Sonntag, 17. August 2025

Club LiterAUTur | Ich wüsst' so gern ...

 #ClubLiterAUTur

Ein sachliches "Grias eich" und herzliches Willkommen in die Runde!

Die Lesebrillen sind poliert, die Gedanken sind geschärft und der Kaffeevorrat ist aufgefüllt. Denn diesmal beschäftigen wir uns mit Wissen rund um Österreich und haben ausgewählte Sachbücher zusammengestellt.

AscariGabiLisa und ich haben uns im Clubstüberl getroffen und (ziemlich) nüchtern die Köpfe zusammengesteckt, und dabei interessantes Wissen in und um Österreich ausgewählt. 

Eine sommerliche Entdeckungsreise abseits der Couch hat uns Lisa mitgebracht: 



Sommer, Sonne, Badespaß? Nicht mit mir! Zumindest nicht ganz. 😂

© Kompass Verlag
Ich weiß nicht, wie es euch Mädels geht, aber ich brauch einfach ein bisschen Action. In welcher Form auch immer. Ich für meinen Teil bevorzuge die sportliche Action. Das ist auch das Stichwort für meine heutige Empfehlung zum Thema Sachbuch. 

In „45 Touren und Trips für das Klimaticket Österreich“ habt ihr Auswahl zwischen Radtouren, Wandertouren, Stand-up- Paddel – Touren und es gibt Empfehlungen für Ausflüge, wenn ihr lieber Baden gehen wollt. Und alle Ausflugsziele lassen sich bequem mit der Bahn erreichen. Passend für Menschen, die zum einen auf Aktivurlaub/Ausflüge stehen und zum anderen auch das Thema Klimaschutz eine wichtige Rolle spielt.

Normalerweise mag ich ja die Überhäufung von Werbungen in meinem E-Mail-Account nicht, auch wenn’s Bücher betrifft, aber da Sachbücher eher Mangelware in meinem Bücherregal sind, war ich dann doch froh über diesen Vorschlag.  

In diesem Büchlein findet ihr, wie es der Titel schon verrät, 45 unterschiedliche Ausflugsmöglichkeiten, die auf ganz Österreich verteilt sind. Beispielsweise könntet ihr vielleicht Lust haben, entlang des Wanderweges des UNESCO Kulturerbes am Semmering zu wandern? Oder man trifft sich zum Stand-Up-Paddel auf der Alten Donau? 

Und seien wir uns ehrlich? Kennen wir Österreicher die schönsten Plätze Österreichs überhaupt? Wer liebt es dann nicht auch, zumindest größtenteils, stressfrei von A nach B zu kommen und das im Sommer? Ich sag nur Urlaubsverkehr in den Süden.

Damit das jetzt nicht allzu theoretisch wird, hab ich mir ein Ausflugsziel ausgesucht, an dem ich euch kurz beschreiben möchte, wie der Tourguide hier funktioniert. 

Ausflug zum Bleistätter Moor in Kärnten:
  • Klärung wesentlicher Punkte (Art der Tour, Entfernung, Dauer, Schwierigkeitsgrad und Angabe Zielbahnhof)
  • kurze Beschreibung und Hintergrundinformationen zum Ausflug (z.B. Wissenswertes, Historisches)
  • komplette Beschreibung der Route
Für unser Beispiel bedeutet das: 
Wandertour
7,2 Kilometer
ca. 20 Höhenmeter sind zu bewältigen
2:00 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Zielbahnhof: Steindorf am Ossiacher See

Die Wanderung geht durch das Natur- und Europaschutzgebiet und ist auf markierten Ufer-, Feld- und Wanderwegen.

Ausgangspunkt für jedes Abenteuer ist der Bahnhofsparkplatz. Beschreibung erfolgt wirklich genau. Es wird angegeben, wenn es eine Brücke zu überqueren gibt und immer wieder werden Orientierungspunkte, wie in unserem Fall ein Spielplatz oder ein Gasthof angegeben. An diesen lässt sich das ganz gut orientieren. Wer dann noch mehr geografische Unterstützung braucht: Die jeweilige Route ist auch grafisch anhand der Kartenansicht dargestellt. In unserem Fall natürlich entlang des Ostufers des Ossiacher Sees.

Ein weiterer Pluspunkt ist meines Erachtens auch die Möglichkeit, die Route via GPS-Daten zu planen und zu navigieren. 

Also: Sachen packen, in den Zug steigen und auf geht’s! 


Danke, Lisa! Ich habe jetzt so richtig Lust darauf, einen Ausflug in Österreich zu machen. Vielleicht ist ja sogar schon die passende Alm bei Gabis Empfehlung als Ausflugsziel dabei: 


© Tyrolia Verlag
Sachbücher finden sich sehr selten in meinem Leserepertoire, obwohl ich neugierig bin und 
gerne etwas dazu lerne. Ich schaue mir eher TV-Reportagen an zu allen möglichen Themen. Trotzdem gibt es einige wenige ausgewählte Sachbücher und Bildbände in meinem Bücherschrank.

Wenn es um Österreich geht, sind mir sofort die Almen in den Sinn gekommen, die man natürlich mit diesem Land verbindet. Als Kind habe ich einen schönen Urlaub dort verbracht, wobei ich leider nicht mehr genau weiß, wo das war. Geblieben ist die Erinnerung an viel Gras, Wiesen und Büsche, kühles, klares Quellwasser, und dass es keine ebenen Flächen zu geben schien, es ging nur auf oder ab. Autos, Geschäfte, Fernseher waren komplett abgemeldet, es gab Weite, wunderschöne Ausblicke, Ruhe, saubere Luft und jede Menge Natur, um herumzutoben. Und Kühe.

Diese Mixtur, die einem innere Ausgeglichenheit bringt und einen zur Ruhe kommen lässt, weil man dort nicht mit Lärm und Elektronik überfrachtet wird, ist im Laufe der Jahrzehnte seit meinem Kindheits-Urlaub noch kostbarer geworden. Gibt es das heute überhaupt noch? Wie leben die Menschen auf den Almen – eher zurückgezogen und einsiedlerisch oder doch vom Tourismus bestimmt als moderne Dienstleister? Wie schaffen sie es, zwischen Landwirtschaft und Tourismus das wirtschaftliche Überleben zu sichern, aber auch die Natur zu bewahren?

Diese Fragen beantwortet „Almen in Österreich“ durch Porträts einiger Almbewohner, genauso wie es die Lust darauf weckt, eine Reise in die Höhen der Almen selbst anzutreten und die herrlichen Fotoaufnahmen durch den persönlichen Blick in die Berge zu ersetzen.

Man bekommt einen, wie ich meine, sehr realistischen Einblick und auch die schwierigen Aspekte werden nicht verschwiegen. Und doch bleibt unterm Strich immer noch wahr: Almen sind Sehnsuchtsorte.

Für eine ausführliche ➜ Rezension schaut gerne auf meinem Blog Laberladen vorbei.


Nachdem ich nun Gusto auf einen Almaufstieg bekommen habe, treibt uns Ascari von der alpenländlichen Idylle mitten ins gefährliche Großstadtreiben: 



© Styria Verlag
Ich habe euch heute „Die bösen Buben von Wien“ von Beppo Beyerl mitgebracht. 

Ursprünglich wollte ich zwar ein anderes Buch vorstellen, aber Gott sei Dank habe ich schon nach 40 Seiten gemerkt, dass es nicht nach meinem Geschmack war. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber gerade bei Sachbüchern tue ich mich oft schwer, einen Zugang zu finden, wenn der Schreibstil mich nicht packen kann.

Die bösen Buben von Wien“ waren in diesem Zusammenhang Gott sei Dank für mich sehr gut lesbar. Denn der Autor hat beinahe einen Plauderton gewählt, um uns die Lebensgeschichten von 17 Männern näherzubringen, die in Wien gelebt und gearbeitet haben. Wobei man letzteres durchaus etwas freier interpretieren sollte, wie man schon recht gut aus dem Untertitel „Gauner, Strizzis und Hallodris“ herauslesen kann.

Jede Geschichte wird durch Fotos, Abbildungen und Zeitungsausschnitte ergänzt. Der Zeitraum erstreckt sich dabei vom 18. bis 21. Jahrhundert, die Porträts sind außerdem chronologisch geordnet. Diese Schreibweise macht das Buch sehr, sehr kurzweilig – und man kann auf diese Weise sehr einfach Stück für Stück die Lebensumstände und Schicksale der einzelnen Personen kennenlernen.

Der Autor verweist zu Beginn darauf, dass es in diesem Buch ausschließlich um Männer geht, aber ich kann euch versichern, dass zumindest einer der Herren deswegen sein Ende findet, weil seine Frau noch durchtriebener ist als er :D.

Die Delikte reichen dabei von Vorspiegelung falscher Tatsachen, Betrug, Diebstahl bis hin zu Mord und Sprengstoffattentaten – und das oft genug auf ganz schön kreative Weise, die einen beinahe widerwillig Respekt zollen lässt, wie gut die Herrschaften ihre Machenschaften lange Zeit verschleiern konnten. Einige von ihnen dürften dabei echte Lebemänner gewesen sein, deren Persönlichkeit sie trotz ihres zwielichtigen Charakters zu gern gesehenen Gästen der jeweiligen Wiener Gesellschaft gemacht hat.

Ich denke, wenn man in Wien lebt, sind einem vermutlich einige Namen bekannt, als Nicht-Wienerin konnte ich aber zumindest mit zwei Namen etwas anfangen: Erik Jan Hanussen und Udo Proksch. Ersterer war ja ein bekannter Hellseher, der den Fehler gemacht hat, sich etwas zu deutlich auf die Nazis einzulassen. Letzterer hat lange Zeit die österreichische Medienlandschaft beherrscht, der Untergang seines Schiffes „Lucona“ war dem aufdeckenden Journalisten damals sogar ein eigenes Buch wert.

Die bösen Buben von Wien“ war für mich auf jeden Fall etwas, was ich an einem Sachbuch sehr schätze: Ich wurde wirklich gut unterhalten – und konnte nebenher noch etwas lernen. Wie ich gesehen habe, hat der Autor noch weitere Wien-Bücher veröffentlicht. Damit dürfte „Die bösen Buben von Wien“ für mich bestimmt nicht das letzte Buch von Beppo Beyerl gewesen sein, vorausgesetzt sie sind genauso wie dieses hier geschrieben.


Danke schön, Ascari! Das ist eines dieser Bücher, auf die ich schon neugierig war, da ich ja besonders gerne von Hallodris und wahren Verbrechen lese. Das führt mich zu meiner Empfehlung, die ebenfalls abseits der österreichischen Gemütlichkeit angesiedelt ist: 


Quelle: Amazon
Wer bei Österreich nur an Kaffeehäuser, Kaiserschmarrn und Bergpanorama denkt, übersieht, dass sich selbst hinter Postkartenidyllen Abgründe auftun können. 

In "True Crime Österreich" versammelt Adrian Langenscheid vierzehn der grausamsten Kriminalfälle unseres Landes. Er berichtet von international bekannten Fällen wie Natascha Kampusch oder Jack Unterweger, aber auch von erschütternden Taten, die weniger Medieninteresse erregten.

Mit nüchternem, sachlichem Ton schildert der Autor Hintergründe, Ermittlungen und soziale Zusammenhänge, oft aus mehreren Perspektiven. Die Darstellungen empfand ich als ernüchternd, verstörend, sodass diese auf jeden Fall nachhallen. Als Österreicherin, die die Nachrichten verfolgt, war ich überrascht, wie viele brutale Verbrechen ich verdrängt hatte, vielleicht eine unbewusste Schutzstrategie.

Zwischen Schneegestöber, Brettljause und Wiener Schmäh zeigt sich eine bittere Wahrheit: Gewalt macht auch vor unseren schönsten Orten nicht halt. Dennoch bleibt da dieses trotzige Gemüt, das zum österreichischen Wesen gehört. Sinnbildlich dafür steht der Passant, der einem Wiener Attentäter ein beherztes „Schleich di, Oaschloch!“ zurief. Ein Satz, der deutlich zeigt, dass wir uns unsere Idylle nicht so einfach nehmen lassen.

Meine vollständige ➜ Rezension ist hier abrufbar. 



Dann hoffe ich mal, dass zwischen ländlichem Wohlfühlfaktor und wahrer Spannung manche Empfehlung euer Interesse weckt. 

Im Clubstüberl hatten wir definitiv ein interessantes Beisammensein und ihr dürft schon gespannt auf die nächsten Empfehlungen bei Lisa (WasliestLisa?) sein, denn dann sehen wir uns das dunkle Kapitel Österreichs genauer an.

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Servus, pfiat God und auf Wiedersehen! 
Das Treffen für heute ist leider schon aus.
*** Es hat mich sehr gefreut. ***
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Kennt ihr empfehlenswerte Bücher aus, um oder zu Österreich?
Darf's allgemein manchmal auch ein Sachbuch sein?
Ist vielleicht sogar etwas Passendes dabei oder habt ihr Bücher davon gelesen?


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Die österreichische Literaturszene verschwindet oftmals im deutschsprachigen Raum unter einer Vielzahl an anderen deutschsprachigen Autoren und Autorinnen, ganz zu schweigen vom fremdsprachigen Literatur-Import. Dass österreichische Literatur in vielen Facetten lebendig ist, zeigt der #ClubLiterAUTur - Ascari von Der Leseratz, Lisa von Was liest Lisa?, Gabi von Laberladen und Nicole von Zeit für neue Genres - mit vierteljährlichen Treffen und buchigen Einblicken mit österreichbezug. Mehr dazu findet sich im ➜ Clubstüberl.


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