Sonntag, 5. Juni 2016

Rezension: Kinder der Freiheit - Ken Follett

© Lübbe
Kinder der Freiheit
| Ken Follett |

Verlag: Lübbe Audio 2014
Dauer: 889 min 
ISBN: 9783785750049
Sprecher: Johannes Steck

MEINE BEWERTUNG

 ★ - 


Kinder der Freiheit

Es war einmal eine Welt, die in den Händen zweier Großmächte lag, die von Mauern sowie Zäunen durchzogen und von Nuklearwaffen bedroht war. Es war eine Welt, die nach Freiheit lechzte, sich aber noch immer nicht vorstellen konnte, wie diese zu erreichen und erst recht zu bewahren war. Und es war eine Welt, in der Menschen lebten, manchmal sogar von ihren Lieben und der Familie getrennt, die nach Gleichberechtigung strebten, oftmals Freizügigkeit lebten und sich nach Glück und Frieden sehnten.

Es handelt sich um den Abschlussband von Ken Folletts Jahrhundert-Saga. Die Handlung setzt in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts an und streckt sich fast bis in die Gegenwart.

Das Hauptthema ist dem Weltgeschehen entsprechend der Kalte Krieg, der sich nach dem 2. Weltkrieg zwischen den USA und der UdSSR anbahnt und den Rest der Welt in Atem hält. Weitere Inhalte dieser Zeit sind der Kampf für Gleichberechtigung, sei es nun gegen Rassismus oder für Feminismus, die Hippie-Bewegung und deren Forderung des Kriegsendes in Vietnam, aber auch der Wechsel der Machtverhältnisse, ob nun in den USA oder in Russland, die Follett hier zu einem fulminanten Gesamtwerk vereint.


Wenn man bereits die ersten beiden Teile gelesen hat, findet man sich in den wohl vertrauten Familien wieder, mit denen man gemeinsam den Stürmen der Geschichte trotzt.


In Deutschland begegnet man erneut Familie Franck, die in Berlin durch eine Mauer getrennt wird. In den UdSSR ist es Familie Dworkin-Peschkow, die sich zwischen Regimetreue und der Sehnsucht nach Freiheit bewegt. Familie Peshkov-Jakes hingegen, setzt sich in den USA für die Menschenrechte ein. Während Familie Leckwith-Williams in Großbritannien etwas mehr in den Hintergrund rückt und sich vor allem der Musik verschrieben hat. Anhand dieser Familien bzw. einiger Figuren davon, tritt man mit den Kindern der Freiheit - der mittlerweile 3. Generation -  eine Reise durch die Zeitgeschichte an.


Der Familiengeschichten und Einzelschicksale ungeachtet steht vor allem die politische Entwicklung im Vordergrund. Ken Follett platziert seine Figuren wohlweislich, damit sie sich am Nabel des Geschehens befinden und man gemeinsam mit ihnen die dramatischsten Ereignisse dieser Epoche erleben kann.


Gleichzeitig dröselt der Autor geschickt Hintergründe, Zusammenhänge und Wirrungen auf, um dem Leser die Komplexität der politischen Beweggründe vor Augen zu führen und zeigt damit auf, wie schwierig es damals war und wahrscheinlich auch heute ist, als Politiker das Richtige zutun. Denn wer hätte bedacht, dass die Kubakrise in direktem Zusammenhang mit den amerikanischen Bürgerrechten steht?


Trotzdem wurden meinem Empfinden nach einige Ereignisse - wie u.a. der Atomreaktorunfall in Tschernobyl - zu sehr an den Rand gedrängt oder kamen erst gar nicht vor, was aber natürlich auch dem Gesamtwerk geschuldet ist, das Follett hier geschaffen hat. Denn es ist doch nachvollziehbar, dass eine derart umfassende Erzählung auch ihre Grenzen hat.


Der Erzählstil des Autors ist im Grunde grandios. Es ist bemerkenswert, wie er die Protagonisten und ihre Familien mit dem Weltgeschehen vereint, zur rechten Zeit den Fokus auf das Gesamtbild richtet und dann am Beispiel seiner Protagonisten wieder ins Detail zu gehen vermag.


Allerdings nimmt es mir Follett manchmal allzu genau. Wieder sind es die unnötigen Sexszenen, die mich gestört haben. Hier wird mir zu detailliert beschrieben und sie lenken laufend von der Gesamthandlung ab. Jedoch sind sie mir im Gegensatz zu den Vorgängerbänden nicht ganz so ausgeprägt erschienen.


„Kinder der Freiheit“ war für mich ein eindrucksvoller Abschluss der Jahrhundert-Saga, der mich in die Zeit des Kalten Kriegs zurück geschickt, mich mit Schwarzen in den USA um Gleichberechtigung kämpfen, gegen das Kriegsgeschehen in Vietnam demonstrieren und mich gegen die Mauer quer durch Berlin aufbegehren lassen hat. Informativ, interessant und emotional aufwühlend reicht man den Familien die Hand, um mit ihnen gemeinsam als Kinder der Freiheit aus dem Kalten Krieg hervorzugehen.


Wem bereits die ersten beiden Teile gefallen habe, rate ich unbedingt zum Abschlussband zu greifen, und wer sich von Vornherein für Geschichte und Politik interessiert, dem kann ich empfehlen, sich mit den genannten Familien auf Zeitreise begeben.

________________
MEINE BEWERTUNG
★★

Ken Folletts Jahrhundertsaga:

1) Sturz der Titanen [Rezension lesen]
2) Winter der Welt [Rezension lesen]
3) Kinder der Freiheit 


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6 Kommentare:

  1. Hey Nicole,
    schön, dass der Abschlussband Dir gefallen hat. Mich hat er leider sehr enttäuscht und ich habe viele Seiten nur quergelesen. Dafür hat mir Teil 2 sehr gut gefallen. :)
    Liebe Grüße Melli

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    1. Hallo Melli,

      schade, dass dir der Abschlussband nicht gefallen hat. Lag es vielleicht an der Zeit? Damals war es ja nicht mehr "ganz so dramatisch" wie während des 1. und 2. Weltkriegs.

      Ich habe von vielen gehört, dass sie den 3. Teil nicht mehr gut fanden, vielleicht habe ich von Vornherein meine Erwartungen angepasst.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Hi Nicole,
    Die Reihe ist mir auch schon öfter begegnet, aber ich weiss nicht so recht, ob es mir gefallen wűrde. Die Zeitebenen klingen zwar schon interessant, aber auch sehr verschieden von den Büchern. Den ersten Weltkrieg finde ich in Büchern schon ein wenig ausgelutscht!

    Liebe Grüsse
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      meinst du wirklich? Oder hast du den 2. Weltkrieg gemeint? Ich persönlich habe eher das Gefühl, dass man nur selten vom 1. Weltkrieg liest.

      Die gesamte Trilogie ist wirklich gut und interessant aufgebaut. Sicherlich gibt es hier immer etwas zu bemängeln, aber grad weil es so ein umfangreicher Epos ist, kann man wahrscheinlich nicht alles unter bringen.

      Ich kann aber deine Zweifel gut verstehen, mir ist es ähnlich gegangen und deshalb habe ich mir die Hörbücher besorgt.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  3. Hallo Nicole,

    deine Rezi bestätigt mein Gefühl, um diese Saga einen Bogen gemacht zu haben. Auch wenn ich jetzt nur deine Meinung zu Teil 3 gelesen habe, kommt mir das Ganze etwas zu langatmig vor. Ich habe es nicht gelesen, aber irgendwie widerstrebt es mir, dieses zu lesen/hören. Man muss ja schließlich auch nicht alles lesen :)

    Deine Rezi gefällt mir aber und hast du toll geschrieben.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo Uwe,

      damit hast du vollkommen Recht! Man muss wirklich nicht alles gelesen haben. Ich denke, die Bücher hätte ich auch nicht gelesen, obwohl ich doch immer neugierig war, weil gerade Romane um den 1. Weltkrieg interessant sind. Dann gab es die Hörbücher bei uns in der Bibliothek und die Chance habe ich genutzt.

      Langatmig war es nicht. Die Lesefassung ist sehr ansprechend gestaltet, man muss halt die politischen Hintergründe mögen, weil die nunmal im Vordergrund stehen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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