Samstag, 13. Mai 2023

Rezension: Albträume - Stephen King

Albträume - Stephen King
© Heyne
Albträume
| Stephen King |

Verlag: Heyne 2013
Seiten: 1072 
ISBN: 978-3453436862

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Ein Spiegelbild von Kings Vielschichtigkeit

In "Albträume" erzählt Stephen King anhand von 25 Kurzgeschichten von nächtlichen Schrecken und schaurigen Traumlandschaften. 

Obwohl ich bei Kurzgeschichten stets zurückhaltend bin, lese ich die Werke von Stephen King gerne, weshalb ich mich keinesfalls von seinen Anthologien abhalte. In diesem Wälzer sind 25 Kurzgeschichten gesammelt, die mir im Großen und Ganzen gut gefallen haben, obwohl einige Ausreißer dabei gewesen sind.

Thematisches ist es ein wildes Sammelsurium. Die Geschichten handeln vom Ende der Welt, rachsüchtigen Gebissen, fliegenden Nachtschrecken und bösen Vorahnungen. Manche davon sind witzig, andere eher derb und dann gibt es welche, die keinen Sinn ergeben, und mir trotzdem gefielen.

Fünf Geschichten entsprachen weniger meinem Geschmack. In "Kopf runter" ist es gar arg sportlich zugegangen und King hat sich in seiner Leidenschaft für Baseball verloren. Da ich - sogar bei King - Gedichte gar nicht mag, hat mich auch "August in Brooklyn" nicht überzeugt. 

Zum Mittelmaß zählen für mich "Dolans Cadillac", die sich langsam aufbaut, und den Clou auf der Strecke lässt. In "Das fünfte Viertel" ist eine Sammelwut aufgetreten, die letztendlich bizarr und etwas merkwürdig ist. Castle Rock wird in "Es wächst einem über den Kopf" besucht, was von eigenartigen Bauweisen und sexuellen Begierden handelt. 

Deutlich packender war die Geschichte von "Popsy", der seinen Nachwuchs im Einkaufszentrum vergisst. Etwas irre wird es in "Klapperzähne", was höllischen Respekt vor Beißerchen mit Füßen lehrt. Richtig grauslich wird es in "Zueignung", worüber ich gar nicht erst nachdenken will. Nach "Der rasende Finger" traut man sich nicht mehr ins Bad und dank "Turnschuhe" hat man ab sofort beim Gang auf's stille Örtchen seine Bedenken. Mit "Verdammt gute Band" fühlt man sich wie im Hardrock Café während "Hausentbindung" inmitten einer Zombie-Apokalpyse führt. "Entschuldigung, richtig verbunden" ist eher traurig und lässt an die Twilight Zone denken. Während King in die "Die Zehn-Uhr-Leute" ein spannendes Konzept auf die Beine stellt. Nach "Crouch End" in London reist man besser nicht, dafür zeigt sich, dass sich in "Das Haus in der Maple Street" das Blatt zum Guten wendet. In "Der Fall des Doktors" sind Dr. Watson und Sherlock Holmes zu Gast, wodurch King zeigt, dass er auch Detektivgeschichten schreiben kann. "Der Bettler und der Diamant" ist die abschließende Geschichte im Buch, worin eine göttliche Fügung für wahrhaftige Zufriedenheit sorgt.

Sechs Geschichten haben mir ausgezeichnet gefallen. Bei "Das Ende des ganzen Schlamassels" steht die Menschheit am Ende, weil sie endlich einen Ausweg aus der Aggression gefunden hat. In "Kinderschreck" hakt das Bildungssystem aus, während in "Der Nachtflieger" ein Journalist auf die Story seines Lebens trifft. Mit "Regenzeit" wird klassischer Horror in einer kleinen Stadt bedient und in "Umneys letzter Fall" hat sich ein Schriftsteller mit seiner Figur angelegt. Absolut merkwürdig und skurril ist "Mein hübsches Pony", deren Sinn mir nach wie unbegreiflich ist, was der Story aber keinesfalls den Unterhaltungswert nimmt. 

„Albträume“ ist ein Spiegelbild von Kings Vielschichtigkeit und seinem Ideenreichtum, wobei er viele Emotionen beim Leser weckt. Es kommt einen das Grausen, ein anderes Mal wird es furchtbar unbehaglich, während man von lebensbejahender Freude, Kämpfernaturen oder Hoffnungsschimmern überwältigt wird. Einmal hat das Böse die Oberhand, doch dann zeigen die Guten, dass sie sich nichts gefallen lassen, während der Autor laufend verdeutlicht, dass in jedem einzelnen Menschen das Schlechte wie das Gute gleichermaßen steckt.

Mir haben Stephen Kings „Albträume“ Spaß gemacht und ich bin mir sicher, dass jeder Horror-Leser einige Geschichten darin für sich findet. 
______________________
MEINE BEWERTUNG
★★★★

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9 Kommentare:

  1. Hi Nicole!

    Das klingt wieder nach dem typischen Sammelsurium in Kings Kurzgeschichten Büchern :D
    Ich hab ja letztens Basar der bösen Träume gelesen, in dem leider hauptsächlich Geschichten waren, die mich nicht so ganz begeistern konnten.

    Manche sind auch in mehreren Büchern vorhanden - grade "Turnschuhe" hab ich sicher schon in einem anderen Buch gelesen.

    "Kopf runter" sagt mir vom Titel her nichts, aber das sportliche hatte ich auch in einer Geschichte, die mir nicht so gefallen hat. Da ging es um ... ja keine Ahnung mehr *lach* ich weiß nicht ob es Baseball, Football oder doch eine andere Sportart war.
    In Basar der Bösen Träume war auch eine Geschichte in Gedichtform, die mir gar nicht gefallen hat, bzw. hab ich null Sinn darin gefunden ^^

    Insgesamt klingt es aber nach einer guten Auswahl.

    Dieses Jahr komme ich irgendwie sehr wenig zu King. Ich hatte ja wieder vor, ein King Buch pro Monat zu lesen, aber das klappt zurzeit überhaupt nicht ^^ Mal sehen, wann ich zum nächsten greife, ich weiß auch noch gar nicht, welches das sein wird.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      bei manchen Sammlungen kann man - meinem Eindruck nach - klar Themen erkennen. Bei dieser hier nicht. Da sind die Geschichten wirklich kreuz und quer untergebracht.

      Es war bestimmt eine Baseballgeschichte. :D Bei dieser Geschichte spielt sein Sohn Owen King eine wichtige Rolle, was schon wieder Charme hat. Doch bei den Beschreibungen eines Sports schläft mir das Gesicht ein. XD

      Gedichte mag ich allgemein überhaupt nicht und daher kann ich auch bei King nichts damit anfangen.

      Ja, es ist ein richtig dicker Band zum Schmökern. Manche Geschichte sind arg grauslich, da hat er sich selbst übertroffen und andere plätschern. Es lohnt sich jedenfalls.

      Bei mir geht es mit King weiter voran. Als nächstes möchte ich "Gwendys letzte Aufgabe" lesen. Das ist im Vergleich zu den anderen Büchern von King nur ein Häppchen. :D Und dann schaue ich mal. Ich lese ja meistens nach Lust und Laune und habe da so gar keinen Plan, wann es mit der kingschen Reise weitergeht.

      Dich beneide ich fast, weil dir noch so viele großartige Romane von ihm bevorstehen! Da fällt die Ausfall nicht leicht. Welche Bücher von ihm hast du denn in der engeren Wahl?

      Liebe Grüße
      Nicole

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    2. Es gibt schon Gedichte, die mich ansprechen - aber sehr selten ^^

      Joa, also mein Bruder hat ja noch einige, die ich noch nicht kenne - aber ich hab grade so gar keinen Plan.
      Menschenjagd, Sprengstoff, Revival, Desperation, Sleeping Beauty, Der Buick, Tommyknockers, Das Mädchen, Joyland ... die hatte ich mir auf jeden Fall notiert, Atlantis oder so ähnlich hat er auch.

      Gibts einen Tipp von dir? :D

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    3. "Desperation" haben wir damals in einer Leserunde gelesen und fanden es sehr, sehr, sehr genial. Wir hatten ganz großen Spaß. :D

      Ansonsten habe ich "Joyland" sehr gern gemocht. Das ist eher eine feine Gruselgeschichte. "Sprengstoff" ist eher realistischer und es geht um realen Horror. Den Roman fand ich recht hart. "Tommyknockers" ist bei mir schon ewig her. So weit ich mich erinnere, war das ein bizarrer Roman, der am Ende ordentlich abhebt. ;) "Sleeping Beauties" mochte ich gar nicht. Das war sooo langweilig, das mir das Gesicht dabei eingeschlafen ist. Und "Der Buick" ist etwas schräg, da gibt die Handlung nicht viel her. "Revival" hat sich gut lesen lassen und "Das Mädchen" finden viele langweilig. Ich fand es klasse und habe es sogar schon zweimal gelesen. :D

      Also, ich würde zu "Desperation" (brutaler Horror) oder "Joyland" (subtiler Grusel) raten.

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    4. Vielen Dank für den schönen Überblick!
      Dass das Mädchen viele nicht mochten hab ich schon gesehen, aber es wäre mal was kürzeres, was ich dann zumindest mal abhaken könnte ^^
      Desperation macht jetzt natürlich extrem neugierig, vielleicht werde ich tatsächlich das als nächstes lesen und mir Joyland dann eher für den Herbst aufheben.
      Wobei mich jetzt Tommyknockers auch sehr anspricht - bizarr mag ich bei King ja :D

      Je nachdem wie es passt werden dann wohl Das Mädchen und Desperation die nächsten sein :)

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    5. "Das Mädchen" hast du sicherlich flott durch und es wäre gelesen. Ich bin ja gespannt, was du dazu sagst. Mir hat's - wie gesagt - sehr gut gefallen.

      Und "Desperation" war eine meiner besten Leserundenbücher. :D Wir hatten so viel Spaß mit damit. Damals haben wir bei Jessi gelesen und vielleicht magst du ja ein bisschen stöbern, wenn du das Buch liest oder gelesen hast: https://in-buechern-leben.blogspot.com/2018/11/leserunde-desperation-stephen-king.html

      "Joyland" passt gut für den Herbst, noch besser fände ich es im Sommer, weil es um einen Sommerjob geht. ;)

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    6. Ah schön, die Leserunde speichere ich mir mal ab. Da werde ich reinschauen wenn ich es lese! Joyland passt für den Sommer - na dann werde ich das wohl im Sommer lesen und mich erstmal an Das Mädchen machen :D

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  2. Huhu Nicole :D

    Da ist deine Rezension ja endlich! :D Ich würde es auch so unterschreiben, gute Geschichten zum Schmöckern, jeder Stephen King-Fan wird wohl irgendwas finden, was er mag.

    Rückblickend denke ich ja am häufigsten echt an die Sherlock Holmes Geschichte, die fand ich echt klasse und kam echt unerwartet! :D Ansonsten zeigt sich hier, wie vielseitig King ist.
    Nur mit Baseball kann auch nicht bei ihm nichts anfangen, aber es sei ihm vergönnt, dass er sich da so reinhängt und eine Leidenschaft für hat!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      ja, bei mir geht alles etwas langsam. :D Aber es kommt eins nach dem anderen dran.

      Ich denke ab und zu noch über das Pony nach. XD Wahrscheinlich war das sogar Kings Absicht. Ich stelle mir vor, wie er sich die Hände gerieben und gegrinst hat, weil er den Lesern ein bisschen Denkarbeit gegeben hat.

      Liebe Grüße
      Nicole

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