Freitag, 4. März 2022

Rezension: Der Bruder - Christine Brand

| Christine Brand |

Verlag: Blanvalet 2021
Seiten: 544 
ISBN: 9783764507459

MEINE BEWERTUNG 

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Von alten und neuen Fällen

Nach dem Tod von Irenas Vater liegt es an der Rechtsmedizinerin, das verlassene Elternhaus zu räumen. Sie begibt sich in das Dorf ihrer Kindheit, wo Erinnerungen an ihren verschwundenen Bruder hochkommen. Zeitgleich wird ein kleiner Junge vermisst gemeldet. Die Polizei und Journalistin Milla Nova sind dem Fall auf der Spur.

„Der Bruder“ von Christine Brand ist der dritte Band der Reihe um Journalistin Milla Nova, die sich für ihre TV-Beiträge gerne mal aus dem Fenster hängt. 

Ich mag die Reihe um die Journalistin Milla Nova gern, weil sie insgesamt durchdacht, aber unaufgeregt erzählt wird. Es gibt keine epischen Helden, vertrackte Polizisten oder Effekt heischende Verfolgungsjagden. Autorin Christine Brand konzentriert sich auf den Umständen entsprechend normal wirkende Figuren, ausgefeilte Fälle und sonderbare Verstrickungen, wie es im Leben manchmal ist.

Der dritte Fall um die Journalistin fängt mit der Rechtsmedizinerin Irena Jundt an. Sie war bisher eine Nebenfigur und nimmt diesmal einen aktiveren Part ein. Sie kehrt nach dem Tod ihres Vaters in das Elternhaus zurück, um das Hab und Gut durchzusehen und den Hausstand aufzulösen. Dabei drängen Erinnerungen von einer Vergangenheit vor, die sie ihr gesamtes Leben hindurch prägen. Ihr Bruder verschwand als kleiner Junge und wurde nie mehr gesehen. Wusste ihr Vater mehr darüber?

Wenige Kilometer weg in einem anderen Schweizer Dorf wird in der Gegenwart ein Kind vermisst. Die Berner Polizei arbeitet an diesem Fall. Mit jeder Stunde, die vergeht, wird es aussichtsloser, das Kind wohlbehalten zu finden.

Mittendrin ist Milla Nova, die von einem Schauplatz zum nächsten hetzt. Ich mag Millas Art, weil sie, trotz ihrer beruflichen Souveränität, einen Hang zu Fettnäpfchen hat. Zum Beispiel ist sie ausgerechnet mit Sandro Bandini, dem Chef der Abteilung Leib und Leben liiert, was berufliche und private Begegnungen heikel gestaltet.

Mir gefällt außerdem, dass das Ermittlungsglück oder der journalistische Erfolg nicht von Zufällen getrieben wird. Manchmal haben die Figuren Glück und hatten den richtigen Riecher, dann haben sie Pech und landen mitten in einer Misere. Auf mich wirkt das glaubwürdig und realer als in vielen anderen Krimireihen.

Der Fall oder die Fälle an sich sind brillant. Zu Beginn meint man, dass die Zusammenhänge offensichtlich sind, dass klar auf der Hand liegt, was hier geschieht. Trotzdem schwenkt die Handlung abrupt in eine andere Richtung und führt zu einer spektakulären Grundlage, die viel zum Nachdenken anregt.

Sanft umrahmt wird die Haupthandlung vom privaten Umfeld der Figuren. Wie in der Realität auch, leben die Charaktere nicht nur für ihren Beruf. Sie bewahren sich zumindest ein bisschen Privatleben trotz brisanter Fälle. Diese Passagen sind genau im richtigen Maß eingesetzt, sodass es nicht zu sehr vom Krimi ablenkt.

Der Schreibstil von Christine Brand ist klar und prägnant. Sie setzt - ich nenne es mal - Momentaufnahmen ein, in denen sie von einer Figur zur nächsten überführt. Sie nimmt einen bestimmten Augenblick und beschreibt, was genau zu dieser Zeit in den unterschiedlichen Perspektiven geschieht. Mir gefällt jener Schwenk recht gut, nur diesmal wurde es mir zu häufig eingesetzt. Ich wurde dann doch immer von einem Strang in den nächsten gerissen, obwohl ich gerne länger geblieben wäre.

Jedenfalls war ich gerne ein drittes Mal mit Milla Nova unterwegs und ich freue mich, wenn es im vierten Band mit den Ermittlungen weitergeht.

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MEINE BEWERTUNG
★★★★
Die Reihe:
2) Die Patientin [Rezension lesen]
3) Der Bruder
4) Der Unbekannte
5) Der Feind

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4 Kommentare:

  1. Liebe Nicole

    Deine Rezension habe ich jetzt nur überflogen, da die Reihe für mich sehr in Frage kommt und es freut mich, dass auch der dritte Band (mit kleinen Kritikpunkten) sehr gut für dich funktioniert hat und dass du gerne mit der Ermittlerin unterwegs warst.

    Ganz liebe Grüsse an dich
    Livia

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    1. Hallo Livia,

      das glaube ich dir, dass du Interesse an der Reihe hast. Obwohl ich mich insgesamt von Krimireihen abgelesen habe, mag ich diese total gern. Es gibt kein großes Gedöns und trotzdem ist es recht interessant.

      Was mir auffällt: Wird in der Schweiz viel mit dem Zug gefahren? Bei der Reihe fahren immer alle mit dem Zug.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  2. Liebe Nicole

    Jetzt musste ich beim Lesen deiner Antwort wirklich lachen :-D Ich weiss gar nicht, ob wir hier besonders viel mit dem Zug fahren, da aber - kleines Land sei Dank - der ÖV hier sehr gut ausgebaut ist, sehr regelmässig und pünktlich fährt und oft wirklich noch die hintersten Ecken des Landes erschliesst, gibt es sehr viele Menschen (auch wir), die kein Auto haben und alles mit dem ÖV machen. Vor allem innerhalb der Städte versucht man schon, auf das Auto zu verzichten, weil der ÖV viel zuverlässiger ist. Kann also schon sein, dass man in der Schweiz vermehrt Zug fährt. Witzig, dass dir das aufgefallen ist, für mich ist es ganz normal, ohne Auto auszukommen :-D

    Alles Liebe an dich, die Reihe ist definitiv vorgemerkt, ich will mir selber ein Bild von der ÖV-Nutzung machen ;-)
    Livia

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    1. Hallo Livia,

      ich fahre auch sehr viel öffentlich, aber ohne Auto kämen wir nicht aus. Bei uns hat sogar jeder eins, weil es sich gar nicht anders mit den Arbeitswegen ausgehen würde. Und das ist bei den meisten ländlichen Haushalten der Fall.

      In Wien ist es im Gegensatz dazu recht normal, dass man kein Auto hat.

      Ich hoffe, dass bei uns die Öffis auch mal so gut ausgebaut sind, dass man auf ein eigenes Auto gut verzichten kann. Meistens ist es ja eher so, dass Strecken im ländlichen Gebiet eingestellt werden.

      Dann bin ich mal gespannt, was du zu den Büchern sagst.

      Liebe Grüße
      Nicole

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