Samstag, 8. August 2020

Rezension: Der Nebel - Stephen King

| Stephen King |

Verlag: Heyne Verlag 2020
Seiten: 240
ISBN: 9783453441163

MEINE BEWERTUNG 

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Nebulöses Grauen, aus dem es kein Entrinnen gibt

David und sein Sohn Billy erledigen Besorgungen im Supermarkt, nach dem ein schwerer Sturm die ganze Gegend verwüstet hat. Als sie in der Schlange an der Kasse stehen zieht dichter, unheilvoller Nebel auf, der grauenvolle Geheimnisse in sich birgt.

Stephen Kings „Der Nebel“ ist eine Novelle des Grauens, die zeigt, warum der Autor der Meister seines Genres ist.

Die Draytons erleben einen schweren Sturm, der den Protagonisten David und den Leser gleichermaßen in grauenvolle Stimmung versetzt. Bäume brechen durch Fenster, der Strom fällt aus und sogar Wagen werden durch die böige Naturgewalt erdrückt.

Als es nach dem Unwetter Zeit zum Aufatmen ist, will sich die Stimmung nicht entspannen. Denn der Sturm hat spürbares Unheil in die Gegend gebracht. 

Nichtsdestotrotz muss man sich nach einem Unwetter an die Arbeit machen: Fenster werden notdürftig geflickt, der Schaden begutachtet, umgefallene Bäume zersägt, und Vorräte müssen angeschafft werden, falls ein Nachspiel kommen wird. 

David und sein Sohn Bill fahren daher in den nächstgelegenen Supermarkt. Ausgestattet mit einer vollgepackten Einkaufsliste kehren sie nach dem Trauma des Sturms in die Banalität des Alltags zurück, wo sie erst recht dem nebulösen Grauen ausgesetzt sind.

Denn es zieht eine dichte Nebelwand auf, aus der es kein Entrinnen gibt. 

„Der Nebel“ thematisiert das unfassbare, undurchdringliche und schauderhafte Gefühl einer unbekannten Bedrohung, die wir zwar ahnen, aber die sich - wenn überhaupt - nur schemenhaft zeigt. King setzt seine Figuren in einer alltäglichen Situation im Supermarkt ab, und lässt sie im Nebel verschwinden, der zu fürchterlichen Ahnungen einlädt.  

Dabei habe ich das Geschehen im Supermarkt als auffallend realistisch empfunden. Stephen King beschreibt die Wirklichkeit und zieht sie langsam in eine grauenvolle Horror-Vorstellung rein. 

Einerseits entsteht eine bedrohliche Atmosphäre im Supermarkt. Die Menschen spüren die Gefahr, sie haben Angst und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Rationale Entscheidungen treffen auf blutigen Aberglauben, erschreckende Einsichten führen zur Selbstjustiz, und der süßliche Geruch des Todes, setzt sich in der Nase fest.

Andrerseits schaut man auf die weiße Nebelwand, hört das Scharren, sieht einen Grauen erregenden Umriss, und fühlt auf emotionaler Ebene, dass sich ein Albtraum in die Wirklichkeit gerettet hat. 

Für mich ist „Der Nebel“ ein angsterfüllendes Horror-Spektaktel wie es dem Meister des Genres entspricht. Stephen King verstrickt Angst, wirkungsvolle Fantasie und grauenhafte Realität zu einer schrecklichen Melange, die sich langsam unter der Haut ausbreitet, sie spannt und letztendlich zum Platzen bringt. Genial erzählt und erschreckend gut umgesetzt!
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MEINE BEWERTUNG

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6 Kommentare:

  1. Huhu Nicole :D

    Nun muss ich diese Novelle wohl auch endlich mal lesen. Ich finde es immer bemerkenswert, wie King so ganz alltägliche Situationen in den blanken Horror verwandelt! Darin ist er echt der Meister schlechthin! Manchmal finde ich seine Novelle/Kurzgeschichten sogar stärker als seine richtig langen Werke von 600 Seiten und mehr!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      ich war ja so neugierig! Das ist eine der wenigen, richtig bekannten, Novellen, die ich noch nicht kannte. Ich fand es wirklich sehr unheimlich und habe sogar schlecht geträumt. :D

      Ja, wie er immer das Grauen aus bzw. in die Realität zieht, das hat schon immer was. Ich liebe das total.

      Naja, ich mag es schon lieber, wenn ich einem Wälzer versinken kann. Aber natürlich sind auch bei seinen Kurzgeschichten sehr feine Sache dabei.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Hallo Nicole!
    Oh, ich mag diese Novelle sehr gerne und deine Rezension trifft es auf den Punkt. Das Ende selber fand ich etwas "nett", aber es war dann doch passend und okay. Wenn man aber das Filmende kennt, dann finde ich das doch etwas mehr Kinglike. :D
    Apropos, der Film ist meiner Meinung nach wirklich gut umgesetzt.
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    1. Hallo Diana,

      den Film kenne ich nicht. Ich glaube, ich habe mal einen Ausschnitt davon gesehen. Ich mochte das Ende, weil es offen ist. Das gefällt mir meistens recht gut. Außerdem hat er sich selbst an die Nase genommen, weil er ja meinte, dass er hier zu dem Kniff greift, wenn man als Schriftsteller nicht mehr weiter weiß. :D

      Jedenfalls, ich fand es sehr gut zu lesen.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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    2. Haha, das wusste ich noch gar nicht. :D
      Und beim Lesen habe ich da nicht drüber nachgedacht, aber wenn er das so sagt.

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