Donnerstag, 22. Juni 2023

Rezension: Der Unbekannte - Christine Brand

Der Unbekannte - Christine Brand
© Blanvalet
Der Unbekannte
| Christine Brand |

Verlag: Blanvalet 2022
Seiten: 544 
ISBN: 978-3764507701

MEINE BEWERTUNG 

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Licht im Dunkel der Vergangenheit

Nathaniel hat als Einziger seiner Familie überlebt. 30 Jahre ist es her, dass sein Vater alle umbrachte. Das Trauma seiner Kindheit holt ihn seither immer wieder ein. Jetzt ist es an der Zeit, sich den damaligen Ereignissen zu stellen. 

„Der Unbekannte“ der Autorin Christine Brand ist der vierte Teil um Milla Nova, eine Journalistin, welche sich laufend in kriminalistische Ermittlungen verstrickt.

Krimis lese ich mittlerweile selten, obwohl ich früher kaum die Finger davon lassen konnte. Dazu kommt, dass ich mit Reihen an sich weniger Freude habe, weil es sich für mich teilweise so anfühlt, als ob jeder Einzelband zur einer Never-Ending-Story mutiert. Trotzdem hat es Christine Brand ein weiteres Mal geschafft, dass sie mich gebannt an die Seiten fesselt und ich mich gleich wieder auf den nächsten Teil freue.

An dieser Reihe gefallen mir der unaufgeregte Handlungsaufbau und die authentischen Figuren. Damit meine ich, dass der Fall, die Ermittlungen und das Verhalten der Charaktere auf mich realistisch wirken. Auf mich macht es durchaus den Eindruck, als ob dies tatsächlich so geschehen könnte.

Bei „Der Unbekannte“ stellt sich Nathaniel seiner Vergangenheit. Er ist - meinem Eindruck nach - der heimliche Hauptdarsteller der Reihe. Vor 30 Jahren hat sein Vater die Familie getötet. Der damals kleine Nathaniel kam zwar mit dem Leben davon, verlor aber das Augenlicht.

Als Erwachsener hat er mit Journalistin Milla Freundschaft geschlossen und sie sind sich bei allen bisherigen Fällen gegenseitig in die Arme gestolpert. Dabei sind absolut keine amourösen Avancen im Spiel.

Nathaniel versucht also Licht, ins Dunkel seiner Vergangenheit zu bringen. Dabei stößt er auf Ungereimtheiten, sogar, als es um die offiziellen Polizeiakten geht. Langsam fragt er sich, ob der Mörder von damals in Freiheit lebt. Außerdem fürchtet er, dass die Polizei, und damit Millas Lebensgefährte, mit dem Täter unter einer Decke steckt.

Es war so ein genialer Fall! Aus einem persönlichen Drama hat die Autorin ein Glanzstück von einem Krimi erschaffen, der mich von Anfang bis Ende begeistert hat. Hinzu kommt eine höchst interessante Nebenhandlung, die zum Schluss für ein weiteres leises „Wow“ sorgt.

Der Fall reicht zurück bis in den Kalten Krieg, zu europäischen Terror-Verbänden und Staatsgeheimnissen, die mittlerweile längst vergessen, deren Konsequenzen aber bis heute spürbar sind.

Für die Lösung des Falls oder der Fälle, ist manches Mal der Zufall im Spiel. Für mich hat es ungeachtet dessen gepasst, weil die Geschichte ansonsten nicht vorangekommen wäre. Ich habe diesen Plot geliebt, gebannt gelesen und mir ist kein Ereignis als ungeeignet oder zu gewollt erschienen.

Obwohl private Angelegenheiten sowie Ermittlungen ineinandergreifen, und es durchaus dramatisch zugeht, wirkt es auf mich zu keinem Zeitpunkt überladen. Christine Brand setzt behutsam einen persönlichen Rahmen um die Ereignisse, ohne das hauptsächliche Geschehen aus den Augen zu verlieren.

Für mich ist „Der Unbekannte“ das Highlight der bisherigen Bände und ich bin sehr gespannt, worum es sich im nächsten Teil „Der Feind“ drehen wird.
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MEINE BEWERTUNG
★★★★
Die Reihe:
2) Die Patientin [Rezension lesen]
3) Der Bruder [Rezension lesen]
4) Der Unbekannte
5) Der Feind

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Blind - Christine BrandDie Patientin - Christine BrandDer Bruder - Christine BrandDer Unbekannte - Christine BrandDer Feind - Christine Brand

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8 Kommentare:

  1. Guten Morgen Nicole,

    du machst mir auf jeden Fall Lust mir "Die Patientin" auszuleihen. Hab den dritten Band bei mir zu Hause liegen, aber der 2. ist noch nicht in haptischer Form eingezogen.

    War auch auf einer Lesung von Christine Brand. Ich glaub sogar zu diesem Band. Wirklich sympathische Autorin.

    Wünsch dir eine schöne Restwoche und Wochenende.
    LG Lisa

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    1. Hallo Lisa,

      diese Reihe liegt mir einfach, was bei Krimis wirklich nicht mehr oft vorkommt. Ihr Schreibstil wirkt auf mich so natürlich und es macht mir großen Spaß, den Fällen auf die Schliche zu kommen. Interessant ist außerdem die Schweiz als Handlungsland. Es ist manchmal doch anders als bei uns.

      Liebe Grüße und schönes Wochenende
      Nicole

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  2. Schönen guten Morgen!

    Das hört sich wirklich richtig gut an! Ich mag Krimis ja sehr gerne (lieber als Thriller zurzeit) und könnte mir gut vorstellen dass mir die Reihe gefällt. Die ist auch noch nicht soooo lang wie manche andere, die ich vor mir herschiebe :D
    Den ersten Band müsste ich sogar haben bzw. mein Vater, ich glaube, den hab ich ihm mal ertauscht... muss ich mal nachhaken!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      ich kann gar nicht gut in Worte fassen, was mir an der Reihe gefällt. Vermutlich spielt auch rein, dass es keine richtigen polizeilichen Ermittlungen sind, und trotzdem wird ermittelt. Aber doch auf recht realistische Weise. Es gibt keine strahlenden Helden, obwohl ein bisschen Heldenepos schon vorkommt.

      Bin gespannt, was du dazu sagst, falls du die Reihe beginnst.

      Liebe Grüße
      Nicole

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    2. Hm, es sind keine polizeilichen Ermittlungen - und trotzdem wird ermittelt *g* Okay, da bin ich jetzt aber gespannt :D Ist halt wahrscheinlich, weil sie als Journalistin anders vorgeht als Polizeibeamte.

      Strahlende Helden ... gibts die sonst bei Krimis? Bzw. ist es das was dich abschreckt?

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    3. Ja, genau! :) Also, die Polizei ist schon im Spiel, aber hat meist eher eine Nebenrolle.

      Stimmt, die strahlenden Helden kommen eher in Thriller vor. Bei vielen Krimireihen ist es so, dass früher oder später sehr persönliche Umstände reinspielen und an den Klischees habe ich mich mit der Zeit regelrecht überlesen. Die ganzen geschiedenen, alkoholabhängigen Ermittler oder richtg harten Socken nerven mich. Und ich kann es nicht ausstehen, wenn ein starker Gegenspieler über eine Reihe hinweg Raum bekommt. Also, so eine Art Oberschurke wie es eigentlich bei Matthew Corbett ist. Da stört's mich wieder nicht, weil mich die Reihe insgesamt umhaut. :D Schwierig zu erklären.

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    4. Ich denke, ich weiß schon, was du meinst. Es hat ein bisschen überhand genommen, dass die Ermittler in Krimis alle so "kaputte Typen" sind ^^ Aber ich lese ja nicht so übermäßig viele Krimis und bei den Reihen, die ich in dem Genre lese, mag ich das momentan noch bzw. passen die Charaktere für mich oder sind eben interessant - zusätzlich zu den Fällen. Noch hab ich mich damit also nicht überlesen ... :)

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    5. Nach meiner ersten Stephen-King-Phase, habe ich früher sehr viele Krimis gelesen und später sind Thriller dazu gekommen. Das war sozusagen meine Hauptleserichtung. Nur sind die mit der Zeit langweilig geworden - eben aus diesen Gründen. Man wird schon sehr heikel, wenn man 'zu viel' aus einem Genre liest. :D

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