Mittwoch, 13. April 2016

Blogtour: Der Traum vom Horizont | Die Stellung der Frau Anfang des 20. Jahrhunderts

Zeit für eine Blogtour 

Gestern kamen die Protagonisten bei Becky von Beckys World of Books zu Wort und heute sehen wir uns die gesellschaftliche Stellung der weiblichen Figuren mal näher an.



HIER kann man mehr über die Blogtour zu "Der Traum vom Horizont" von Alexandra Fischer erfahren.



Die Stellung der Frau Anfang des 20. Jahrhunderts
Frauen hatten es von Beginn an schwer …

Schon bei der Geburt konnte ein Mädchen für Enttäuschung sorgen, weil ein Stammhalter war heiß begehrt. 

So ist es auch bei Karl von Bahlow, der seine Frau verachtet, weil sie ihm nur „untaugliche“ Mädchen schenkt.


„ … ihre Fruchtbarkeit ließ zu wünschen übrig. Nach zwei Fehlgeburten, hatte sie ihm lediglich zwei Mädchen geboren. Ein Umstand, den ihr Karl zutiefst verübelte.“
(„Der Traum vom Horizont, S. 75)




Für die Bildung …

waren in erster Linie Mütter, Großmütter und Tanten zuständig. Gymnasien und höhere Schulen waren nur für die Buben gedacht, daher blieb sie eine Privatangelegenheit. Allerdings wurde auch auf die Bildung von Mädchen viel Wert gelegt und in gutbürgerlichen Kreisen wurden manche Mädchen an „Höhere Töchterschulen“ gegeben, um zu „gefälligen Gattinnen“ und „geschickten und züchtigen Hausfrauen“ ausgebildet zu werden. 

Konnte sich eine Frau doch vor der Ehe retten, war der Besuch des „Lehrerinnenseminars“ eine Möglichkeit, um später in Mädchenpensionaten oder Elementarschulen tätig zu sein.


„Das Geld war knapp bemessen und jeder Pfennig fand seinen Weg in die Plantage der Familie. Mädchen bedurften keiner allzu großen Bildung.“
(„Der Traum vom Horizont“, S. 96)


Im Berufsleben …

waren Frauen um die Jahrhundertwende vor allem im Handelsbereich etabliert. Meistens waren sie aber nur so lange beruflich tätig, bis sie zur Ehefrau geworden sind. Denn eine Berufstätigkeit als Ehefrau bedurfte der Einwilligung des Ehemannes bzw. durften im deutschen Staatsdienst nur unverheiratete Frauen tätig sein. So kam es, dass zB Lehrerinnen ledig waren oder mit der Heirat entlassen wurden.


„Rosa wusste seit Kindertagen, was von ihr erwartet wurde. Sie sollte hübsch anzusehen und charmant sein, eine gute Gesellschafterin und anregende Plauderin, belesen, gebildet und musisch geschult. Jedoch sollte sie ihr Wissen nicht zu auffällig äußern und sich bei Gesprächen der Männer im Hintergrund halten.“
(„Der Traum vom Horizont“, S. 40)


In der Ehe …


war die Romantik von untergeordneter Natur. Erst durch die Heirat war es Frauen aber auch Männern richtig möglich, sich eine eigene (wirtschaftliche) Existenz aufzubauen.

In gutbürgerlicher Gesellschaft lag es am Mann, sich eine repräsentative Ehefrau zu angeln, die dem Beruf der „Gattin“ auf ansehnliche Weise auszuführen hatte, um die Karriere ihres Mannes zu fördern.

Zwar gab es bestimmt auch Paare, die aus Liebe geheiratet haben und sich eines gegenseitigen respektvollen Umgangs erfreuten, doch viele Ehen wurden wohl eher - genau wie bei den Bahlows - aus wirtschaftlichen Gründen gestiftet.


„Noch reichte Rosas Mitgift aus, um Karls Familie über Wasser zu halten, …„
(„Der Traum vom Horizont“, S. 72)

Das Eheleben war dann eher von Gleichgültigkeit bis hin zur ehelichen Brutalität geprägt. Männer hatten tatsächlich das Recht, ihre Frauen zu züchtigen, sie zu schlagen, wenn ihnen etwas nicht in den Kram passte.

Karl von Bahlow macht von diesem Recht durchaus Gebrauch und zeigt damit, wer in dieser Ehe die Hosen an hat. Nicht nur, dass er Rosa seine Wut spüren lässt, es geht sogar so weit, dass das gesellschaftliche Umfeld verstört den Kopf schüttelt.

„Er packte ihr Handgelenk und verdrehte es, sodass sie aufschrie.“
 („Der Traum vom Horizont, S. 81)

Hingegen konnte sich Rosa kaum auf ihre Rechte berufen, denn im Bürgerlichen Gesetzbuch von 1900 hatten Frauen weder das Recht einer eigenständigen Beschäftigung nachzugehen, noch über ihr eigenes Geld oder die Kinder zu verfügen. Eine Ehefrau durfte nicht einmal selbst über ihren Wohnort bestimmen, nur das Recht auf den Schlüssel der Speisekammer war ihr gesetzlich zugesichert.


Der Haushalt …

sollte von der Frau als Hausherrin geführt werden, zumindest, wenn sie in gehobenen Kreisen zu Gange war. Diese Verpflichtung war sogar gesetzlich (BGB 1900) festgelegt: „berechtigt und verpflichtet (ist), das gemeinschaftliche Hauswesen zu leiten.“


„Das führen eines Haushalts ist eine schwierige und ehrenvolle Aufgabe …“
(„Der Traum vom Horizont“, S. 48)


Die Kinder …

bringen uns wieder dahin, wo wir begonnen haben. Sie waren Sinn der Ehe. Es ging darum, Nachkommen zu zeugen, am besten natürlich einen männlichen Stammhalter. Kinderlose Ehepaare wurden schnell schief angeschaut, aber genauso unangenehm konnte es für eine Frau werden, wenn sie „nur“ Mädchen zur Welt brachte.


„Das durfte nicht ungestraft bleiben. Er durfte Rosa nicht erlauben, sein Leben derart zu zerstören!“
(„Der Traum vom Horizont“, S. 117)



Quellen:

Das Gewinnspiel

1. Preis: 3 x 1 Printexemplar von „Der Traum vom Horizont“
2. Preis: 5 x 1 eBook im Wunschformat von „Der Traum vom Horizont“

Ihr könnt jeden Tag ein Los für den Lostopf sammeln, indem ihr die individuelle Tagesfrage beantwortet.

Teilnahmebedingungen:

  • Teilnahme ab 18 Jahren oder mit Einverständniserklärung der Eltern.
  • Versand nur innerhalb von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für den Postversand wird keine Haftung übernommen.
  • Das Gewinnspiel endet am 15.04.2016 um 23:59 Uhr. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklärt man sich im Gewinnfall bereit, öffentlich namentlich am Ende der Blogtour genannt zu werden.
  • Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
  • Keine Barauszahlung des Gewinnes möglich.
  • Das Gewinnspiel steht in keiner Verbindung mit Facebook und wird nicht von Facebook organisiert.

Ab wann glaubst du, waren Frauen und Männer vor dem deutschen (oder auch österreichischem) Gesetz gleichberechtigt?



Morgen ist Autorin Alexandra Fischer im Autoreninterview bei Lines Bücherwelt zu Gast.


HIER kann man die Blogtour auf Facebook verfolgen.
Weitere Tourdaten finden sich HIER.


13 Kommentare:

  1. Sonjas Bücherecke13. April 2016 um 06:31

    Hallo,

    ein hochinteressanter Beitrag, man bekommt wirklich von Tag zu Tag mehr Lust auf dieses Buch mit seinem traumhaften Cover.

    Ich tippe auf die 50er Jahre.

    Wünsche dir einen schönen Tag.
    LG Sonja

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  2. Guten Morgen,
    vielen Dank für deine Ausführungen zur Stellung der Frau Anfang des 20. Jahrhunderts. Und ich bin wirklich froh, in der heutigen Zeit zu leben und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
    Ich denke auch, dass die Frauen erst in den späten 50er Jahren lt. Gesetz gleichberechtigt waren, in der Praxis wahrscheinlich viel später. Für Österreich würde ich es noch später vermuten, bon mir aber nicht sicher.
    Liebe Grüße Bettina Hertz
    bettinahertz66@googlemail.com

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    1. hab den doppelt geposteten Beitrag hiermit gelöscht... (-:

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  4. Halli Hallo und Guten Morgen,

    zu deiner Frage, ab wann Frauen und Männer vor dem deutschen Gesetz gleichberechtigt waren, ist die Antwort ein wenig schwierig.
    Laut Gesetz wurde der erste große Vorstoß mit Wahlrecht usw. für Frauen bereits nach dem 1. Weltkrieg 1918 oder 1919 (keine Ahnung mehr wann genau) mit Verankerung im Gesetz auf den Weg gebracht.
    40 Jahre später (mein ich...) wurde es dann aber eindeutiger und ausführlicher im GG (Grundgesetz) formuliert.

    Aber in den Köpfen und im Verhalten ist es bis heute nicht bei allen (da nehm ich uns Frauen nicht aus) noch nicht angekommen.
    Und damit mein ich keine Mitbürger mit Migrationshintergrund, die sich nicht entsprechend verhalten, sondern manch Deutscher (und auch Deutsche) sorry... benehmen und verhalten sich nach wie vor so, als ob Frauen "weniger wert" hätten und wären.
    Egal ob "nur" im Berufsleben (wo der Geldwert auf dem Lohnzettel sichtbar wird), aber auch in Beziehungen, Partnerschaften und Familien ist es noch immer so, daß Frauen sich "anzupassen", "unterzuordnen", "sich selbst weniger wichtig zu nehmen hat", wenn wir wirklich ganz ehrlich sind.

    Aus Jahrhundert-langem antrainiertem, anerzogenem, vorgelebten und eben teilweise genetisch weiter gegebenen Verhaltensmuster "kommt man und frau eben nicht so einfach raus".

    Ich nehm mich und meine Familie (seit vielen Generationen, soweit ich eben in der Ahnentafel zurückblicken konnte, nur deutsch (bayerisch-schwäbisch) da in keinster Weise raus, ganz im Gegenteil!
    Schau ich meinen Vater und seine unterschiedliches "Schätzen" von mir und meinem Bruder an, oder der Umgang mit seiner Frau, meiner Mutter.
    Mein "ungeklärtes Verhältnis" (Exfreund, der nach jetzt dann drei Jahren Trennung (?er hat sich damals verpisst, als es galt Probleme zu bewältigen bzw. er nachgeben hätte solle) noch immer an eine Beziehung glaubt) genau dasselbe:
    Eine Frau hat sich den Plänen, dem Leben usw. eines Mannes in der Partnerschaft "anzupassen", sonst funktioniert seiner Ansicht nach keine Beziehung... Ihm wurde und wird es genauso vorgelebt bei seinen Eltern...

    Haushalt und Kinder...Frauensache...
    Berufsleben und Geldverdienen...Männersache...

    Das NUR bei Betrachtung und Reflektion meines ganz nahen Umfeldes.

    Also von wirklich "Selbstbestimmt" und wirklich "Gleichberechtigt" sind wir noch viele km entfernt, wenn man und frau mal wirklich ehrlich ist...

    Ich könnte noch weiter ausführen, aber das lass ich jetzt, sonst wirds noch mehr Text... (-;

    Sonnige Grüsse
    M.

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  5. Erst in den späten fünfziger Jahren war es so weit.

    Liebe Grüße,
    Daniela

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  6. Hallo,

    es war wohl leider erst in den späten 50er Jahren soweit.

    LG
    SaBine

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  7. Hallo

    ich schätze es auch, dass erst in den später 50er die Gleichberechtigung der Frauen so langsam in Gang kam. Man kann sich das heutzutage gar nicht mehr so richtig vorstellen, aber so war es nun mal ..

    Ganz liebe Grüße
    Jutta

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  8. Hallo,

    vielen Dank für deinen interessanten Beitrag. :)

    Ich glaube wir waren erst in den 50er Jahren gleichberechtigt.

    Liebe Grüße
    Isabell

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  9. Vielen Dank für die regen Kommentare!

    In Deutschland waren Männer und Frauen tatsächlich erst ab den späten 50ern gleichberechtigt, in Österreich hat es sogar bis in die 70er Jahre gedauert.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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  10. Hallo
    Danke für Deinen sehr interessanten Beitrag.
    In vielen Dingen z.Bsp. bei der Entlohnung sind Frauen nicht mal in der heutigen Zeit richtig gleichberechtigt....
    Es gibt auch noch heute genug Punkte die nach Gleichberechtigung schreien sollten.......
    Aber um auf Deine Frage zurück zu kommen; ich glaube in den späten 50er, Anfang 60er Jahre....
    Viele liebe Grüsse
    Mimi

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  11. Hallo,

    ich denke auch, dass das so in den 50er Jahren war... obwohl die Gleichberechtigung ja auch heute noch nicht wirklich durchgesetzt ist...

    LG

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  12. Hallo ,

    vielen Dank für den interessanten Beitrag.
    Frauen und Männer wurden erst in den 50er Jahren Gleichberechtigt.

    Liebe Grüße Margareta Gebhardt

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