Dienstag, 15. Juni 2021

Rezension: Strasse der Toten - Joe R. Lansdale

Strasse der Toten - Joe R. Lansdale
© Golkonda Verlag
Strasse der Toten
| Joe R. Lansdale |

Verlag: Golkonda Verlag 2013
Seiten: 285 
ISBN: 9783942396561

MEINE BEWERTUNG 

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Mit Bibel und Revolver im Wilden Westen

Mit Bibel und Revolver zieht Reverend Jebidiah Mercer durch den Wilden Westen, wo er sich den Abartigkeiten der Hölle und entgegenstellt. 

„Strasse der Toten“ ist eine Kurzgeschichtensammlung und eine ungewöhnliche Mischung aus Wild-West-Stimmung, Zombie-Gelagen und Bibelfestigkeit. 

Ich mag die Bücher von Joe R. Lansdale sehr gerne. Für mich ist er einer der gewagtesten Autoren, weil er sich zu keinem Genre bekennt. Manchmal schreibt er herzzerreißende Geschichten, dann hat man es mit nonchalanter Hau-drauf-Mentalität zutun und mit dem nächsten Buch hat man einen Coming-of-Age-Roman in der Hand.

Deutlich ist jedenfalls, dass Lansdale eine Tendenz zu Pulp hat. Er schreibt derben Nonsens, der trotz offensichtlicher Trivialität zumeist einen philosophischen Kern erkennen lässt. Hinzu kommt, dass er zeigt, woher er stammt. Denn bei seinen Büchern ist man meistens in Texas zu Gast.

Mit Reverend Jebidiah Mercer geht es ab in den Wilden Westen, als mit Colts schneller geschossen wurde, als der Schatten ziehen konnte. Er ist eine gepeinigte Seele, vom Unglück und der Verdammnis verfolgt, und stellt sich gegen die Ausgeburten des Höllenfürsten, weil es sonst keiner vollbringt.

In diesem Buch begleitet der Leser den Reverend bei sechs Abenteuern, die vom Schema her ähnlich sind. Der Protagonist wittert ein Problem, legt sich mit der hiesigen Bevölkerung oder Überbleibseln davon an, sticht in ein mysteriöses Wespennest, um nach einem abscheulichen Gemetzel als Lonesome Rider seiner Wege zu ziehen.

Damit ist „Strasse der Toten“ eine ungewöhnliche Mischung aus Horror- und Zombie-Roman, die sich mit den rauen Sitten des Wilden Westens zu einer Melange aus Alkohol, Blut und Staub vermengt. Es fängt mit „Der Reverend reitet und reitet ...“ an und endet „Tief unter der Erde“, worin sich Lansdales Humor spiegelt.

Ich schätze den Autor für seine derbe Heiterkeit. Kaum jemand schafft es wie er, Intoleranz anzuprangern indem er sich politisch inkorrekt verhält und somit die Essenz des Absurden auf die Spitze treibt. Diesen schmutzigen Witz habe ich beim Reverend vermisst. Zwar gibt es einige amüsante Szenen, Dialoge und Gedanken, doch die Hauptfigur trägt so viel Schmerz, Verzweiflung und Einsamkeit mit sich, dass er meistens nur ernste Töne trifft.

„Merkwürdig, oder? Es kommt vom Teufel, aus den Eingeweiden der Hölle, und doch ist es kalt.“ (S. 194)

Trotz des gleichförmigen Aufbaus der einzelnen Geschichten sind sie flott zu lesen und tränken den Wilden Westen auf ausgefallene Weise in Zombie-Blut. Trotzdem hätte ich lieber einen Roman gelesen, anstatt den Reverend auf seinen kurzen Abenteuern beizustehen. 

Unterm Strich habe ich den einsamen Reverend gerne begleitet, um mit ihm gefährliche Begegnungen durchzustehen. Ich denke, wer sich für schmutzige Western und das Übernatürliche erwärmt, hat mit „Strasse der Toten“ eine verblüffende Sammlung entdeckt.
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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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2 Kommentare:

  1. Huhu Nicole :D

    Das waren wirklich ein paar tolle Abenteuer mit einem Lansdale-typischen Charakter. Hat auf jeden Fall Spaß gemacht, das Buch zusammen zu entdecken! :D

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      ja, es hat Spaß gemacht. :) Aber wie wir festgestellt haben, ein 'richtiger' Roman wäre halt noch feiner gewesen. Dass es immer was zu nörgeln gibt. XD

      Liebe Grüße,
      Nicole

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