© SAGA Egmont |
| Roman Klementovic |
Verlag: SAGA Egmot 2021
Dauer: 7 h : 02 min
Dauer: 7 h : 02 min
ASIN: B09NRQKZ8R
Sprecher: Mareike Britz
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-
Geruhsam & trotzdem intensiv
Sprecher: Mareike Britz
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-
Drei Jahre ist es her, dass in einer Winternacht zwei Jugendliche verschwanden. Die Ermittlungen der Polizei blieben ergebnislos. Doch nun sind wieder zwei Mädchen abgängig und im Dorf breitet sich Beklemmung aus.
„Immerstill“ von Roman Klementovic ist ein weiterer fesselnder Thriller, der die Leser:innen in die bedrückende Enge eines österreichischen Dorfes entführt. Mittlerweile mag ich den Autor sehr, sehr gerne, weil er regionale Feinheiten und die Mentalität der Österreicher:innen meiner Meinung nach besonders gut einfängt.
Leider habe ich einige seiner Bücher - aufgrund der Nummerierung in Online-Portalen - lange Zeit fälschlicherweise für eine Reihe gehalten. Deshalb habe ich mich überaus gefreut, dass diese Thriller anscheinend doch Einzelbände sind. Mit „Immerstill“ habe ich mich jedenfalls ins winterliche Grundendorf begeben.
Zu den zwei verschwundenen Mädchen der Gegenwart zählt Lisas jüngere Schwester. Obwohl sie schon längere Zeit dem Dorfleben entwachsen ist und in Wien ein neues Leben begonnen hat, kehrt sie nach Grundendorf zurück, um ihre Familie zu unterstützen und bei der Suche zu helfen.
Lisa steht damit als Protagonistin im Mittelpunkt, die verzweifelt nach ihrer verschwundenen Schwester sucht. Beim Lesen erlebt man die Handlung durch ihre Augen, wodurch man eine intensive Nähe zu ihren Gefühlen und Gedanken schafft. Roman Klementovic gelingt es hervorragend, Lisas Beklemmung, Ängste und ihre Verzweiflung spüren zu lassen.
Ihre Heimatgemeinde Grundendorf ist ihr nicht besonders freundlich gewogen, nachdem Lisa zur Suche ihrer Schwester aus der großen Stadt zurückgekehrt ist. In jeder Begegnung spiegelt sich die feindselige Stimmung. Sie fühlt die schweigenden Blicke der Dorfbewohner oder Unausgesprochenes, was man vor ihr zu verbergen scheint. Diese doch recht typische Dorfgemeinschaft, die Veränderungen eher ablehnt, trägt meinem Empfinden nach entscheidend zur bedrückenden Atmosphäre bei. Man sieht regelrecht diese Mauer, die vor Lisa gebaut wurde, und über welche sie kaum einen Blick werfen kann.
Damit ist für mich die Stimmung das Herzstück von „Immerstill“. Der Autor zeichnet ein Bild von Grundendorf, das weniger heimelig ist und dadurch die Handlung trägt. Der Ort wirkt kahl, abgebrannt und vermittelt ein Kältegefühl. Die Dorfbewohner selbst erwecken den Eindruck, dass hier etwas grundlegend im Argen liegt. Beim Lesen schaffen die Enge der Dorfgemeinschaft und ein unterschwelliges Misstrauen ein düsteres Lokalkolorit, wodurch der Thriller - trotz teilweise wenig ausgeprägter Spannung - zu fesseln weiß.
Die Handlung entfaltet sich in gemächlichem Tempo, was jedoch, meinem Empfinden nach, von der Stimmung getragen wird. Es gibt keine atemlose Action, sondern vielmehr ein allmähliches Entwirren von Geheimnissen, denen Lisa auf den Grund geht. Denn ich fand es vorneweg faszinierend, dass anscheinend im Dreijahrestakt Jugendliche paarweise verschwinden.
Obwohl die Spannung nicht durchgehend gegeben ist, konnte mich der Autor trotzdem an die Geschichte bannen. Ich fand es interessant mit Lisa auf den verschlungenen Wegen des Ortes zu gehen und unterwegs auf die Bewohner zu treffen. Diese Begegnungen und das Verhalten von Lisas Verwandten und Bekannten führt immer wieder zu Irritationen und man fragt sich, was hinter der Fassade steckt.
Wobei zu den Gusto-Stückerl Lisas Tante zählt. Diese spricht deutlich dem ein oder anderen Schnapserl zu und hat alkoholgeschwängerte, verwundernde Desorientierung ins Geschehen gebracht. Das hat inmitten der dörflichen Tristesse für Erheiterung gesorgt.
Das Ende fand ich ernüchternd und erschreckend realistisch. Bei mir hat es einen bleibenden Eindruck hinterlassen und mir wieder gezeigt, dass der Autor ein meisterliches Gespür für den Abschluss seiner Geschichten hat.
Mich hat Roman Klementovic mit „Immerstill“ gut unterhalten. Meiner Meinung nach beherrscht er es ausgezeichnet, die österreichische Mentalität in Verbindung mit der dörflichen Gemeinschaft in seinen Thrillern einzufangen. Zwar war die Spannung nicht immer vordergründig, aber mir hat die beklemmende Atmosphäre gefallen und mich überzeugt.
Unterm Strich ist „Immerstill“ ein Thriller, der aufgrund seiner geruhsamen, aber intensiven Erzählweise im Gedächtnis bleibt, und den ich dementsprechend empfehlen kann.
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