Samstag, 27. September 2025

Rezension: Chasing the Boogeyman - Richard Chizmar

Chasing the Boogeyman - Richard Chizmar
© Buchheim
Chasing the Boogeyman
| Richard Chizmar |

Verlag: Buchheim 2022
Seiten: 392
ISBN: Privatdruck

MEINE BEWERTUNG 

 
- ★★★★★ - 



Ausnahmewerk zwischen Nostalgie und Grauen

1988 tauchen in Edgewood die verstümmelten Leichen vermisster Mädchen auf. Schnell wächst der Verdacht, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Gerüchte lassen vermuten, dass etwas Unmenschliches hinter den Taten steckt. Polizei und FBI sprechen sogar von einem Monster, und die Gemeinde versinkt in Angst, Paranoia und Misstrauen.

Inmitten dieser düsteren Ereignisse kehrt der junge College-Absolvent Richard Chizmar in seine Heimat zurück. Während er seine Hochzeit plant und erste Schritte als Autor wagt, wird er selbst Teil einer unheimlichen, realen Horrorgeschichte.

Was für ein Erlebnis! Ich lese ja viel Horror und Thriller, früher auch True Crime, aber selten hat mich ein Buch so überrascht wie "Chasing the Boogeyman". Schon nach den ersten Seiten war ich vollkommen in Edgewood angekommen. Ich war in einer amerikanischen Kleinstadt, die von kaltblütigen Morden erschüttert wird. Richard Chizmar erzeugt eine eindringliche und dichte Atmosphäre, dass ich das Gefühl hatte, selbst hinterm Absperrband des Tatorts zu stehen und die Unruhe der Bewohner zu erleben. 

Oft habe ich gelesen, wie außergewöhnlich dieses Buch sein soll. Am Buchrücken wird Stephen King mit folgenden Worten darüber zitiert: "Etwas komplett Neues. Wahrhaft schaurig und fesselnd". Da habe ich mich gefragt, ob es wirklich so gut sein kann. Manchmal weckt ein solcher Ruf Skepsis, weil die Erwartungen zu schnell ganz nach oben geschraubt werden. Aber nach wenigen Seiten war klar, dass "Chasing the Boogeyman" tatsächlich etwas Besonderes ist.

Ich selbst habe die aufwendig gestaltete Ausgabe aus dem Buchheim Verlag gelesen, die durch ihre hochwertige Aufmachung ein extravagantes Schmankerl im Regal ist. Dennoch finde ich es schade, dass das Werk auf Deutsch sehr teuer ist.

Jedenfalls erzählt Richard Chizmar keine gewöhnliche Kriminalgeschichte. Er macht sich selbst zur Hauptfigur seines Werks und schildert die Rückkehr in seine Heimatstadt Edgewood 1988. Genau zu dieser Zeit wird die kleine Stadt von einer brutalen Mordserie an Mädchen erschüttert. Denn während er sich als junger Autor orientiert, werden Ausgangssperren verhängt und Nachbarschaftswachen gegründet. Er findet sich damit in einer Realität, die unheimlicher als eine erfundene Horrorgeschichte ist. Diese Ich-Perspektive verleiht der Geschichte eine enorme Nähe und Intensität, und hat mich manchmal dazu bewogen, sogar ihn als Tatverdächtigen zu betrachten.

Alles wirkt echt. Das Buch ist wie ein Tatsachenbericht aufgebaut, ergänzt durch Fotos von Straßen, Häusern, Polizisten und sogar den Opfern. Dieser dokumentarische Stil verstärkt den Eindruck, dass man eine wahre Geschichte liest, und zwar so sehr, dass ich mich immer wieder daran erinnern musste, dass alles reine Erfindung ist. 

Chizmar verknüpft dabei Elemente von Thriller, Coming-of-Age und True Crime mit biografischen Einschüben. Auf diese Weise entsteht ein Werk, das sich nicht eindeutig einem Genre zuordnen lässt und vielleicht gerade dadurch dermaßen fesselnd ist. Die Mischung aus Realität und Erzählung macht das Lesen stellenweise richtig unheimlich. Für mich war es eine Erfahrung, die weit über einen klassischen Thriller hinausgeht.

Während des Lesens hatte ich das Gefühl, selbst durch die Straßen von Edgewood zu gehen. Ich habe die Anspannung in der Nachbarschaft gespürt, die Angst, wenn wieder ein Mädchen verschwand, und die verhaltene Aufregung, wenn Richard und seine Freundin Carly darüber diskutieren, wer der Täter sein könnte.

Gleichzeitig hat Chizmar Erinnerungen an seine Jugend in Edgewood einfließen lassen. Es waren Alltagsdetails, Erlebnisse mit Freunden und familiäre Episoden, die mich ganz nah an seine Welt heranführten. Das Ineinander von persönlicher Rückschau und der unmittelbaren Bedrohung hat mich dermaßen mitgerissen, dass ich manchmal bewusst innehalten musste, um zu Atem zu kommen. Für mich war es kein herkömmliches Lesen, sondern ein Eintauchen in eine Realität, die mich zwischen Nostalgie und Grauen schwanken ließ.

Meiner Meinung nach ist "Chasing the Boogeyman" ein echtes Ausnahmewerk. Es ist definitiv nicht für alle Leser:innen geeignet. Es richtet sich an jene, die eine Vorliebe für das Dunkle haben und keine Scheu vor schaurigen Bildern und brutalen Details mitbringen. Chizmar verbindet Thriller, Horror und True Crime zu einer außergewöhnlich persönlichen Coming-of-Age-Erzählung, die einzigartig wirkt und mich vollkommen in ihren Bann gezogen hat. 
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MEINE BEWERTUNG
★★★★★

Richard Chizmars Boogeyman:
1) Chasing the Boogeyman
2) Becoming the Boogeyman

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8 Kommentare:

  1. Liebe Nicole,
    man liest deine Begeisterung regelrecht aus deinen Zeilen und bekommt das Gefühl "Das muss ich auch lesen!" =)
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo Martina,

      dieses Buch ist dermaßen genial! Da haut es einen aus den Schuhen, denn so etwas habe ich noch nie gelesen.

      Wenn du magst, kann ich es dir leihen. Es muss nur liebevollst behandelt werden und beim Transport gut eingepackt sein.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  2. Guten Morgen,
    das wäre ein Buch für mich, aber ich habe schon gesucht, meist nur auf englisch. Ich liebe ja True Crime und wenn das daran angelelehnt ist...
    Danke für das Vorstellen
    Liebe Grüße
    Anja vom kleinen Bücherzimmer

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    1. Hallo Anja,

      dieses Buch ist wahnsinnig, wahnsinnig gut. So ein Werk hat man wirklich selten in den Händen. Und ja, wenn du True Crime magst, dann müsste es auch dir gefallen. Ich könnte noch stundenlang davon schwärmen, sage ich dir.

      Es ist total schade, dass es nur so hochpreisig auf Deutsch erhältlich ist. Zwar ist es die Gestaltung des Buchs wirklich wert, aber sehr schade, dass dadurch vielen die tolle Geschichte entgeht. Denn bei dem Preis kauft man es sicherlich nicht zwischendurch. Bei mir war es auch ein Geburtstagsgeschenk. Vielleicht erbarmt sich der Verlag und gibt es irgendwann als eBook o.ä. raus.

      Liebe Grüße
      Nicole

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  3. Schönen guten Morgen Nicole!

    Ohhhhh okay, das klingt nach einem Buch das ich wirklich unbedingt haben muss! Auch wenn ich ja eher selten Horror lese mag ich solche "Ausnahmetalente" dann umso mehr!
    Dass der Autor sich hier selbst in die Geschichte schreibt ist ja auch eher ungewöhnlich. Das hab ich eigentlich erst einmal so direkt gelesen, bei einem Buch von Anthony Horowitz, da hat es für mich aber nicht gut funktioniert. Im Gegensatz zu hier :D

    Das Zitat von Stephen King... also die werden in der Regel ja gekauft, da gebe ich eigentlich nichts drauf, was da immer so drauf gedruckt wird. Aber hier scheint es ja zu stimmen, umso besser!

    Wie Anja schon geschrieben hat: das gibt es anscheinend tatsächlich nicht auf deutsch, nur direkt beim Verlag - und zu einem echt happigen Preis O.O Vor allem wenn man beide Bände haben möchte, wird das wohl auf ein Weihnachtsgeschenk für mich rauslaufen :D

    Vielen Dank für deine tolle Rezension!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,

      ja, genau, das ist ein Wahnsinns-Buch! So richtig Horror ist es gar nicht, und auch nicht so richtig True Crime und auch kein echter Thriller. Irgendwas zwischen all dem, inklusive Coming-of-Age.

      Richard Chizmar schreibt sich so genial in dieses Werk hinein. Ich hatte ständig das Gefühl, dass er von der Realität erzählt. Das war sehr schaurig, weil ja trotzdem alles erfunden ist. Das musste ich mir die ganze Lesezeit über vor Augen halten, denn ansonsten hätte ich ihm jedes Wort davon geglaubt.

      Der Preis ist sehr happig. :/ Ich habe das Buch vor ein paar Jahren zum Geburtstag bekommen und dann musste es so lange am SuB warten, weil ich dieses wertvolle Buch nirgends mitschleppen wollte. Neben der genialen Story ist es sehr hochwertig gestaltet, was man bei dem Preis aber auch erwarten kann. Bezüglich Band 2 hoffe ich derzeit auf meinen nächsten Geburtstag. :D

      Ich habe mich wirklich bemüht, das Leseerlebnis in Worte zu fassen. Danke schön. <3

      Liebe Grüße
      Nicole

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    2. Die Aufmachung ist wirklich toll - aber ich bin am überlegen, ob ich es mir nicht doch in englisch hole, da kostet es halt grade mal 14 Euro... ist es sehr anspruchsvoll geschrieben oder meinst du das geht?

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    3. Ja, ich weiß. Das ist ein horrender preislicher Unterschied. Beim zweiten Teil kostet das eBook auf Englisch gerade einmal 4 Euro. :/ Ich weiß nicht. Ich tue mir total schwer, das einzuschätzen. Es ist halt schon so ein Buch, dass einen umarmt, wenn man mit dem Lesen anfängt. Keine Ahnung, ob das auch auf Englisch funktioniert. Wobei, so viel wäre ja dann nicht verhaut (das ist jetzt sehr umgangssprachlich und ich hoffe, du verstehst, was ich meine), wenn es dann auf Englisch doch nicht klappt.

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