Montag, 1. Juni 2015

Rezension: Ich sehe was, was niemand sieht - Tim O'Rourke

© Carlsen

Meine Bewertung ★★★★


SHORT FACTS

Titel: Ich sehe was, was niemand sieht
Autor: Tim O'Rourke
Verlag: Chicken House 2015
Seiten: 336
ISBN: 978551520746

  

Ich sehe was, was niemand sieht


Die junge Charley hat Visionen. Sie nennt es „Blitze“. Kurze Einblicke in den Todeskampf sterbender Menschen: das angstverzerrte Gesicht eines Mädchen, ein heranrasender Zug und ein Körper auf den Gleisen. Charley ist sich sicher, dass es sich dabei um Verbrechen handelt, die sie sehen kann, nur schenkt ihr niemand Glauben. Bis sie auf den Polizisten Tom trifft, der weiß, dass Charley eigentlich nicht wissen könnte, dass das tote Mädchen auf den Gleisen Kerry hieß.

Leider muss ich gleich am Anfang sagen, dieses Buch hat mir überhaupt nicht gefallen und gleichzeitig muss ich es standfest verteidigen, denn es ist ein Jugendbuch und eigentlich für eine ganz andere Leserschaft gedacht.

Gut fand ich auf jeden Fall die Mystery-Idee der Visionen von sterbenden Menschen. Zwar ist die Grundthematik nicht neu, so manches Medium hat der Polizei schon auf die Sprünge geholfen, trotzdem ist es ein spannender Rahmen, der durch die jugendliche Protagonistin ordentlich aufgefrischt wird.

Die Handlung verspricht also großes Potential, das meiner Ansicht nach bei Weitem nicht ausgeschöpft wurde. Die einfache Erzählweise und der simple Schreibstil haben mir bereits nach dem ersten Viertel die Spannung an der Geschichte genommen, weil ich schon an diesem Punkt wusste, wer hier für die Morde verantwortlich ist und der weitere Verlauf so offensichtlich auf der Hand lag, dass ich nur weitergelesen habe, um zu erfahren, ob ich mit meiner Einschätzung richtig liege.

Unterstrichen wird dieser Eindruck von den Charakteren, die meiner Meinung nach einfältige Naivlinge sind, und meinem Empfinden nach teilweise sehr unlogisch handeln, was mich zu einem besonders störenden Punkt führt: Das Aggressionspotential zwischen den Protagonisten ist enorm! Es ist mir noch nie untergekommen, dass sich Protagonisten von Vornherein ohne nachvollziehbaren Grund so feindselig gegenüberstehen, sich gegenseitig anfeinden, obwohl sie sich eigentlich gar nicht kennen und nicht einmal einen persönlichen Vorteil daraus ziehen.

Hingegen fand ich die Gruselelemente gut, wäre die Handlung nicht gar so offensichtlich gewesen, hätte ich an manchen Stellen bestimmt eine Gänsehaut bekommen. Zusätzlich nahmen der platte Erzählstil und die schlaffen Charaktere auch hier die Luft raus, was eben den Mysteryeffekt auf ein Minimum reduziert.

Wie bereits eingangs erwähnt, es ist ein Thriller, der für eine junge Leserschaft geschrieben wurde. Zwar lese ich immer wieder gern Jugendbücher, die mir gut gefallen, aber hier habe ich mal richtig daneben gegriffen. Ich gehe davon aus, dass es sich um ein Buch für besonders junge Leser handelt, die sich das erste Mal in den Bereich der Mystery-Thriller wagen und bin mir sicher, dass es dieser Zielgruppe um einiges besser gefällt.


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7 Kommentare:

  1. Du sprichst mir aus der Seele!
    Habe es ähnlich empfunden und befand mich auch im dem Zwiespalt Jugendbuch vs Mich als Publikum, aber dennoch ist es durchgefallen bei mir :(

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    1. Ich habe dann doch noch 2 Sternchen vergeben, weil mir die Idee gefallen hat und weil es sich wohl eher an sehr junge Leser richtet. Anders kann ich mir das nicht erklären ...

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  2. Okay, und wieder ein Buch gestrichen. Wenn ich drüber nachdenke, was ich schon alles an Thriller gelesen habe, sollte ich um dieses Buch wohl eher einen Bogen machen, wenn es doch eher was für die jüngere Generation und für jene ist, die es sich in diesem Genre vorher noch nicht gemütlich gemacht haben.
    Schade eigentlich. Es klang so interessant.

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    1. Ja, es klingt wirklich sehr interessant, aber es entgeht dir nicht viel. Für ganz junge Leser ist es bestimmt ok, aber für ältere Thrillerhasen ist es einfach nichts. Vor allem ist der Schreibstil auch so einfach gehalten, dass das Lesen keinen Spaß macht.

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    2. Überredet. Ich lasse auf jeden Fall die Finger davon.

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  3. Mhh ich denke ich lasse auch die Finger davon. Lese ja gerne mal im Thriller und besonders im Jugend Thriller Bereich, aber wenn es so leicht zu durchschauen ist, macht es auch keinen Spaß :(

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    1. Es ist an und für sich nicht schlecht, aber meiner Ansicht nach für ein sehr junges Publikum ausgerichtet, mir hat es leider überhaupt keinen Spaß gemacht.

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