwortenLöschenWir haben das Buch im Zuge des Deutsch Unterrichts gelesen und waren ziemlich beeindruckt. Wie schafft es Erich Hackl, trotz der sachlichen Schreibweise, eine solche Ergriffenheit beim Leser auszulösen? Wir denken es ist ein Zeugnis dafür, wie schrecklich die Zeit damals wirklich war, denn man kann noch so kalt darüber schreiben und es löst doch immer wieder eine innere Betroffenheit aus.
Wir würden das Buch an jeden weiterempfehlen! Auch weil es einmal eine andere Art ist, über das Geschehene zu berichten.
Liebe Grüße :)
Hallo :)
LöschenIch kann dir nur zustimmen. :) Ich habe das Buch auch zum ersten Mal im Deutschunterricht gelesen (sogar 2mal, weil ich die Schule gewechselt hatte) und dann habe ich vor ein paar Jahren noch einmal dazu gegriffen. Man kann's immer wieder lesen, die Beklommenheit bleibt bestehen.
Liebe Grüße,
Nicole
jo ich finde auch
AntwortenLöschenSehr fein. :)
Löschen