Sonntag, 18. Mai 2014

Rezension: Die Pest - Albert Camus


Quelle: pixabay.com

Meine Bewertung ★★☆☆


Short facts


Titel: Die Pest
Autor: Albert Camus
Verlag: Suhrkamp 1982
Seiten: 318
ISBN: 3-518-01771-3


Es ist das Leben, sonst nichts.


In der französich-algerischen Stadt Oran sorgt ein unverständliches Rattensterben für Unruhe. Die toten Nager finden sich in Hauseingängen, auf Straßen und sogar in den Wohnhäusern selbst. Während man anfangs noch Lausbubenstreiche dafür verantwortlich macht, hat es die Stadtverwaltung rasch mit der Entsorgung einer massiven Anzahl an Kadavern zutun.

Doch die bloße Verwunderung bleibt nicht lange allein und weicht schnell dem allgemeinen Entsetzen. Die elenden Ratten waren die Boten der Pest, die sich über die Stadt an der Küste und ihre Bürger ausbreitet.



In Camus’ Klassiker „Die Pest“ geht es nicht nur um den Ausbruch und Eindämmungsversuche dieser furchteinflößenden Krankheit, sondern vor allem um gesellschaftliche und zwischenmenschliche Entwicklungen, die durch die Quarantäne einer ganzen Stadt ausgelöst werden.

Straftäter werden zu beflissentlichen Bürgern, die aufgrund erkrankter oder verstorbener Angestellter eine Aufgabe in der Stadtverwaltung und damit einen Lebenssinn erhalten haben, Prediger sehen die Strafe Gottes, die über einen Sündenpfuhl fegt und ehrliche Bürger, erkennen einen Weg, sich durch das Schmuggeln von Waren aller Art ihren Lebensunterhalt aufzubessern.



Camus bleibt aber nicht bei Einzelschicksalen, sondern beschreibt die Gesellschaft einer Stadt, die sich zuerst vor dem Entsetzlichen verbirgt, sich daraufhin einer unbändigen Lebenslust hingibt und dann doch zur teilnahmslosen Lethargie übergeht.



Ich muss gestehen, all diese Aspekte haben mich weniger interessiert und ich hatte mir hier doch dem Titel entsprechend die Beschreibung einer Pestepidemie erwartet, gerade weil sogar ein Arzt als Protagonist gehandelt wird.



Camus’ wartet hier hingegen mit einer trockenen Gesellschaftsstudie auf, die durch die Worte des Autors nicht besser beschrieben werden könnte:



„Es ist das Leben, sonst nichts“ (S. 316) 



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2 Kommentare:

  1. Vor kurzem hatte ich "Der Fremde" von Camus in der Hand und habe es auch geschafft, einige Seiten zu lesen. Jedoch musste ich es wieder weglegen. Es herrschte durch und durch eine bedrückende Stimmung, die ich nicht ausgehalten habe. Was man ihm, als Autoren, zugute halten kann. Stimmungen zu erzeugen ist ja eine Kunst. Deine Rezension bestätigt mich dabei sehr. Camus hat mich immer interessiert, weil ich mich auch für Philosophie interessiere. Und die französischen Existenzialisten wie er und Sartre haben sowohl das Talent als auch die Angewohnheit, ihre philosophischen Gedanken nicht nur in "Sachtexten", sondern auch in Erzählungen, Romanen und Stücken zu verpacken. Eigentlich sehr interessant. Mit Sartre und seinen philosophischen Gedanken konnte ich aber mehr anfangen, als mit denen Camus. (Ich habe eben noch einmal bei Wikipedia nachgelesen, was denn so Camus philosophische Grundgedanken sind und finde sie hier und in "Der Fremde" wieder)
    Jedenfalls ist mir klar geworden, dass Camus und ich wohl keine Freunde werden. Falls es dich aber interessiert, kannst du dich ja mal mit Sartre auseinander setzen. Das Drama "Das Spiel ist aus" hat mir sehr gut gefallen.

    Liebe Grüße,

    https://lesenundgrossetaten.blogspot.de

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    1. "Das Spiel ist aus" habe ich sogar schon gelesen und auch das war weniger meins. Ich bin wohl weniger die Philosophin und habe es lieber mit konkreteren Sachverhalten zutun. Zwar darf ein Roman schon philosophische Züge enthalten, aber wenn er sich zu sehr darauf beschränkt, dann verliere ich die Lust daran.

      Trotzdem finde ich es interessant, all die klassischen Autoren/Philosophen kennenzulernen, auch wenn sie mich nicht immer packen können.

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