Mittwoch, 5. Mai 2021

Rezension: Rot wie Blut - Julian Auringer

| Julian Auringer |

Verlag: Anaconda Verlag 2020
Seiten: 256 
ISBN: 9783730609088

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★★ - 



Grausige Märchen und Sagen

Märchen begleiten uns von Kindheitstagen an. Während mittlerweile Film- und Fernsehen romantische Alternativen zeigen, finden sich in diesem Buch grausige Versionen, die bei genauer Betrachtung zum Fürchten sind.

Ich mag Märchen und ich liebe Horror-Geschichten. Wenn man an die glanzvollen Zeichentrickversionen von Disney und Co. denkt, erschließt sich kaum ein Zusammenhang. Gräbt man aber tiefer und fördert alte Versionen der Märchen zutage, merkt man schnell, dass sie für Freunde des dunklen oder blutigen Genres durchaus geeignet sind.

In diesem Buch sind rund 40 Märchen und Sagen aus dem deutschen Sprachraum gesammelt, die Julian Auringer anhand des Faktors Grausigkeit ausgesucht und zusammengetragen hat. 

Die Grausamkeit zeigt sich in blutigen Strafen, furchtbaren Todesarten, eisigen Herzen und verbitterten Handlungen, die meist nicht allzu detailliert dargestellt sind.

Beim Lesen ist mir sofort aufgefallen, dass ich die meisten Märchen in genau dieser Version aus ein meiner Kindheit kenne. Ich erinnere mich an alte Märchen- und Sagenbücher meiner Eltern, die sie selbst als Kinder verschlangen und bei Großeltern oder im heimischen Regal für mich bereit standen. Somit habe ich mich gefreut, die Geschichten von Dornröschen, Cinderella und Rapunzel abseits der bekömmlicheren Verfilmung auf der Leinwand in ihrer grausamen Pracht erneut zu lesen.

Manche Märchen und Sagen sind nur eine Seite lang, andere sind detaillierter beschrieben und füllen längere Abschnitte. Mein Lieblingsmärchen ist „Aschenputtel“, welches sich hier als „Aschenpüster“ einen Namen macht, dich gefolgt von „Von einem der auszog das Fürchten zu lernen“, die in ihrer alten Version durchaus für Gänsehaut sorgen.

Die Sprache ist meiner Meinung nach unverändert in verstaubt anmutender Wortwahl geschrieben. Ich denke, dass dieser Punkt manchen Leser stört. Mir hat es ausgesprochen gut gefallen, weil es mir zeigt, wie lange die Geschichten schon erzählt werden. Für ein besseres Verständnis sind ungewöhnliche Bezeichnungen und Wörter in den Fußnoten erklärt, was ich insgesamt als sinnvoll erachte. Für mich unterstreicht die altbackene Schreibweise das Alter der Erzählungen, und vermittelt eine Ahnung vom historischen Rahmen, in dem sie entstanden sind.

Im Nachwort geht Julian Auringer auf die Interpretation von Märchen und ihren Stellenwert als Kindergeschichten ein. Dabei betont er, dass diese Erzählungen nicht nur für Kinder zusammengetragen wurden, sondern als Unterhaltung für Erwachsene dienten. Gleichzeitig liefert er Denkanstöße über die Symbolik, die von Alters her für die unterschiedlichen Elemente verwendet wird. Zum Beispiel der böse Wolf, der gleichfalls als lüsterner Herr verstanden werden kann.

Am Ende des Buches befinden sich Kurzbiografien zu den Märchensammler, wie zum Beispiel die Gebrüder Grimm, Carl und Theodor Colshorn, Josef Müller und viele mehr, dank derer wir heute noch von den alten Geschichten zehren.

Im Endeffekt habe ich gerne von diesen alten und grausigen Märchen gelesen und bei mir wurde die Lust auf weitere Sagen und alte Geschichten geweckt. Aufgrund der antiquierten Sprache denke ich, dass es nicht jeden anspricht, wer sich aber an alte Zeiten erinnern will, hat damit bestimmt eine passable Sammlung in der Hand. 
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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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4 Kommentare:

  1. Hi Nicole!

    Freut mich, dass dir die Märchen mehr zugesagt haben als mir. Ich war ein klein wenig enttäuscht, irgendwie hatte ich es mir anders erwartet ...

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      ja, ich mochte es gern. Es waren tatsächlich die Versionen aus meiner Kindheit. Aber dank deiner und anderen Rezensionen wusste ich schon eher, was da auf mich zukommt. Wahrscheinlich war meine Erwartungshaltung dementsprechend.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Hallo liebe Nicole

    Das Buch habe ich bei Aleshanee auch schon gesehen und mir würde es wohl ähnlich ergehen, wie dir: weil ich schon wüsste, was auf mich zukommt, würde es mir wohl auch besser gefallen.

    Auf jeden Fall denke ich, dass eine Märchensammlung in jedes Bücherregal gehört und ich weiss noch nicht, welche ich mir gönnen soll, bisher habe ich nämlich noch keine hier ;-)

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Hallo Livia,

      stimmt, eine Märchensammlung gehört definitiv in jedes Bücherregal. Leider habe ich gar keine Sammlung der Gebrüder Grimm in meinem Regal. Aber "Hauffs Märchen" habe ich aus meiner Kindheit in mein Erwachsenenregal gerettet und dann habe ich noch zwei richtig alte Sagenbücher. :) Die liebe ich.

      Irgendwann schaffe ich mir sicher auch die Märchen der Gebrüder Grimm an.

      Liebe Grüße & schönes Wochenende,
      Nicole

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