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© Insel |
| Daphne du Maurier |
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Verlag: Insel Verlag 2018
Seiten: 145
Seiten: 145
ISBN: 978-3458363217
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Intensives, anspruchsvolles Grauen
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Intensives, anspruchsvolles Grauen
In Venedig treibt ein Mörder sein Unwesen, während in Cornwall Vögel für eine unfreiwillige Ruhepause sorgen.
In „Die Vögel & Wenn die Gondeln Trauer tragen“ sind zwei Erzählungen von Daphne du Maurier vereint. Mit „Rebecca“ hat mich die Autorin sehr begeistert. Ich war gespannt, ob sie mich mit ihren Kurzgeschichten ebenso an die Seiten fesseln kann. Sie kann.
In „Die Vögel“ begleitet man eine klassische, vierköpfige Familie, die an der Küste von Cornwall Zeuge merkwürdiger Naturphänomene wird. Möwen, Krähen, Raben rotten sich seltsam zusammen. Aus den anfangs irritierenden Verhalten der Vögel entwickelt sich nach und nach eine lebensbedrohliche Gefahr, die das Leben der Familie in den Grundfesten erschüttert.
Die Stimmung ist von Beginn an düster. Das Gefühl der Bedrohung schleicht sich Seite um Seite stärker ein. Während ich las, empfand ich, als ob ich gemeinsam mit der Familie aus dem Fenster schaue, auf jedes Flügelschlagen achte und gleichzeitig die Angst im Nacken spüre. Der Vater erkennt Parallelen zu Angriffen im Zweiten Weltkrieg. Tatsächlich hatte ich den Eindruck, als würde du Maurier die Ohnmacht und den Schrecken einer Kriegszeit in die Natur verlagern.
Besonders die Atmosphäre der Erzählung fand ich außergewöhnlich dicht. Die Stille, die plötzlich durchbrochen wird, das lauernde Gefühl, dass sich draußen etwas Unaufthaltsames zusammenbraut. Das Grauen lag für mich nicht in den Szenen, sondern in dem permanenten Wissen, dass man den Vögeln ausgeliefert ist.
„Wenn die Gondeln Trauer tragen“ führt nach Venedig. Daphne du Maurier hat die Stadt mit ihren kleinen, verwinkelten Gassen, den schmalen Brücken und stillen Kanälen lebendig werden lassen. Im Mittelpunkt steht ein englisches Ehepaar, das versucht, nach einem schweren Schicksalsschlag wieder Halt zu finden.
Der Mann ist darauf bedacht, Ablenkung zu schaffen, während die Geschichte zunehmend von einer unheimlichen, fast gespenstischen Stimmung durchzogen wird. Ich war fasziniert davon, wie elegant mich du Maurier in das Treiben von Venedig mitnahm. Ich sah vor mir, wie ich mit dem Ehepaar durch Souvenirläden stöbere und Touristenströme beobachte, bis ich auf eine andere, unheilvolle Ebene gezogen wurde. Die Handlung entwickelt sich unvorhersehbar, die Wendungen sind gewandt und das eindringliche Grauen ist subtil.
Die Komposition aus Lebendigkeit und Unheimlichem machte die Geschichte für mich eindrucksvoll. Denn einerseits erhält man ein Bild von der pulsierenden, überfüllten Stadt, andrerseits kommt man in stille, dunkle Nebengassen ab, in denen ein Schatten bedrohlich wirken kann. Die Autorin hat mich am Ende zum Frösteln gebracht.
Bemerkenswert ist, wie unterschiedlich Daphne du Maurier Schauer erzeugt. In „Die Vögel“ ist es die Natur selbst, die zur Bedrohung wird und ein unaufhaltsames äußeres Grauen entstehen lässt. In „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ entspringt die Beklommenheit der Stadt, ihren verschlungen Gassen und der Zerrissenheit der Figuren. Damit behandelt sie zwei Facetten des Schreckens und zeigt, wie hervorragend sie ihr Handwerk beherrschte.
Für mich waren beide Geschichten ein Highlight. Sie sind schaurig, eindrucksvoll und aufwühlend. Damit ist dieses Buch eine Perle der Schauerliteratur, besonders für Leser:innen, die Lust auf intensives, anspruchsvolles Grauen haben.
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MEINE BEWERTUNG
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Huhu Nicole :D
AntwortenLöschenAch wie passend, dass ich jetzt auch deine Rezension zu den beiden mir noch unbekannten Erzählungen lesen durfte. Ich finde es auch einmalig, was für eine unfassbare Atmosphäre sie mit Worten erschafft! Diese beiden Geschichten muss ich auch unbedingt noch lesen. "Wenn die Gondeln Trauer tragen" ist ja soweit ich weiß auch verfilmt wurden, aber den Film habe ich auch nie gesehen.
Ich habe von Daphne du Maurier nun nur noch "Ein Tropfen Zeit" liegen, aber das schient wieder ganz etwas anderes zu sein! :D
Liebe Grüße
Jessi