Dienstag, 22. September 2015

Rezension: Die Drehung der Schraube - Henry James

© Random House

Meine Bewertung ★★★


SHORT FACTS

Titel: Die Drehung der Schraube
Autor: Henry James
Verlag: Manesse 2010
Ersterscheinung 1898
Seiten: 304
ISBN: 9783717523307

 

Hochgeschraubte Gruselspannung


Eine junge und naive Erzieherin nimmt eine Anstellung in einem märchenhaften Landhaus an. Die pflegeleichten Kinder gleichen Engeln, ihre Aufgaben lassen sich gut bewältigen und Unterstützung wird ihr von der Haushälterin Mr. Grose zugesagt.

Wenn diese Stelle nur nicht zum Fürchten wäre! Denn plötzlich sieht sich die Gouvernante mit gespenstischen Erscheinungen konfrontiert, die sie vor Angst in den Wahnsinn treiben. Und was haben die Kinder damit zutun?

Diese Novelle ist von Beginn an ein wahrer Gruselklassiker! Zuerst befindet man sich als Leser in feiner Gesellschaft, die sich abends gegenseitig schaurige Geschichten erzählt. Da lässt es sich ein Herr nicht nehmen, von zwei engelsgleichen Kindern und ihrer Gouvernante zu berichten.

Die Gouvernante ist äußerst unerfahren und nimmt glückselig die Stelle in dem Landhaus an. Ihr Herr möchte mit Belangen um die Kinder nicht behelligt werden und so stellt sie sich zaghaft und trotzdem überwältigt der verantwortungsvollen Position.

Trotz der vorzüglichen Manieren der Kinder und dem harmonischen Ablauf der einzelnen Tage, bekommt es die Erzieherin mit der Angst zutun, als der ihr anvertraute Junge Miles einen Schulverweis bekommt und sie sich fragt, woran die letzte Gouvernante eigentlich gestorben ist.

Und obwohl eigentlich kaum etwas geschieht, dreht Henry James die Spannungschraube bis zum Bersten an. Von Beginn an war ich von der gruseligen Atmosphäre gefangen, seitenweise hielt ich den Atem an und habe mich nicht nur gegruselt sondern gefürchtet, weil teilweise die Fantasie mit mir durchgegangen ist.

Denn hier komme ich zum Kern dieser Erzählung. Der Autor überlässt den Leser seiner eigenen Vorstellungskraft und erschafft damit Nervenkitzel, der einen beim kleinsten Laut vor Schreck zusammenzucken lässt.

Als natürliche Folge lässt die Handlung sehr viel Interpretationsspielraum, der im Nachhinein noch für interessante Diskussionen sorgt und die Geschichte aus mehreren Perspektiven betrachten lässt. 

Zwar war ich vom Ende leider etwas enttäuscht, allerdings kann ich diese nervenaufreibende Schauerlektüre auf Klassikerniveau uneingeschränkt jeden empfehlen, der einmal hochgeschraubte Gruselspannung am eigenen Leib erfahren will.


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Die Drehung der Schraube - Henry James

7 Kommentare:

  1. Hi :D
    Ich mag Klassiker, vor allem wenn es schaurig zugeht. Henry James kannte ich selbst noch nicht, aber klingt echt interessant. Nur schade, dass dir das Ende nicht zugesagt hat. ;( Das ist doch laut Stephen King der wichtigste Teil einer Geschichte!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      das Ende kann man hier auch unterschiedlich deuten, aber meine Deutung gefällt mir nicht! Hier hat es mir der Autor mit seinem Interpretationsspielraum schwer gemacht. Aber vielleicht hat er es doch geschafft? Immerhin habe ich sehr viel über dieses Ende nachgedacht.

      Es ist auf jeden Fall ein Schauerklassiker, den man sich zu Halloween schon gönnen kann.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Scheint eher nicht so mein Fall zu sein, aber Danke für die Vorstellung. :)

    Herzliche Grüße

    Lenchen vom Testereiwahnsinn

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  3. The Turn of the Screw will ich schon ewig und drei Tage lesen. Soll ja die Inspiration für The Others geliefert haben, und den Film mag ich sehr. Bei Geistergeschichten fnde ich es immer am besten, wenn Details der Vorstellung überlassen bleiben (wie bei Die Frau in Schwarz), Gruselschocker finde ich total öde und ätzend, daher sollte das ja echt mein Ding sein. Na ja, irgendwann...

    Liebe Grüße!

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    1. Hallo Sam,

      wenn dir solche Geschichte liegen, dann solltest du dir das Buch vielleicht wirklich mal gönnen. Ich habe gesehen, dass im Dezember eine günstige Taschenbuchausgabe erscheint und es ist wirklich schnell gelesen.

      Ja, das kommt hin! "The Others" hat eindeutige Parallelen, trotzdem geht das Original doch in eine andere Richtung.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  4. Ein absoluter Klassiker. Ich mag solche Geschichten, denen man anmerkt, dass sie ganze Genres über Generationen von Schriftstellern inspiriert haben. Wenn man es dann aus heutiger Sicht liest, wirkt gerade dieses Buch schon fast wie das Buchgewordene Klischee ;)

    Trotzdem - oder gerade deswegen liebe ich es.
    Liebe Grüße
    Mareike

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    1. Ja, genau! Es ist der Schauerklassiker schlechthin! Erst kürzlich habe ich ein ähnliches Werk von John Boyne gelesen und bei der Schraube hatte ich den Eindruck, als ob Henry James von Boyne ein bisschen abgeschrieben hätte. ;-)

      Wie schön du das schreibst, "das buchgewordene Klischee" - das muss ich mir merken!

      Liebe Grüße,
      Nicole

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