Dienstag, 7. März 2023

Rezension: Der Gott der Klinge - Joe R. Lansdale

Der Gott der Klinge - Joe R. Lansdale
© Penguin Random House
Der Gott der Klinge
| Joe R. Lansdale |

Verlag: Heyne 2008
Seiten: 400 
ISBN: 978-3453675575

MEINE BEWERTUNG 

 
- ★★★★★ - 



Grausam, meisterhaft und raffiniert erzählt

"Ein schwarzer Chevy rollt durch die Nacht und hinterlässt eine Spur des Grauens. Wer immer den Nightrunners begegnet, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Ihr Ziel ist ein einsames Ferienhaus, in dem Becky und ihr Mann über ein traumatisches Ereignis hinwegzukommen versuchen. Doch das Schlimmste steht ihnen noch bevor." (Klappentext lt. Verlag)

Da es gar so schwierig ist, den Inhalt von „Der Gott der Klinge“ grob zu umreissen, habe ich mich für den Klappentext des Verlags als Intro entschieden. Joe R. Lansdale ist der Meister des Pulps, der abstoßenden Szenen des Southern Gothic, unflätigem Humor gepaart mit derber Eleganz. Bei diesem Buch zeigt er, wie er die genannten Aspekte zu einem brutalen Spektakel des Grauens vereint.

Ich hatte angenommen, dass es sich vom Aufbau her um einen herkömmlichen Roman handelt. Überraschenderweise hat sich „Der Gott der Klinge“ als Sammlung herausgestellt. Es enthält den Kurzroman „Nightrunners“ und sechs weitere Geschichten, die allesamt um das Thema vom Gott der Klinge kreisen.

Der Titel des Buchs und das Thema an sich sind schwierig zu erklären, wenn man die Theorie des Gottes der Klinge nicht kennt. Allgemein betrachtet geht es um den Ursprung des Bösen, verzweifelten Wahnsinn und konsequente Blutrünstigkeit.

„Nightrunners“ handelt von einem Chevy, der mit seinen boshaften Insassen auf das Ferienhaus von Becky und Monty zusteuert. Auf den ersten Seiten war ich etwas enttäuscht, weil ich befürchtete, dass es sich um eine grobe Slasher-Story handelt, in welcher nur das Abschlachten der Figuren im Vordergrund steht. 

Blutig und brutal ist die Geschichte auf jeden Fall. Dennoch reicht sie in die Tiefe und ist feinsinnig ersponnen und erzählt, was im Kontrast zum heftigen Hergang steht. Es geschehen richtig schlimme Dinge. Lansdale zögert dabei nicht, ins Detail zu gehen, dennoch schwenkt er sanftmütig auf Nebenschauplätze, ersinnt beeindruckende Feinheiten und rüttelt am Gemüt, sodass ein teilweise abartiger Sog entsteht. Mittendrin erhält man Einblick in ein abgedrehtes Tagebuch, welches mir stellenweise zu viel geworden ist. Bizarr, verstörend und brutal, eröffnet Lansdale den Blick in einen Wahnsinn, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Gleichzeitig trifft man starke Figuren, erlebt trotz der Brutalität erheiternde Szenen sowie verspielte romantische Momente und genießt Lansdales erzählerisches Talent, welches im gesamten Roman meisterhaft zur Geltung kommt. 

Denn auch die anderen Geschichten sind bewegend, rühren das Entsetzen auf und schütteln die Seele durch. Trotzdem erreicht „Der Gott der Klinge“ den Gipfel der Brutalität, während die weiteren Erzählungen vergleichsweise eher entspannend zu lesen sind. 

Besonders gut hat mir „Nicht aus Detroit“, gefallen, weil der Autor hier eine überaus romantische Ader zeigt. In „Das zottelige Haus“ hat mich Lansdale mit seinem amüsanten Erzählstil und einer witzigen Idee überzeugt.

Ich fand die Sammlung „Der Gott der Klinge“ extrem gut und in hohem Maße brutal. Vom Erzählstil her bietet Joe R. Lansdale ein breites Repertoire, das mich an die Seiten gefesselt hat. Es ist blutig, grausam, meisterhaft eingefädelt und raffiniert erzählt. Aber es ist keinesfalls für jeden Leser geeignet!
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MEINE BEWERTUNG
★★★★★

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6 Kommentare:

  1. Huhu Nicole :D

    Na, das klingt doch echt nach einem genialen Lansdale, ich hätte echt auch mal wieder Lust, etwas von ihm zu lesen. Ich finde ja auch die Mischung, die du beschreibst, so genial bei ihm. Gewalt und dennoch Tiefgang, das können nur die wenigsten Autoren!

    Es freut mich auf jeden Fall, dass ihr dann auch bei der Leserunde wieder Spaß hattet!

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Guten Morgen Jessi,

      in diesem Buch hat er in sehr vielen Facetten gezeigt, was er kann.

      Jetzt habe ich noch "Moon Walk" von ihm hier, dann wäre ich mal für's Erste mit seinen Büchern durch, was auch irgendwie schade ist. :/ Ich hoffe, da kommt noch mehr im Festa Verlag von ihm.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  2. Guten Morgen Nicole!

    Eine ganz tolle und treffende Rezension hast du da geschrieben! Ich kann alles so unterstreichen :) Bis auf das zottelige Haus, das war jetzt nicht unbedingt mein Favorit bei den Kurzgeschichten. Da würde ich eher zu König der Schatten tendieren - das mit dem Mobbing Opfer, aber auch das alte Ehepaar fand ich sehr gut :)

    Falls du in meine Rezi schauen magst:
    https://blog4aleshanee.blogspot.com/2023/03/der-gott-der-klinge.html

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      vielen Dank! :) Ich lese die Rezensionen meiner Mitleser immer erst, wenn bei mir alles unter Dach und Fach ist. Sonst fürchte ich, dass ich mich zu sehr beeinflussen lasse.

      Ich fand "Das zottelige Haus" total witzig und mochte die Alten so gern. :D

      Es war wieder eine schöne gemeinsame Lesezeit und wie ich dir schon gesagt habe, war ich froh, dass ich bei den brutalen Stellen nicht allein durch musste. :)

      Liebe Grüße
      Nicole

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  3. so sammlungen haben ja auch was für sich. müsste ich mir mal näher anschauen, das klingt echt interessant :) danke für die rezension.

    lg nicci

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    1. Hallo Nicci,

      das Buch von Lansdale ist schon recht brutal und heftig. Und Lansdale kann ganz schön derb sein. Also, damit muss man auf jeden Fall klar kommen. Ich liebe das ja sehr bei ihm. :)

      Liebe Grüße
      Nicole

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