Freitag, 24. Januar 2025

Rezension: Survivor - C. J. Tudor

Survivor - C. J. Tudor
© Goldmann
Survivor
| C. J. Tudor |

Verlag: Goldmann 2024
Seiten: 448
ISBN: 978-3442206520

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 
 


Fesselnd-frostige Schauplätze am Ende der Welt

Hannah wird in einem verunfallten Bus wach, der im verschneiten Straßengraben liegt. Durch die Ausgänge gibt es kein Entkommen und die eisige Kälte bedeutet Todesgefahr.
Meg kommt in einer Gondel in der Höhe zwischen den Bergen munter. Sie weiß nicht, wie sie an diesen Ort kam. Es befinden sich weitere Menschen darin und einer davon ist tot.
Carter hat sich mit seiner Gruppe in einem abgeschiedenen Retreat verbarrikadiert. Aufgrund eines Schneesturms droht der totale Stromausfall und der Generator ist defekt.
Jede Gruppe schwebt in Gefahr. Wer wird überleben?

Die Thriller von C. J. Tudor mag ich sehr gerne, weil sie sich oftmals an ungewöhnliche Geschichten wagt. Bei "Survivor" hat mich außerdem das kalte Setting sofort angesprochen. Ich musste dieses Buch lesen. 

Tatsächlich handelt es sich um keinen herkömmlichen Thriller. Ich war erstaunt, dass C. J. Tudor diesmal in eine Welt aus Eis und Kälte im Endzeitflair entführt. Interessant und spannend ist der Dreiklang aus Handlungssträngen. Es gibt einen verunglückten Bus, eine schwebende Gondel und ein abgelegenes Retreat. Die Atmosphäre ist in allen bedrückend, was neugierig macht und mich von Anfang an gefesselt hat. "Survivor" ist eine Reise in eine verschneite dystopische Welt, die man Stück für Stück erkundet. 

Die drei Handlungsstränge scheinen lange Zeit, bis auf das Setting, unabhängig voneinander. Dabei hat jeder davon eine ganz eigene Dynamik und strömt auf seine Art Bedrohung aus. 

Im verunglückten Bus kämpft Hannah ums Überleben. Sie ist von verletzten Kommilitonen umgeben. Es ist bitterkalt und draußen schwellt das Schneetreiben an. Dadurch erschafft die Autorin eine eindrückliche Stimmung, die mir die Verzweiflung der wenigen Überlebenden zu spüren gab. 

Die Gondel hat es ebenso in sich. Hier erwacht Meg ohne Erinnerung. Es sind sechs weitere Personen mit ihr in der Höhe gefangen, worunter eine Leiche ist. Bei den Eingeschlossenen wächst das Misstrauen, wobei Angst und Bedrohung durch die beengende Situation und die Höhe steigen. 

Beim dritten Schauplatz glaubt man zuerst, dass man durchatmen kann. Das abgeschiedene Retreat in den Bergen wirkt wie ein Zufluchtsort. Allerdings merkt man bald, dass die Kälte nicht die einzige Gefahr für Carter und seine Gruppe ist. Während der Generator im Schneesturm versagt, spitzt sich die Lage zu.

Die Erzählstränge lösen sich laufend untereinander ab, wobei jeder einzelne davon eine sehr bedrohliche Atmosphäre vermittelt. Zudem setzt Tudor geschickt Cliffhanger, was die Spannung bei jedem Wechsel aufrecht hält.

Zuerst dachte ich, es geht in Richtung klassischen Thrillers, mit eher unabhängigen Schauplätzen. Doch rasch zeigt sich, dass es ein Endzeitthriller ist, der seinen Umfang erst nach und nach offenbart. Dadurch hat der Roman einen ordentlichen Sog auf mich ausgeübt und sehr spannend gewirkt. Tudor lässt die Leser:innen grübeln und bietet von Episode zu Episode nur bruchstückhafte Informationen an. Mysteriöse Andeutungen sorgen für eine unheimliche Grundstimmung und ziehen enorm in die Geschichte rein. 

Der Aufbau des Romans hat mich total überrascht und im Endeffekt sehr beeindruckt. Die drei Erzählstränge sind mir lange Zeit, bis auf die Themen von Bedrohung und Kälte, eher unabhängig voneinander erschienen. Das hat dem Buch, meinem Eindruck nach, schon fast eine experimentelle Note gegeben. Ich fand es erfrischend anders, wie die scheinbar losgelösten Geschichten allmählich zusammenfinden. Meiner Meinung nach hebt diese Erzählweise den Thriller deutlich von ähnlichen Romanen ab und sorgt für ein besonderes Leseerlebnis.

Die Atmosphäre in "Survivor" war von Schnee, Minustemperaturen und Verzweiflung geprägt. Die eisige Kälte, die Schneefälle und die schwindende Hoffnung werden fühlbar beschrieben, sodass man das Frösteln förmlich spürt. Die Szenarien wirken allesamt bedrohlich und zogen mich mitten ins Geschehen. Dabei war es egal, ob ich mich in den Trümmern des Busses, in der beengten Gondel oder abseits im Retreat befand. 

Den Erzählstil der Autorin empfand ich als gewohnt souverän und dieser unterstreicht die Intensität der Ereignisse. Sie trifft einen düsteren Ton, der die Anspannung fortwährend hält. Durch die immer wieder auftretenden Cliffhanger blättern sich die Seiten fast von alleine um, auch wenn ich das Erzähltempo insgesamt eher als langsam empfunden habe. Etwas mehr Dynamik hätte es in der Handlung vertragen können.

Abschließend ist "Survivor" ein außergewöhnlicher Thriller für mich, der an frostige Schauplätze am Ende der Welt entführt. Für interessante Abwechslung und fesselnde Dynamik sorgen die drei Erzählstränge, die bis zum Schluss die Spannung steigern und in ein nachhallendes Ende fallen. Besonders die eisig-düstere Atmosphäre und der auffallend ungewöhnliche Aufbau haben es für mich zum packenden Leseerlebnis gemacht.
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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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