Mittwoch, 18. Mai 2016

Rezension: Das Haus der bösen Träume - F. R. Tallis

© Random House
Das Haus der bösen Träume
| F. R. Tallis |

Verlag: btb 2016
Seiten: 352 
ISBN: 9783442744671

MEINE BEWERTUNG 

★★ - 


Guten Schlaf und böse Träume.

50er-Jahre. James Richardson ist Psychiater und tritt eine Stelle in einer Privatklinik mitten in der Einöde an. Hier arbeitet er für Dr. Maitland, einen der renommiertesten Vertreter seines Fachs und überwacht unter anderem den Schlafraum, wo im Rahmen eines Experiments kranke Frauen im künstlichen Tiefschlaf von ihren psychischen Störungen genesen sollen. Oder steckt etwas anderes dahinter?

Dr. Richardson nimmt die Stellung in der Privatanstalt an und dieses alte Gemäuer liegt inmitten einer einsamen Gegend. Es ist umgeben von Morast, Sumpf und Feldern, wie es für Nervenheilanstalten oft üblich ist. In dieser Abgeschiedenheit konzentriert er sich auf seine berufliche Tätigkeit. Aber auch das Gebäude an sich sorgt schon für schauriges Gruselambiente. Hier sind nur das wenige Personal und die Patienten anzutreffen, wodurch die düstere Stimmung durch die spürbare Ruhe verstärkt wird. Diese unheimliche Stille wird zusätzlich durch den Schlafraum bis zum Zerreissen getrieben. Dabei handelt es sich um jenen Raum, der für das neueste Experiment von Dr. Maitland dient und in dem einige Patientinnen im künstlichen Schlaf liegen.

Der Autor lässt Richardson und den Leser erst einmal in der Klinik ankommen und diese Ruhe fühlen. Längere Zeit über geschieht nicht viel, jedoch mag ich es, wenn ich mich zuerst gemeinsam mit den Figuren mit der neuen Situation vertraut machen kann und sich dabei langsam die Stimmung der Geschichte aufbaut. Je besser Richardson die Abläufe in der Klinik kennt, umso mehr kommen bei ihm Zweifel auf. Er zweifelt nicht nur an dem fragwürdigen Experiment, das sein renommierter Vorgesetzter durchführt, sondern auch an dessen Absichten und der Integrität dahinter, und außerdem sogar an seiner eigenen geistigen Gesundheit.


Denn nach und nach häufen sich mysteriöse Ereignisse, die Richardson schaudern und den Leser gruseln lassen.


Bei diesem Buch ist vor allem der historische Rahmen bemerkenswert, weil er großteils auf die psychologischen bzw. psychiatrischen Richtungen und ihre damaligen Erkenntnisse beruht. Es ist immer wieder interessant, wenn wissenschaftliche Entwicklungen aufgegriffen und als Grundlage eines Romans ausgearbeitet werden. Hier dienen die unterschiedlichen Ansätze der Schulmedizin bzw. Psychiatrie und jene der Freudianer (Psychoanalyse) als Basis, die mit den üblichen Mysteryelementen zu einem  ansprechenden Schauerroman verbunden sind.


Der Schreibstil ist entsprechend nüchtern und hat auf mich distanziert gewirkt, was der Erzählung dennoch nicht geschadet sondern eher einen gewissen Reiz sowie Authentizität verliehen hat.


Das Ende hat mich sehr überrascht, denn der Autor drückt dem Leser ein Paradoxon in die Hand, das man im Nachhinein noch etliche Male drehen und wenden kann, ohne letztendlich zu einem überzeugenden Schluss zu kommen.


Damit ist „Das Haus der bösen Träume“ mit allen Elementen ausstaffiert, die eine schön-schaurige Gruselgeschichte braucht. Eine Psychiatrie in der Einöde, ein einsamer junger Wissenschafter und ein Keller voll schlafender Frauen, die eine mysteriöse Atmosphäre umgibt. Trotz des ruhigen Stils habe ich dieses Buch recht gern gelesen, mich im stillen Schlafraum gegruselt, mit Dr. Richardson über die Experimente nachgedacht und danach noch über das Ende gegrübelt, das mir zu guter Letzt einen richtigen Schauer beschert hat.

________________
MEINE BEWERTUNG
★★★

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Das Haus der bösen Träume - F. R. Tallis

Ich bedanke mich beim Verlag für das Rezensionsexemplar.
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9 Kommentare:

  1. Hi Nicole,
    Jetzt hast du es auch gelese, schön dass es dir auch gefallen hat! Es war echt gut, zwar wie du sagtest eher ruhig, aber dennoch fesselnd und ganz leicht gruselig! :-)

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      ja, genau wie ich es erwartet hatte. Das war mal wieder ein Buch für mich. :-) Danke für den Tipp!

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Hi, oh das klingt aber super, ich denke, das könnte mir auch gefallen

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  3. Hallo Nicole,

    ooooh, das Buch habe ich gestern ausgelesen und schreibe gerade an der Rezi. Unsere Eindrücke sind recht ähnlich. Mir hat es sehr gut gefallen. Vor allem die erste Auflösung aus James Sicht und dann die... richtige Auflösung, oder so. *g*

    Viele Grüße
    Steffi

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    1. Hallo Steffi,

      ich bin mir nach wie vor unsicher, was die richtige Auflösung sein soll. ;-) Jedenfalls war es sehr fesselnd geschrieben und hat mir gut gefallen. Wir haben tatsächlich einen sehr ähnlichen Buchgeschmack.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  4. Hallo Nicole,

    auch wenn ich zugeben muss, dass mich das Cover so gar nicht anspricht, verleitet mich deine Rezension dazu, dieses eher für mich untypische Buch lesen zu wollen. Nein. Warte. Anders. Ich bin sowas von neugierig, dass ich es jetzt sofort anlesen mag. Danke dafür. ;-)

    Und jetzt noch kurz etwas anderes, weil du den Kommentar von Steffi beim letzten TTT (bei mir) sicher nicht mehr mitbekommen hast.
    Falls "Die Erfindung der Flügel" wirklich auf deinem Wunschzettel landet, vielleicht hast du ja dann auch irgendwann auf eine gemeinsame Leserunde dazu Lust.
    Ich habe bei mir einen Post dafür, wenn du stöbern magst. ;-)

    Liebste Grüße, Hibi

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    1. Hallo Hibi,

      vom Cover her hätte es mich auch nicht angesprochen, aber ich habe eine gute Rezension dazu bei Jessi von In Büchern Leben entdeckt und dann war klar, das muss ich lesen.

      Danke für den Tipp, ich habe mich bei dir schon bemerkbar gemacht. :-)

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  5. Meins wars ja überhaupt nicht, was das Gruselfeeling angeht. Da war nix. Hab nix gespürt. Nicht mal das Ende hat mich noch überrascht. Eher enttäuscht, da der Autor so vielen Antworte aus dem Weg geht :/
    Das historische jedoch, hat mich auch überzeugt! Deshalb wars kein Flop :P

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    1. Konnte dich das Ambiente der Nervenheilanstalt denn gar nicht begeistern? Das fand ich doch recht gut rübergebracht. Mit dem Gruselfeeling ist es immer so eine Sache, uns - ich schließe dich jetzt einfach mal ein - hartgesottene kann halt nichts so schnell erschüttern. :-P

      Freut mich, dass du dem Buch trotzdem etwas abgewinnen konntest. Mir hat's gefallen.

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