Freitag, 14. Mai 2021

Rezension: Sommernacht - Lucy Foley

| Lucy Foley |

Verlag: Der Hörverlag 2021
Dauer: 10 h : 51 min 
ISBN: 9783844540956
Sprecher: Lisa Hrdina u.a.

MEINE BEWERTUNG

 
★★★- 



Ungewöhnlicher Handlungsaufbau

Auf einer abgelegenen Insel ist eine Hochzeit in Gang, die in einer Sommernacht und in einem Mord münden wird.

"Sommernacht" von Lucy Foley ist ein ungewöhnlicher Thriller, der sich aufgrund seines Aufbaus von seinesgleichen abhebt.

Ich war schon länger an den Thrillern von der Autorin interessiert. In ihren Titeln ist meist ein markanter Hinweis auf eine Jahreszeit präsent und die Gemüter der Leser spalten sich, wenn der Unterhaltungswert besprochen wird. Nachdem ich zu "Sommernacht" mehrere positive Meinungen las, habe ich mir das Buch gegönnt.

Auf einer abgelegenen irischen Insel findet eine Hochzeit statt. Die Kombination aus einer abgeschotteten Örtlichkeit und der Hochzeitsgesellschaft finde ich für sich genommen schon faszinierend. Schließlich begegnen sich bei solchen Feierlichkeiten die verschiedensten Charaktere und die Feierlaune birgt dank Alkohol einiges an Konfliktpotential. Zudem sind sie von der Welt abgeschnitten und für die Dauer der Feierlichkeiten auf sich allein gestellt.

Lucy Foley hat aus der Ausgangslage um die Hochzeitsgesellschaft an sich viel herausgeholt. Von Beginn an weiß man, dass es eine Leiche und den dazugehörigen Mörder geben wird. Aber man ahnt nicht, um wen es sich handelt. Der gesamte Thriller baut auf die Fragen, wer die Leiche und wer der Mörder ist.

So lernt man als Leser die Hochzeitsgesellschaft kennen. Braut, Bräutigam, Trauzeugen, Geschwister, Freunde und diverse Partner bahnen sich ihren Weg auf’s Parkett, während sie ausführlich unter die Lupe genommen werden.

Die Perspektiven sind jeweils aus der Sicht dieser Figuren geschrieben. Zu Beginn wirken sie unschuldig, manchmal grob, arrogant oder tun einem leid. Doch je näher der Mord und somit das Finale rücken, umso schärfer wird das Bild, das man von den Figuren erhält. Es spitzt sich so weit zu, dass zum Ende hin jeder das Potential zur Leiche oder zum Mörder hat.

Ich erfuhr von Neid, Missgunst, bin verstörenden Geheimnissen auf die Schliche gekommen und habe schockierenden Wahrheiten sowie misstrauischen Angehörigen ins Gesicht gesehen. Hinzu kommt die teilweise triste Atmosphäre der Insel, die so gar nicht zur extravaganten Ausstattung der Feierlichkeiten passt. Dieses Spiel der Gegenteile fand ich großartig in Szene gesetzt. 

Der Aufbau hat mir ausgezeichnet gefallen. Es war anders, auf seine Art gewagt, und hat sich angefühlt, als ob ich einen Agatha-Christie-Krimi von hinten lesen würde. Trotzdem hat es für mich nicht bis zum Ende funktioniert. Nach ungefähr der Hälfte war für mich die Luft raus. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Handlung greifbarer, und nicht völlig zur Charakterstudie wird. 

Dafür wird die aufkommende Langeweile mit einem soliden Ende und einem feinen Twist belohnt, was zufrieden das Buch abschließen lässt.

In der Hörbuchversion werden die verschiedenen Figuren von unterschiedlichen Sprechern gesprochen, was meiner Meinung nach exzellent zum Ablauf und Aufbau des Thrillers passt. Damit fällt die Orientierung leicht und es ist offensichtlich, aus wessen Perspektive erzählt wird. 

Meiner Meinung nach ist Lucy Foleys "Sommernacht" ein solider Thriller, der aufgrund des ungewöhnlichen Aufbaus zum Ausprobieren einlädt und trotz meiner Kritik insgesamt gut unterhält.
____________________
MEINE BEWERTUNG
★★★

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4 Kommentare:

  1. Liebe Nicole,
    ich habe zu diesem Thriller eigentlich schlechtere Bewretungen gesehen, als zu ihren Vorgänger. Gelesen habe ich allerdings keinen, da ich bei "Neuschnee" ja schon ähnlich aufgebaute gelesen habe (Offline, Blutlauenen...)
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo Martina,

      vom Aufbau her kommt es drauf an, ob es richtig gut funktioniert. Es gibt schon Bücher, bei denen dadurch ein extreme Spannungssog entsteht. Wenn ich da an die Dark-Village-Reihe denke, da ist zum Beispiel die ganze Reihe so aufgebaut und ich konnte nicht genug davon kriegen. Manchmal funkt es, manchmal nicht.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Huhu Nicole :D

    Ich bin ja zumindest froh, dass es dich halbwegs unterhalten konnte. :D Also ich mag Lucy Foley echt gerne, mir haben ihre beiden Bücher echt gut gefallen, "Neuschnee" allerdings einen Tick besser. Ich weiß genau, was du mit diesen "Charakterstudien" meinst, aber genau die mag ich ihn ihren Büchern, vor allem da sie ja weder den Mörder, noch das Opfer preisgibt. Das hat es für mich irgendwie doppelt spannend gemacht, denn irgendwie könnte jeder zum Opfer und auch jeder zum Mörder werden. Und es gab so krass viele mögliche Motive :D

    Das Ende fand ich dann auch gelungen :D Der Twist hat mir echt gefallen :D

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      ich habe es wirklich gerne gehört, weil es mal ganz was anderes war. Und das man wirklich nicht wusste, wer sterben oder morden wird, hat dem ganzen schon Spannung gegeben. Für mich war der Punkt dann etwas überreizt und ich hätte dann doch etwas mehr gebraucht, um richtig gut dran bleiben zu können. Eine schöne Hörzeit hatte ich damit allemal.

      Das Ende war sehr, sehr fein! :D

      Liebe Grüße,
      Nicole

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