Sonntag, 3. September 2017

Rezension: Alles Licht, das wir nicht sehen - Anthony Doerr

© Random House
Alles Licht, das wir nicht sehen
| Anthony Doerr |

Verlag: btb Verlag 2013
Seiten: 528 
ISBN: 9783442749850

MEINE BEWERTUNG 

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Ein Buch, das in der Seele trifft

In Frankreich sieht die blinde Marie-Laure dem 2. Weltkrieg entgegen. Gerüchte, Gerüche und Angst begleiten sie durch das besetzte Land. In Deutschland bereitet sich der Waisenjunge Werner auf eine Eliteausbildung vor. Nur die besten Jungen sind auserwählt, für Führer und Vaterland Spezialaufträge zu erfüllen, die ihn an die Grenze seiner Menschlichkeit bringen werden.

Mit „Alles Licht, das wir nicht sehen“ hat Anthony Doerr ein erzählerisches Meisterwerk geschaffen, das einem gebannt in die Zeiten des 2. Weltkriegs versetzt. Anhand der Jugendlichen Marie-Laure und Werner gibt er den Menschen ein Gesicht, treibt sie aufeinander zu und lässt sie wieder ziehen. Und man sieht, dass sie ihrem Schicksal gnadenlos ausgeliefert sind.

Marie-Laure ist blind und hat sich zu arrangieren gelernt. Ihr Vater hat sich stets gut gekümmert, das wissbegierige Mädchen mit allerhand Finessen versorgt und will natürlich gerade in Kriegszeiten das Beste für sie. 

Werner hat es schwer im Leben. Als hochtalentiertes Waisenkind ist er eine Ausnahmeerscheinung, die es weg von den Kohlengruben hin zur Eliteschule schafft. Großes steht ihm bevor - sagen sie. Doch Werner ist sich nicht sicher, ob er diese große Taten wirklich vollbringen will. 

Die Schicksale dieser Jugendlichen sind von der ersten Seite an miteinander verwoben, obwohl sie sich kaum berühren. Abschnittsweise wird von Marie-Laure und Werner erzählt, wie sie ihre Kindheit verbrachten und mit welchen Gefühlen sie dem Krieg gegenüberstehen. 

Dabei hat Doerr einen meisterhaften Erzählstil gefunden, in dem er wie in einem Labyrinth durch die Windungen der beiden Schicksale führt.

Die Geschichte von Marie-Laure und Werner geht unter die Haut. Ich bewundere Autoren, die es schaffen, nicht nur Geschichten sondern Geschichte zu erzählen. Sie geben uns ein Gefühl für die Gegenwart, schärfen den Blick und weisen daraufhin, dass das Leben nicht selbstverständlich ist.

Der 2. Weltkrieg wird in seiner unnachahmlichen Brutalität beschrieben: Luftangriffe, Hungersnöte, Krankheiten und verschwundene Elternteile. Gleichzeitig stempelt der Autor nicht ab, sondern zeigt, warum die Menschen zu ihren Überzeugungen gelangen. Er veranschaulicht, wer sie waren, was sie sind und wie sie sein werden - ohne sich dabei in Schwarzmalerei zu verlieren.

Außerdem gibt er den Besonderheiten dieser Zeit entsprechenden Raum. Abseits vom Kriegsgeschehen stachelt das Radio nicht nur den Fanatismus sondern auch die Wissbegier an. Es überträgt Botschaften, lässt Musik erklingen und rettet oder beendet sogar Menschenleben.

„Alles Licht, das wir nicht sehen“ lässt mich den Hut vor Anthony Doerr ziehen und ihm tief empfundene Anerkennung aussprechen. Dieses Werk berührt, bannt und fesselt. Es ist ein Buch, das mich mitten in der Seele trifft.
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MEINE BEWERTUNG

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13 Kommentare:

  1. Hallo Nicole,
    nach deiner begeisterten Rezi sollte ich das Buch endlich aus dem SUB Regal befreien...
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo Martina,

      unbedingt! Das Buch gefällt dir sicherlich. Bei mir ist es auch ewig am SuB gelegen. :S

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Mich hatte hier lediglich das Ende "gestört". Ich fand, dass man das Buch auch eher hätte abbrechen können. Hätte hier definitiv nicht geschadet ;)

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    1. Nein, mir hat das Ende schon gefallen. Ich weiß zwar, was du meinst, aber dadurch wird die ganze Geschichte meiner Meinung nach wahrhaftiger. Es war und nun ist - weißt du, was ich meine?

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    2. Ich weiß was du meinst, aber für mich wäre das nicht nötig gewesen. Musste mich zwingen das zu lesen :(

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  3. Hallo liebe Nicole ;-)
    "Irgendwann, ja irgendwann nehme ich dich mich nach Hause." habe ich mir schon schon mehr als ein Mal in der Bib gedacht, wenn ich an dem Buch vorbeigewandert bin. Deine sehr gelungene Rezi verleiht meinem Vorhaben eine gewisse Dringlichkeit, weil ich schlicht und einfach neugierig bin, wie die Geschichte auf mich wirkt.
    Es wird Zeit! :D
    Sei mir ganz lieb gegrüßt, Hibi

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    1. Hallo Hibi,

      dieses Buch gefällt dir garantiert. Ich habe so lange gezögert und es lag so lange Zeit am SuB und dabei ist es zauberhaft, ergreifend, traurig - ein Buch für dich!

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  4. Das hast Du wirklich sehr schön beschrieben. Ich fand das Buch auch grandios und freue mich sehr, dass du es jetzt gelesen hast und es dir vor allem gefallen hat. :-)

    LG
    Mona

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    1. Ich freue mich, dass du mich mit der Nase drauf gestoßen hast! Ich hatte es doch schon über 1 Jahr (fast 2) am SuB und irgendwie hat's mich nicht (mehr) angesprochen. Bis ich deine begeisterten Worte dazu gelesen habe. Danke, Mona!

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  5. Hallo:)
    ich bin gerade auf Deinen Blog gestoßen und möchte Dir erstmal ein großes Kompliment aussprechen.
    Deine Rezension gefällt mir sehr vom Schreibstil, wie auch Dein Layout und dein Header- wirklich super gemacht.

    Das Buch habe ich schon bei einigen gesehen, die wie Du sehr begeistert davon waren. Ich habe mir das nun zum Anlass genommen, das Buch auf meine Wunschliste zu packen- vielleicht werde ich es schon bald auch lesen.
    Gerne lasse ich Dir ein Abo da.
    Vielleicht hast Du Lust mich auch mal besuchen zu kommen?
    http://www.printbalance.blogspot.de
    Liebste Grüße
    Andrea

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    1. ahh ich folge Dir ja schon über Google, habe ich gesehen :D
      Na jetzt über Blogger auch :)
      hihihi

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    2. Hallo Andrea,

      es freut mich sehr, dass es dir bei mir gefällt. :) Hier steckt doch mein Herzblut drin und es freut mich, wenn ich dadurch andere Lesebegeisterte kennenlerne.

      "Alles Licht, das wir nicht sehen" ist absolut lesenswert! Ich hatte es ja eine Ewigkeit am SuB liegen und bin jetzt total froh, dass ich es mir endlich geschnappt habe.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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