Samstag, 27. Mai 2023

Rezension: Das Meer von Mississippi - Beth Ann Fennelly

Das Meer von Mississippi - Beth Ann Fennelly
© Heyne
Das Meer von Mississippi
| Beth Ann Fennelly |

Verlag: Heyne 2021
Seiten: 384 
ISBN: 978-3453272859

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Vom Strom des Lebens

Es ist das Jahr 1927, als im Süden der USA der Mississippi über die Ufer schwappt. Tagelanger Regen wird zur Bedrohung, während Probitionsagenten auf der Jagd nach Schwarzbrennern sind. 

„Das Meer von Mississippi“ ist ein historischer Roman, der das Hochwasser von 1927 in den Mittelpunkt rückt. Ich fand es sehr interessant, auf diese Weise etwas von den damaligen Ereignissen zu erfahren, weil es eine Katastrophe ist, von der ich bisher nichts gehört hatte.

Autorin Beth Ann Fennelly holt den Leser in die 1920er-Jahre, ganz anders, als ich sie mir ansonsten vorstelle. Weitab vom städtischen Trubel zeigt sie das Leben am Land in den Südstaaten, wo in versteckten Ecken mancher Schnaps illegal hergestellt wird. 

Im Zentrum der Handlung steht Dixie Clay Holliver, eine junge Frau, die als Schwarzbrennerin ihre Berufung gefunden hat. Anhand ihrer Figur veranschaulicht die Autorin, wie sehr man als Frau den Irrwegen des Schicksals - oder dem Willen eines Ehemannes - ausgeliefert ist.

Gleichzeitig wird der Probitionsagent Ingersoll in den Mittelpunkt gerückt, welcher - ebenfalls dem Zufall geschuldet - der Schwarzbrennerin ein Baby vor die Haustür legt.  

Ann Beth Fennelly legt das Hauptaugenmerk auf die Figurenzeichnung, welche in ihren Facetten exzellent gelungen ist. Leider kommt die Handlung zu kurz. Das Geschehen in der Gegenwart, um die Schwarzbrennerei und die verschwundenen Agenten, ist einfallslos und treibt nur wenig die Geschichte voran. Im Grunde geschieht nicht viel und nur die Vergangenheit der Figuren nimmt Raum im Roman ein.

Durch Rückblenden zeichnet die Autorin den Lebensweg ihrer Hauptfiguren nach. Sie beschreibt, welche Kräfte am Werk sind und wie man vom Strom des Lebens mitgerissen wird.

Den Rahmen der Handlung gibt die Katastrophe des übergehenden Mississippi vor. Bildgewaltig taucht der Leser oder die Leserin in ein reißendes Finale ab, welches erschüttert und für die Beteiligten eine unaussprechliche Katastrophe darstellt.

Dabei schafft es die Autorin, eine klamme Atmosphäre aufzubauen und es dem Leser spüren zu lassen, wie Feuchtigkeit in jede einzelne Falte dringt. Es regnet und regnet und regnet die ganze Zeit. Der Mississippi steigt immer höher, Dämme werden gebaut und Whiskey wird getrunken, obwohl jeder weiß, dass er sich damit strafbar macht.

Das große Finale um die Mississippi-Katastrophe hat einen übertriebenen Eindruck gemacht, weil es teilweise ins Übermenschliche ging und dem Zufall manch glückliche Wendung geschuldet war. Trotzdem hat mich die Autorin gepackt, sodass es beim Lesen weniger wichtig war, wie realistisch dieser oder jener Zwischenfall war.

Mir hat es letztendlich am Kniff in der Handlung gefehlt, obwohl die Autorin ihre Figuren greifbar wirken lässt. Doch allein von den Charakteren wird einem Roman kein Leben verliehen. Der Strang in der Gegenwart war sehr geradlinig und hielt keine spannenden Überraschungen oder unerwartete Wendungen bereit. 

Sobald es in den Rückblenden um Ingersolls oder Dixie Clays Lebensweg ging, war ich an die Seiten gebannt. Sie sind in feinen Facetten beschrieben, wirken lebendig und absolut glaubwürdig. 

Mit der endgültigen Bewertung des Romans habe ich mir tatsächlich schwer getan und ich habe mich aufgrund der dichten Atmosphäre, der überzeugenden Charaktere und der Beschreibung des historischen Kontexts für wohlwollende vier Sterne entschieden. 

Denn ich denke, wer Charakterporträts im geschichtlichen Rahmen mag und weniger auf Spannung setzt, wird mit „Das Meer von Mississippi“ eine interessante Lesezeit haben. 
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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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1 Kommentar:

  1. Servus Nicole,
    da ist sie ja deine Rezension. Ich habe im Gegensatz zu dir und Andrea nur 3 Sterne gegeben, obwohl ich das Buch rasch durchgelesen habe. Du sprichst es auch an: Das Geschehen in der Gegenwart war irgendwie belanglos. Die Figuren in der Vergangenheit waren toll beschrieben.
    Liebe Grüße
    Martina

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