Sonntag, 5. August 2018

Rezension: Final Girls - Riley Sager

© Audible Studios*
Final Girls
| Riley Sager |

Verlag: Audible Studios  2018
Dauer: 11 h : 32 min 
ASIN: B07DL568G3
Sprecher: Nora Jokosha

MEINE BEWERTUNG

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Das Final-Girl-Phänomen

Final Girls sind durch die Hölle gegangen. Und sie haben sie als Einzige lebend überstanden. Quincy hat als Studentin ein blutiges Massaker überlebt, während ihre Freunde grausam abgeschlachtet wurden. Jetzt ist sie ein Final Girl, das sich an das damalige Grauen jedoch nicht erinnern kann. Dennoch holt sie die Vergangenheit ein, als ein anderes Final Girl tot in der Badewanne aufgefunden wird.

Riley Sager hat sich für seinen Psychothriller einer blutig-faszinierenden Grundlage bedient: Das Final-Girl-Phänomen. Im Roman wird erklärt, dass Final Girls die kreischenden, überlebenden Mädchen in Horrorfilmen sind, und sich dieser Begriff auf die Realität erstreckt hat.

Quincy ist ein Final Girl. Die blutige Party aus ihrer Studentenzeit hat sie so gut wie möglich hinter sich gelassen. Sie hat einen liebevollen Freund, verdient sich ihren Lebensunterhalt als Bloggerin, und hat ihren Weg gefunden, mit den Schrecknissen von damals umzugehen. Dazu zählt, dass sie sich nur mehr an die Party jedoch nicht mehr an die Bluttaten selbst erinnern kann. 


Doch dann reißt sie Lisas Tod aus der selbst gewählten Idylle. Denn Lisa ist ebenfalls ein Final Girl gewesen, die ihr Leben dem Kampf um's Überleben verschrieben hat. Sie war stets engagiert, anderen Final Girls den Weg zu weisen, ihnen beizustehen, und die dramatischen Ereignisse zu verarbeiten.


Durch Lisas Tod taucht Samantha bei Quincy auf. Samantha ist ebenfalls ein Final Girl, das schon vor Jahren von der Bildfläche verschwunden ist. Sie meint, es sei an der Zeit, dass sich Quincy ihrem persönlichen Massaker stellt, und sich an die Ereignisse von damals erinnern soll.


Ich habe Quincy als sehr mysteriösen Charakter empfunden, bei dem ich vom ersten Moment an gespürt habe, dass etwas unter der Oberfläche brodelt. Sie hat sich ihre Idylle selbst geschaffen, geht ihrer Arbeit und ihren Erledigungen nach, fällt in die liebevollen Arme ihres Freunds, und dennoch merkt man, dass mit ihr etwas ganz und gar nicht stimmt. Denn Quincy beteuert immer wieder, dass sie mit den Ereignissen von 'Pine Cottage' abgeschlossen hat. Doch warum denkt sie ständig daran?


Hier kommt Samantha zum Zug, die Quincy mit 'Pine Cottage' konfrontiert. Sie ist ein verwahrlostes Wesen, das auf mich sofort den Eindruck einer Landstreicherin macht. Außerdem ist sie unberechenbar und ich habe sie rasch als potentielle Gefahr eingestuft. 


Die Handlung wird großteils in zwei Zeitsträngen erzählt, um Quincys Geheimnis auf die Spur zu kommen. Einerseits ist man in ihrem gegenwärtigen Leben unterwegs, bäckt Muffins, schlägt sich mit Lisas Selbstmord und der wechselhaften Samantha herum, andrerseits taucht man mit ihr in ihre Vergangenheit in 'Pine Cottage" ein, wo das blutige Grauen sein Zuhause fand.


Die abwechselnde Erzählweise aus den damaligen und heutigen Ereignissen hat mir sehr gut gefallen, weil man sich so im Verlauf der Geschichte auf das Grauen zubewegt. Außerdem ist es spannend, weil sich Quincy nicht an die Details der Morde erinnern kann. Dieses schwarze, klaffende Loch in ihrem Gedächtnis regt ordentlich zum Rätseln an. 


Die Gegenwart ist durch die launische Samantha geprägt, die mir von Beginn an Angst gemacht hat. Ich kann es nur schwer benennen, doch am liebsten hätte ich Quincy geschüttelt und gewarnt, dass sie bei ihrer neuen Freundin unbedingt aufpassen soll.


Mit den Figuren hatte ich etwas zu kämpfen, weil sie - egal ob Qunicy oder Samantha - nicht nachvollziehbar gehandelt haben. Gerade bei Quincy hatte ich manchmal das Gefühl, dass sie jetzt völlig am Austicken ist, was sich nicht allein mit ihrem Status als ‚Final Girl‘ erklären lässt.


Gefallen hat mir aber, dass die Rolle von Polizei und Medien angesprochen wird, wie sie den Kontakt zu 'Final Girls' halten, und diese damit immer wieder aus der Versenkung ziehen.


Mit dem Schluss hatte ich so nicht gerechnet, obwohl mir - genau wie der Polizei - bewusst war, dass etwas nicht stimmen kann. Im Endeffekt ergibt sich ein rundes Bild, mit gutem Überraschungseffekt, das insgesamt absolut befriedigend war. 


„Final Girls“ ist ein solider Thriller, mit herausragendem Plot, der aufgrund der launischen Figuren sacht schwächelt. Fazit: Hörenswert und bestimmt auch gut zu lesen.

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MEINE BEWERTUNG


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2 Kommentare:

  1. So da bin ich :)
    Das mit den Charakteren kann ich nachvollziehen, aber die Story überzeugt dich ja dennoch.
    Da ich es gelesen habe und bereits recherchiert habe, kann ich hier einmal klugschieten :D
    Riley Sager ist ein Mann und oben sprichst du von ihrem Psychothriller. Ich habe von ihm schon das nächste Buch im Auge und hoffe, es erscheint als bald in Deutschland.

    Und da du es gehört hast, passiert sowas eben, kenne ich nur zu gut, als Vielhörerin. Das Massaker um Quincey spielt in "Pine Cottage", Palmen waren da nirgends. Musste ich eben ein wenig schmunzeln, dass das anderen auch mal passiert. Ich schreibe immer gerne Namen falsch, so dass mich das irgendwann so genervt hat, dass ich nur noch HB höre, von denen ich auch das Buch besitze und nachlesen kann :D

    Tolle Rezi!

    LG Andrea

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    1. Hallo Andrea,

      ich habe Tränen gelacht als ich dein Feedback gelesen habe. Während des ganzen Buchs habe ich mich gefragt, warum man eine Hütte im Wals ausgerechnet nach Palmen benennt ... XD Dieses Rätsel wäre jetzt auch gelöst.

      Danke für die Hinweise!

      Liebe Grüße,
      Nicole

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