Montag, 30. Oktober 2017

Rezension: Scherben der Dunkelheit - Gesa Schwartz

© Random House
Scherben der Dunkelheit
| Gesa Schwartz |

Verlag: cbt Verlag 2017
Seiten: 592 
ISBN: 9783570164853

MEINE BEWERTUNG 

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Schillernde Dunkelheit

Die sechszehnjährige Anouk ist in den Ferien bei ihrer Tante am Land untergebracht. Die ruhige Gegend ist genau das, was das introvertierte Mädchen braucht. Bis ein mysteriöser Zirkus im Dorf gastiert und sie mit seiner Farbenpracht in die Dunkelheit zieht.

Gesa Schwartz hat mit „Scherben der Dunkelheit“ einen jugendlichen Fantasyroman geschaffen, der sich mit den Themen Trauer, Zugehörigkeit sowie Einsamkeit auseinandersetzt und dabei sehr düstere Töne trifft.

Anouk und ihre Familie mussten einen Schicksalsschlag hinnehmen, den sie nicht verkraftet haben. Während sich Anouks Eltern in unbändigen Tatendrang stürzen, zieht sich das Mädchen lieber in sich zurück. Da kommen ihr die Ferien bei ihrer Tante am Land gerade recht. Doch sie ahnt nicht, dass sie der Dark Circus in seinen Bann ziehen und damit für sie zur Gefahr werden wird.


Dieser Dark Circus ist ein magischer Ort, der durch schillernde Farben besticht. Hier hat Gesa Schwartz ein wahres Meisterwerk hingelegt, weil sie die Vorführungen im Zirkus lebendig, schimmernd und farbenfroh beschreibt. Ich hatte das Gefühl, als ob ich selbst in der Manege bin und habe mit offenen Mund die Darbietungen bestaunt. Ich sehe noch immer die beeindruckenden Kunststücke und prächtigen Artisten vor mir. Die Funken fliegen, sie erhellen die Dunkelheit und das Publikum tobt vor Begeisterung. 


Allerdings hat mich die Autorin mit dem Konzept des Dark Circus nicht überzeugt. Sie spielt mit Sein und Schein, lässt einen Ort voll düsterer Magie auferstehen, der sich mit seinem dunklen Sog über Anouk legt. Mir ist bis zuletzt nicht klar, wie die Mechanismen dieses Zirkus funktionieren und worin seine Macht sowie Existenzquelle liegt. Denn dieser Dark Circus ist für mich ein abstraktes Gebilde geblieben, den ich nicht greifen kann.


Protagonistin Anouk ist gut gelungen, auch wenn sie mir zu sehr der üblichen Heldin entspricht. Sie passt sich perfekt in die Schablone der Sechzehnjährigen ein, die ständig mit sich selbst beschäftigt ist. Sie reflektiert über sich, ihre Familie und ihre ausweglose Situation, wodurch sich so manches Kapitel im Kreis zu drehen scheint. 


Die Handlung an sich hat sich für mich etwas gezogen, weil ich zu sehr mit dem Dark Circus und Anouk viel zu viel mit sich selbst beschäftigt war. Dennoch hat Gesa Schwartz durch furchteinflößende Horror-Elemente geglänzt, die ich bei dieser Zielgruppe nicht vermutet hätte. Nur das mit dem bösen Clown war mir schon aus einem bestimmten Horror-Roman bekannt … 


Natürlich darf es auch an einer sanften Liebesgeschichte in einem Jugendbuch nicht fehlen. Diese hat die Autorin wunderbar - wenn auch sehr typisch - umgesetzt. Anouk fühlt sich nicht nur zum Zirkus sondern auch zum dunklen Magier Rhasgar hingezogen, der sie mit sich in seine Welt gezogen hat. 


Zum Schluss hin konnte mich die Autorin richtig überraschen und ich wäre schon fast aus den Schuhen gekippt. Das Finale hat nach langem hin und her in sich gehabt und hält eine spannende Wendung bereit.


Ich glaube, dass Gesa Schwartz mit „Scherben der Dunkelheit“ den Geschmack von Fantasy-Lesern trifft, die düstere Romane mögen, sich auf abstrakte Vorstellungen einlassen können und mit Anouk den Dark Circus bekämpfen möchten.

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MEINE BEWERTUNG

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10 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Nicole ;-)
    Auf deine Meinung zu diesem Buch war ich - seitdem du das Buch vorgestellt hast - ja schon richtig gespannt. Nicht, weil ich es ebenfalls gern lesen mag, sondern weil ich ein anderes Buch der Autorin gelesen habe, bei dem ich weder mit der Protagonistin zurechtgekommen bin noch von dem Geschehen überzeugt war.
    Aber wie bei dem Buch, das ich gelesen habe, gehen die Meinungen auch hier auseinander. Somit hast du mit deinem letzten Absatz wohl ganz recht.
    Sei mir ganz lieb gegrüßt, Hibi

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    1. Hallo Hibi,

      die Protagonistin und die anderen Figuren waren für mich eher langweilig. Aber die Szenerie an sich ist bemerkenswert, da sind die Funken gesprüht!

      Ich glaube aber nicht, dass ich weitere Bücher der Autorin lesen werde. Sie schreibt an mir 'vorbei' und konnte mich mit der Handlung nicht packen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Auch wenn ich eigentlich düstere Romane Fantasy überzeugt mich das Buch nicht wirklich. Warum weiß ich aber ehrlich gesagt nicht.
    Liebe Grüße
    Joel von Büchervergleich.org

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    1. Es kommt wohl drauf an, was man unter düsterer Fantasy versteht. XD Für einen Jugendroman habe ich es schon als sehr düsteren Roman empfunden, aber für einen dunklen Fantasyroman war's dann doch zu jugendlich ... Hier beißt sich die Katze wohl selbst in den Schwanz.

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  3. Huhu Nicole,

    bei diesem Buch bin ich ja noch absolut hin- und hergerissen, ob ich es lesen möchte. Ich finde, die Geschichte an für sich klingt sehr gut und dunkle Fantasy mag ich auch sehr gerne und das es hier ein Jugendbuch ist, ist durchaus in Ordnung. Aber genau dieses für ein Jugendbuch zu düster und für ein Buch für Erwachsenen zu wenig lässt mich noch zögern. Aber auf der Wuli steht das Buch auf jeden Fall. ;)

    Liebe Grüße und hab ein schönes Wochenende,

    Silke

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    1. Hallo Silke,

      ich wäre schon sehr neugierig, was du dazu sagst. Bisher habe ich kaum Beiträge zu dem Buch gesehen. Wenn es zu sehr in Richtung Fantasy geht, dann ist's nichts mehr für mich. Das hier war hart an der Grenze.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  4. Hallo Nicole,

    das Buch hatte ich auch im Auge, vom Klappentext her hört es sich richtig toll an. Doch ich habe schon ein Buch von Gesa Schwartz gelesen, Band 1 der Grimm Reihe. Und ich kam mit ihren Erzähltempo und dem Schreibstil nicht so klar. Sie erschafft zwar ein richtig tolles Kopfkino, aber irgendwie ging es nicht so voran und die Charaktere steckten hinter dem Weltenentwurf zurück. Und wenn ich mir deine Rezi so anschaue, ist es hier wohl ähnlich^^

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo Tanja,

      genau! Das hast du sehr schön ausgedrückt! Mir ist es mit diesem Buch ähnlich ergangen. Außerdem habe ich mir mit dem Konzept des Dark Circus sehr schwer getan. Ich konnte das System nicht wirklich durchschauen. Trotzdem hat sie Gesa Schwartz die Funken sprühen lassen, stellenweise war ich nämlich sehr beeindruckt.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  5. HEy Nicole,

    ich glaube, Gesa Schwartz hat wirklich einen ganz eigenen Stil, denn an für sich klingt das Buch super, besonders auch, wenn man Horror mag bzw. es etwas gruseliger. Aber ich erinnere mich an "Nacht ohne Sterne", welches für mich teilweise auch nicht greifbar war, so angetan ich vom poetischen Schreibstil war...irgendwie wollte ich nicht komplett überzeugt werden, irgendwas, schwer nennbares fehlte.

    Alles Liebe,
    Anna

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    1. Hallo Anna,

      du beschreibst haargenau meine Leseerfahrung! Es ist eine tolle Geschichte, dennoch hat es mich nicht überzeugt. Einerseits hat Gesa Schwartz richtig die Funken sprühen, auf der anderen Seite wollte mir die Logik hinter der Geschichte eingehen und ist recht abstrakt gehalten. Schade.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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