Dienstag, 13. Juni 2023

Rezension: Wer die Hölle kennt - Leigh Bardugo

Wer die Hölle kennt - Leigh Bardugo
© Argon Verlag
Wer die Hölle kennt
| Leigh Bardugo |

Verlag: Argon Verlag 2023
Dauer: 17 h : 31 min 
ASIN: B0BSXNYY6W
Sprecher: Vera Teltz

MEINE BEWERTUNG

 
★★★★- 



Am Weg in die Hölle

Schon Jahrhunderte lang ziehen die Mächtigen die Fäden. Egal ob Wirtschaft, Politik oder Gesellschaft - insbesondere in den USA fängt die Macht bereits in den Studentenverbindungen der Universitäten an. Allerdings hätte wohl niemand gedacht, dass echte Magie dahinter steckt.

„Wer die Hölle kennt“ ist der zweite Band um die Geisterbeschwörerin Alex Stern, welche aus der Tristesse ihrer bedenklichen Existenz in die zukunftsorientierte Pracht des Elite-Campus Yale befördert wird.

Wer sich erinnert, in Yale gelten acht Studentenverbindungen als Ursprung des amerikanischen Geschehens. Das neunte Haus fungiert als magischer Wächter, weil tatsächlich in vielen weltlichen Belangen eine Portion Magie im Spiel ist.

Nachdem Alex Stern aus der Not der Universitätsverwaltung heraus zur Geisterbeschwörerin des Campus wird und sich damit in eine ungewohnte Rolle manövriert, liegt es nun an ihr, den Schaden aus dem letzten Band zu beheben.

Auf diese Fortsetzung habe ich lange gewartet. Mittlerweile liegen 3 Jahre zwischen meinem ersten Abenteuer in Yale und diesem hier. Anfangs hatte ich Zweifel, ob ich mich überhaupt noch in der Geschichte orientieren kann. Zu komplex war meiner Meinung nach das Geschehen, zu viele Figuren waren beteiligt und zu, durchaus positiv, verworren kamen mir die Zusammenhänge vor. Die Neugier hat gesiegt und ein weiteres Mal bin ich im wahrsten Sinne des Wortes davon begeistert, was am Campus der Elite-Uni so alles passiert.

Wer sich nicht mehr erinnern kann: Protagonistin Alex passt nicht dorthin. Das hat gar nichts mit der Magie zutun, sondern liegt einzig daran, dass sie eher zu der Sorte Mensch gehört, die Drogen an der nächsten Straßenecke vertickt als sich in einem Hörsaal auf eine akademische Ausbildung zu konzentrieren. 

Dennoch landet dieses rohe Geschöpf im elitären Yale, weil dort ein Fachkräftemangel an Geisterbeschwörern herrscht.

Nach einem umwerfenden Reihenauftakt, bei dem so einiges schief gegangen ist, geht es nun auf Umwegen in die Hölle. Denn Alex möchte Daniel Arlington befreien, den sie letztens unabsichtlich in die dämonische Unterwelt verfrachtet hat. 

Dies ist alles andere als einfach, weil ihr kaum Helfer noch Unterstützung durch die Universitätsleitung zur Seite stehen. Dennoch zieht sie als magische Naturgewalt ihr Ding durch, obwohl sie manches Mal gewaltig daneben liegt.

Auch bei diesem Band handelt es sich nicht um putzige Fantasy, die sich kuschelig in der Sofa-Ecke lesen lässt. Das Gebaren ist manches Mal knallhart, teilweise sexuell verstörend - das Bild von Daniel Arlington bekomme ich nicht mehr aus meinem Kopf - und ziemlich brutal. Dies alles sind Punkte, womit sich Leigh Bardugo in mein schwarzes Horror-Herz schreibt, obwohl ich normalerweise fantastische Elemente weniger mag.

Zudem gefällt es mir, dass die Handlung nicht geradlinig von A nach B verläuft, sondern Alex manchen Orientierungslauf zu absolvieren hat, um im Endeffekt am Ziel vorbeizurennen. Dies gibt dem Roman eine interessante Note, die zwar auf die Länge der Geschichte schlägt, dafür mehr Gefühl für die Protagonistin und die Atmosphäre vor Ort verleiht.

Zu Alex ist erwähnenswert, dass sie ein richtiges „Bad Girl“ ist, das versucht auf einen guten Weg zu kommen, dabei harte und mutige Abkürzungen kennt, und diese im Bedarfsfall sehr wohl nimmt. 

In der Regel gehe ich in meinen Rezensionen nicht auf Cover ein, weil es jeder sieht, auch wenn das Buch noch nicht gelesen ist. Diesmal mache ich eine Ausnahme, weil mir dieses höllische Karnickel außerordentlich gut gefällt. Es zeigt sofort, dass die Story zwar verspielt, aber dennoch verstörend ist.

Auch dieses Mal setzt die Autorin auf den Einschub von Episoden beim Erzählen. Laufend streut sie Passagen ein, welche auf Vergangenes blicken, quält Alex mit Erinnerungen oder verleiht ihr manches Mal einen Geistesblitz. Obwohl dieser Stil ein ordentliches Maß an Konzentration verlangt, wirkt es bereichernd, weil auf diese Weise die Erzählung einen natürlichen Eindruck macht. 

Mir hat mein zweiter Ausflug ins neunte Haus ausgezeichnet gefallen. Es war spannend, den Weg in die Hölle zu finden, es war ziemlich brenzlig, da runter zu gehen und verstörend, in die tiefsten Abgründe der beteiligten Figuren zu sehen.

Jedenfalls bin ich gerne ein weiteres Mal dabei, wenn es heißt, der Elite der USA an der Seite von Alexis Stern den magischen Hintern zu retten. Denn ich bin mir relativ sicher, dass es ein weiteres Abenteuer geben wird. 
________________
MEINE BEWERTUNG
★★★
Die Reihe:
1) Das neunte Haus [Rezension lesen]
2) Wer die Hölle kennt

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6 Kommentare:

  1. Ich war überwältigt und das noch mehr, als beim ersten Band. Denn es war wie ein Sprung in eine Paralellwelt, die mir so gut bekannt war.

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    1. Hallo Thomas,

      ja, ich fand diesen Band auch klasse. Es hat großen Spaß gemacht.

      Aber ich werde nicht so richtig schlau daraus, wohin du geprungen bist. Warst du schon einmal in der Hölle oder am Campus von Yale? Oder beides?

      Liebe Grüße
      Nicole

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  2. Schönen guten Morgen!

    Ich bin ja eigentlich so gespannt wie es hier weitergeht, aber ich halte mich zurück :) Ich hab so gut wie keine Erinnerung mehr an Band 1 und auch wenn man wohl gut wieder reinfindet, möchte ich vorher den ersten Teil doch nochmal lesen. Aber erst wenn alle Bände erschienen sind, denn es scheint ja, dass es hier noch weitergehen wird. Ich lese dann doch lieber alles in einem Rutsch.
    Aber es freut mich dass es auch wieder begeistern konnte!

    Liebste Grüße und ein schönes Wochenende!
    Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      da bin ich neugierig, wie lange es dauert, bis hier wirklich alle Bände erscheinen. :D Das könnte noch ein paar Jährchen dauern. Aber ich verstehe, was du meinst. Ich lese Reihen zwar nicht gern in einem Rutsch, aber schon auch relativ zeitnah hintereinander. Also, ein paar Bücher dazwischen, und dann geht's weiter. Da findet man sich dann doch besser zurecht.

      Und ja, es war doch sehr abgefahren. :D Ich hoffe schon sehr, dass Band 3 nicht allzu lange auf sich warten lässt. Die Reihe tut sich mit der langen Wartezeit dazwischen nicht wirklich was Gutes, weil ich es - ohne Nicoles Rezension - gar nicht mehr gelesen hätte. Das geht wahrscheinlich vielen so.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  3. Hey Nicole,

    durch deine Erwähnung von Diana (Lesewelle) in der heutigen Montagsfrage habe ich gerade deinen Beitrag gefunden. Ich kann dir was "Wer die Hölle kennt" nur zustimmen. Ich habe extra vor Band 2 nochmal Band 1 gelesen, weil ich beim Besten willen nicht mehr alle Details und Hintergrundinformationen im Kopf hatte, sodass ich mich unmöglich in der komplexen Handlung zurechtgefunden hätte. Ich bin wahnsinnig gespannt auf Band 3, befürchte aber auch da, dass ich dann nochmal einen Reread machen muss, um alles parat zu haben.

    Liebe Grüße
    Sophia

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    1. Hallo Sophia,

      den zweiten Teil fand ich nicht mehr so komplex wie Band 1, weil man ja schon weiß, wie der Rahmen um Yale gestaltet ist. Jetzt ging es nur mehr darum, der Handlung zu folgen - die auch wieder recht verwinkelt war.

      na hoffentlich lassen sie uns nicht so lange auf Band 3 warten! Wie oben schon mal geschrieben, mit der langen Wartezeit zwischen den Bänden wird der Reihe wohl nichts Gutes getan. Das verschreckt viele Leser wohl eher.

      Liebe Grüße und schönes Wochenende
      Nicole

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