Montag, 27. März 2023

Rezension: Das Sanatorium - Sarah Pearse

Das Sanatorium - Sarah Pearse
© Goldmann
Das Sanatorium
| Sarah Pearse |

Verlag: Goldmann 2023
Seiten: 512 
ISBN: 978-3442206353

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★★★ - 




Düsterer Thriller mit nerviger Ermittlerin

Teilweise im Wald versteckt und von bedrohlich wirkenden Gipfeln überschattet, war Le Sommet stets ein unheimliches Refugium. Früher war es als Heilanstalt für Tuberkulosekranke. Mittlerweile ist es ein Luxushotel. Als Detective Inspector Elin Warner anreist, fängt das Grauen an. Eine Frau verschwindet und ein passiert.

„Das Sanatorium“ von Sarah Pearse wird als Gänsehaut-Thriller des Jahres beworben, was - aufgrund der strapaziösen Protagonistin - durchaus der Wahrheit entspricht. Bei einem Luxushotel in den Alpen, das einst ein Sanatorium war, werde ich natürlich neugierig. Die Berge, Kälte und rohe Naturgewalt finde ich als Setting besonders faszinierend. Dies allein war Grund genug, dass ich mich mit Detective Inspector Elin Warner auf einen Kurzurlaub in die Schweiz aufmache.

Die Kulisse des Thrillers in den Alpen bildet Le Sommet. Es handelt sich dabei um ein Sanatorium, wo einst Tuberkulose-Kranke behandelt wurden. Im Lauf der Jahre zerfiel es und wurde letztendlich aufgegeben. Heute ist es ein Luxushotel, dessen düstere Geschichte nach wie vor spürbar ist.

Wer an die Heilanstalten von damals denkt, hat vielleicht, wie ich, ein prächtiges, solides und respektables Gemäuer vor Augen. Schon beim Gedanken, dass man sich zur Erholung dort aufhält, wo einst gegen Krankheiten gekämpft wurde, hat einen merkwürdigen Beigeschmack. Dies ist von den Besitzern von Le Sommet beabsichtigt, und wird, wenn auch nicht in allzu düsterer Façon, als Aufhänger für das Hotel gepriesen.

Elin Warner reist zur Verlobungsfeier ihres Bruders an, womit der Horror beginnt. Kaum angekommen, verschwindet Isaacs Verlobte spurlos und kurz darauf ereignet sich ein Mord. Zu allem Übel trennt ein heftiger Schneesturm das Hotel von der Außenwelt, sodass Gäste und Mörder gemeinsam gefangen sind. 

Neben dem bedrückenden Rahmen war die Handlung definitiv sehr spannend angesetzt, obwohl es zwei Stolpersteine gab, welche dem Thriller die Faszination nahmen.

An vorderster Front finden wir die ermüdende Hauptfigur Elin Warner! Es ist für mich unverständlich, wie eine Schriftstellerin einen so packenden Thriller mit einer von ihr selbst kreierten Protagonistin derart ungeschickt beeinträchtigt. Bei Elin passt einfach nichts zusammen. Sie ist weder fachkundig, noch selbstsicher oder in anderer Hinsicht talentiert genug, um die Untersuchungen zu leiten. Sie folgt dem Handlungsverlauf des Romans und es ist dem Zufall zu verdanken, dass sie im Mittelpunkt der Geschichte steht und diese vorwärtsbringt. Aus meiner Sicht ist sie unfähig, unbeholfen und bringt absolut nichts zustande. Darüber hinaus handelt es sich um eine Kommissarin in der Opferrolle, deren Leben so übel verläuft, dass sie von seelischem Schmerz geplagt wird. Sie watet gleichsam durch den Schnee und stolpert dabei über einen Hinweis nach dem anderen. Zusätzlich schafft sie es nicht, den Mund aufzumachen, wenn es angebracht wäre und diesen geschlossen zu halten, wenn es der gesunde Menschenverstand nahelegt.

Das Ende des Thrillers beziehungsweise die Auflösung ist schlimm konstruiert. Die Motivation hinter dem Mord hat für mich keinen Sinn ergeben und passte nicht zum Hergang. 

Ich denke, dass es viele Leser und Leserinnen gibt, die sich daran nicht stören. Für mich handelt es sich hierbei um Punkte, die mir sehr wichtig sind. Ich will eine runde Handlung inklusive Schluss und Ermittler, die nicht am Abgrund eines Nervenzusammenbruchs stehen. 

Trotz meiner schlechten Kritik, habe ich das Buch dennoch mit Freude gelesen. Nach einer Weile gewinnt man Elin gegenüber eine gewisse Resistenz und nimmt ihre unkonventionelle Art in Kauf. Als Leser möchte man das Geheimnis um den Mord und die Historie des Hauses aufklären. Zudem wird man von Anfang an in verschiedene Blickwinkel einbezogen, die zusätzlich für Nervenkitzel sorgen.

Dementsprechend gibt es von mir eine Leseempfehlung, weil es trotz der nervigen Figur ein packender Thriller in einer spektakulären Umgebung ist.
____________________
MEINE BEWERTUNG
★★★

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10 Kommentare:

  1. Huhu liebe Nicole,
    ja, das Buch ist schon speziell. Elin nervte mich auch, aber was die Motivation für die Taten betrifft ... die Realität ist viel "konstruierter" und "abstruser". Deshalb bin ich bei dem Punkt mittlerweile nicht mehr so kritisch.
    LieGrü
    Elena

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    1. Hallo Elena,

      ja, das ist wahr. Die Realität ist oft unschlagbar, was merkwürdige Konstruktionen angeht. :D Wenn es mich beim Lesen stört, dann ist es mir einfach zu viel. Bei dem Punkt bin ich recht heikel und das wird immer mehr, statt weniger.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  2. Liebe Nicole,

    ich gebe dir in allen Punkten recht - es ist spannend und das Setting hat mich überzeugt - aber die Aufklärung und die Ermittlerin haben mich auch mehrfach die Augen rollen lassen. Schade - es hätte so viel besser sein können!

    LG Sabine

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    1. das Setting fand ich auch großartig! Dieses Hotel-Sanatorium so weit oben in den Alpen ist schon genial ausgedacht. Schade, dass mit Elin so gepatzt wurde. Ich glaube, da wurde zu viel gewollt.

      Wirst du den nächsten Teil lesen?

      Liebe Grüße
      Nicole

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    2. Ich werde wohl erst mal abwarten - aber: die meisten waren ja auch von diesem ersten Band sehr begeistert, deshalb weiß ich nciht, ob mir das Rezensionen weiterhelfen werden. Ich warte mal ab und entscheide es dann aus dem Bauch heraus.

      LG Sabine

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    3. Ja, ich auch. Wenn die Autorin wieder so einen genialen Schauplatz wählt, kann ich mir schon vorstellen, dass ich wieder dabei bin. An Elin habe ich mich mittlerweile ja gewöhnt. ^^

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  3. Hi Nicole!

    Das ist ja echt schade! Mittlerweile ist ja schon üblich, dass gerade Ermittler einen "schlimmen Hintergrund" haben, was jetzt auch nicht stört, aber es kommt eben drauf an wie es in der Handlung untergebracht wird. Wenn die Protagonistin hier aber auch noch so völlig neben der Spur läuft und komplett naiv/unfähig oder ähnliches ist, dann ist das für mich ein Punkt, der mir von diesem Buch abrät.
    Dazu ein konstruiertes Ende bzw. Aufklärung: nein danke :D

    Es stimmt zwar, was Elena schreibt, das im richtigen Leben oft noch viel konstruiertere Szenarien stattfinden, aber wenn sich jemand hinsetzt und einen Thriller schreibt erwarte ich doch eine Auflösung, die für mich nachvollziehbar und irgendwie logisch ist...

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Guten Morgen Aleshanee,

      naja, mich stört das schon immer sehr. Elin ist noch dazu völlig verdreht und ein sehr besonderer Charakter. Natürlich hat jeder Mensch Ecken und Macken, aber ich freue mich immer sehr, wenn Ermittler natürlich wirken. Ich mag weder das eine noch das andere Extrem. Superhelden halte ich auch nicht aus.

      So bin ich eben auch. Geschmäcker sind verschieden und wenn alles am Ende irgendwie zusammengeschustert wird und eine eher merkwürdige Hintergrundgeschichte ersonnen ist, dann passt es für mich nicht. Ich fiebere seitenlang einer Auflösung entgegen und am Schluss werde ich mit einem wenig begeisterten "Aha" abgespeist. Manchmal stört es mich weniger, wenn ansonsten viel für mich passt.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  4. Huhu Nicole :D

    Echt schade, vor allem da das Cover echt atmosphärisch wirkt und ich solche Heilanstalten ja echt spannend finde!

    Furchtbar konstruiert wirken ja viele der neuen Thriller, deswegen mag ich die meistens auch gar nicht mehr so gerne und lese liebe ältere Sachen, die eine einzige, gute Wendung haben und nicht 100 mal schockieren wollen. Bei Fitzek ist es teilweise ja auch so schlimm, der baut so viele Wendungen ein, die allesamt keinen Sinn mehr ergeben, dass einem beim Lesen schwindelig wird.

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hallo Jessi,

      wenn man sich an Elin gewöhnt hat, dann lässt es sich recht gut lesen.

      Da gebe ich dir recht. Die meisten Thriller sind auf ihre Art konstruiert und wie Elena oben schreibt, ist es eben so. Doch es gibt für mich schon Unterschiede, auf wie die Fäden zusammenlaufen und auf welche Weise es erzählt wird. Auch viele Twists können einer Geschichte gut tun (z.B. bei "Schere, Stein, Papier"), weil sie Spaß machen und geschickt eingesetzt wurden, oder wie im Fall von Fitzek als Effekthascherei wirken. Fitzek lese ich schon lange nicht mehr, weil mir seine Thriller nichts mehr geben. Ich empfinde keinen Lesespaß bei seinen Büchern.

      Liebe Grüße und schönen Sonntag
      Nicole

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