Samstag, 13. November 2021

Rezension: The Passengers - John Marrs

| John Marrs |

Verlag: Random House Audio 2021
Dauer: 13 h : 04 min 
ASIN: B08BDZZ98Z
Sprecher: Charles Rettinghaus

MEINE BEWERTUNG

 
★★★★- 



Wenn die Gesellschaft auf Kollisionskurs ist

Claire Arden ist hochschwanger und nimmt in ihrem selbstfahrenden Auto Platz. Nach der typischen Begrüßungsfloskel wird ihr vom fahrerlosen Fahrzeug mitgeteilt, dass es die letzte Fahrt ihres Lebens ist und in ca. 2 ½ Stunden ihre Zeit zum Sterben gekommen ist.

„The Passengers“ ist ein gesellschaftskritischer, dystopischer Roman, der dem Leser mit charmant-beißendem Unterton die Gefahr von selbstfahrenden Fahrzeugen vor Augen führt.

Ich habe von John Marrs zuvor „The One“ gelesen, das die moderne Gangart der Partnerwahl unter die Lupe nimmt. Diesmal war eine weitere hochaktuelle Entwicklung dran. Autor konzentriert sich auf eine Technik, die unser aller Alltag verändert.

Selbstfahrende Fahrzeuge sind ein zweischneidiges Schwert. Ich fände es praktisch, wenn mein Auto nicht mehr bedient werden müsste. Es ist eindeutig kostensparend, weil für einen Haushalt nur mehr ein Wagen notwendig wäre. Es spielt den ganzen Tag über Taxi und fährt nacheinander alle Bewohner zur Arbeit, holt sie vom Bahnhof ab oder kutschiert sie in der Gegend herum. 

Bei „The Passengers“ erörtert John Marrs Vor- und Nachteile dieser denkbaren Innovation auf eine amüsante Weise. Er diskutiert anhand eines spannungsreichen Romans, welche Gefahren mit dem selbstlenkenden Mobil einhergehen und woran es von vornherein zu denken gilt.

Dazu setzt er 8 Personen in solche Fahrzeuge und sie verlieren jede Kontrolle über ihre Fahrt. Die Wagen wurden gehackt. Sie steuern unaufhaltsam aufeinander zu und die Insassen haben den sicheren Tod im Blick. Die Pointe dieser Hinterlist ist, dass das Geschehen live auf diversen Social-Media-Kanälen gezeigt wird und zu einer Reality-TV-Show im Stil von Big Brother verkommt. Denn der Hacker räumt einem Fahrer das Überleben ein und das Publikum entscheidet, wer die Kollision unbeschadet übersteht.

Allein die Idee ist ausgezeichnet, bissig und bitterböse. Marrs nimmt die grundlegenden Bedenken zu selbstfahrenden Autos, setzt hochinteressante Personen rein, bringt alles live im TV auf Kurs und wickelt ein zynisches Social-Media-Ranking wie eine Schleife darum. Dieses Päckchen überreicht er dem Leser mit einem Augenzwinkern und einem schelmischen Grinsen, weil man damit die Mechanismen unserer modernen Gesellschaft in den Händen hält.

Mir hat es vortrefflich gefallen. Ich fand es recht dramatisch, mit der Situation konfrontiert zu werden und mich in die Figuren zu versetzen. Die Geschichten der beteiligten Charaktere sind perfekt in die Rahmenhandlung eingebunden und jede für sich wäre schon fast einen eigenen Roman wert. Es gibt zahlreiche Schockmomente, gesellschaftskritische Seitenhiebe und Situationen, bei denen vor Unglauben ein Lachen entfährt. Sobald sich die Geschichte etwas einpendelt, folgt der nächste Schlag, der dem Ganzen eines drauf setzt und den man kopfschüttelnd und bitterböse lachend zur Kenntnis nimmt. Marrs schenkt unserer Gesellschaft ordentlich ein, indem er mittels einer genial durchdachten Handlung einen Spiegel vor die Nase hält.

„The Passengers“ ist meiner Ansicht nach Thriller-Satire auf höchstem Niveau, die sich mit aktuellen Entwicklungen unserer Gesellschaft auseinandersetzt. Ich fand es packend, originell und raffiniert eingefädelt. Einzig, was mich von der vollen Bewertung abhält, ist, dass es mir zu glatt, zu durchdacht und zu berechnend erzählt ist. Ich habe das Gefühl, als ob ich perfekte Designerware bekommen hätte, die makellos, glänzend und wohlduftend über den überteuerten Ladentisch geht. 

Alles in allem ist „The Passengers“ ein großartiger, beeindruckender Roman, der zum bösen Schmunzeln genauso wie zum Nachdenken anregt und den Leser mit verblüffenden Wendungen bei der Stange hält. Ich mag John Marrs’ Art, über aktuelle Entwicklungen nachzudenken, und freue mich, dass es weitere Bücher des Autors gibt. 
____________________
MEINE BEWERTUNG
★★★★

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9 Kommentare:

  1. Hallo Nicole,

    mir hat The Passengers auch gut gefallen. Ich fand vor allem das Ende auch recht einfach und glatt, aber hatte auch meinen Spaß damit und bin der Meinung, dass es bisher der beste Teil der Reihe war. The Watchers hat mich eher enttäuscht, ich bni gespannt, was du dazu sagen wirst.

    Liebe Grüße,
    Steffi vom Lesezauber

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    1. Hallo Steffi,

      es war schon sehr unterhaltsam und der Autor hält uns doch einen Spiegel vor. Ich mag es, dass er gute und schlechte Seiten zeigt. Eigentlich ist es eine Erörterung zu einer technischen Entwicklung, aber sehr, sehr spannend und humorvoll verpackt.

      Mal schauen, wann ich mir "The Watchers" schnappe.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Huhu Nicole :D

    Ich fand das Buch ja auch echt toll, eigentlich bisher alle Bücher von dem Autor, er hat irgendwie einen tollen Stil, aktuelle Geschehnisse aufzugreifen und gleichzeitig die Charaktere zu beleuchten. Ich mochte auch hier, dass es so viele "persönliche" Wendungen in den Lebensgeschichten der Leute gab. Irgendwie hatte es auch was von "Saw", die Leute dann abstimmen zu lassen, wer sterben sollte und wer nicht. Hier hat er auch aufgezeigt, wie MEnschen immer wieder vorschnell urteilen!

    Auf jeden Fall ein Autor, den man im Auge behalten sollte!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      der Stil gefällt mir auch ungemein gut, weil er doch mit einer recht scharfen Zunge schreibt. Und er beleuchtet mehrere Seiten. Zuerst fühlte ich mich auf die eine Seite gezogen und dann machte es "wumms" und er verdeutlicht andere Perspektiven. Das war schon genial umgesetzt.

      Ja, ich werde bestimmt weitere Bücher von ihm lesen oder hören.

      Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
      Nicole

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  3. Hi Nicole!

    Das klingt definitiv spannend - und da du ja vorher The One gelesen hast: gab es da einen Bezug dazu, bzw. wäre es gut, vorher The One gelesen zu haben?
    Es heißt, ja, dass es da schon ein paar kleine Zusammenhänge gibt, grade auch wenn man sein ganz neues Buch lesen möchte, sollte man diese beiden kennen (hab ich gehört)

    Ich bin kein großer Technik-Fan muss ich gesehen ^^ Alleine schon eine Automatik Schaltung ist mir zuviel *lach* Ich möchte das selbst in der Hand haben und mich nicht auf die Technik verlassen, die ja doch immer wieder Fehler aufweist.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      ja, es gibt ein paar Berührungspunkte zu "The One" und manche Anspielungen. Aber ich muss schon sagen, dass es für das Gesamtgeschehen nicht wichtig ist. Es ist eher wie bei King, weil sich alles im gleichen Universum abspielt und manche Figuren schon woanders vorgekommen sind.

      Ach, so ein selbstfahrendes Auto wäre schon sehr fein. :D Gerade aus praktischen Gründen. Bei uns hat jetzt jeder ein Auto, weil wir es eben für die Arbeit brauchen. Aber wenn es selbst fahren könnte, wäre ein Fahrzeug vollkommen ausreichend. Das wäre schon fein. Andrerseits hätte das eine Fahrzeug auch etliche Leerfahrten. Dann ist der Umweltaspekt wahrscheinlich eliminiert. Fährst du also Automatik? Ist ja doch eher selten in Europa.

      Liebe Grüße und einen gemütlichen Sonntag,
      Nicole

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    2. Hm, naja, dann werd ich es doch wohl in der Reihenfolge lesen. Wenn es solche Berührungspunkte gibt, da bin ich pingelig xD

      NEIN! Automatik Auto wäre für mich absolut nichts. Ich hatte immer nur Schaltung - ich mag selber schalten und walten *lach*
      Ich hab eh kein Auto - ich bin allerdings beim Car-Sharing dabei, da sind die Autos zum Glück auch alle mit Hand-Schaltung. Aber die ein oder andere technische Spielerei ist da auch schon drin, das stört mich eher.
      Ich mag selber verantwortlich sein, auf Technik ist mir da zu wenig Verlass.

      Automatik Schaltung in Europa ist eigentlich sehr oft. Also in Deutschland definitiv immer mehr im kommen.

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    3. Haha, ich habe das mit der Automatikschaltung falsch verschalten. :D Ich dachte, dir wäre eine Gangschaltung zu viel. Keine Ahnung warum, weil es hier so schön klar und deutlich geschrieben steht.

      Ich tue mir mit einer Automatikschaltung auch sehr schwer und werde total nervös, wenn ich damit fahren muss. XD Passiert zum Glück nur sehr, sehr selten!

      Ansonsten hat mein Auto sehr viele technische Spielereien, die ich alle sehr lieb gewonnen habe. Ich mag die Selbstverriegelung der Türen und ich liebe es, dass mein Auto die Ohren (Rückspiegel) einzieht, wenn es zugesperrt ist. XD Außerdem blinkt mein Auto wie ein Christbaum, wenn etwas nicht ist, wie es sein sollte. Bei zu wenig Reifendruck schreit es: "Achtung! Gefahr!" Das finde ich schon klasse. Bewusst hätte ich mich dafür nie entschieden, das war alles so als ich es gekauft habe. Hauptsache es fährt. Mein altes Auto hatte nicht einmal Radio.

      Ja, stimmt, Automatik kommt immer mehr und ist eigentlich sehr bequem, wenn man es gewöhnt ist.

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    4. Ich bin bei solchen Sachen eher altbacken xD

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