Rezension: Gerächt sein sollst du - Kaisu Tuokko

© Aufbau Audio

Gerächt sein sollst du

| Kaisu Tuokko |

Verlag: Aufbau Audio 2025
Dauer: 06 h : 54 min 

ASIN: B0FGJMLFSN
Sprecher: János Jung, Lina Syren, Henrike Tönnes, Jana Kozewa

MEINE BEWERTUNG
 - ★★★★★- 

Interessanter Finnland-Krimi

Im finnischen Küstenstädtchen Kristinestad wird ein Jugendlicher tot aufgefunden, und schnell steht fest, dass es sich um ein Verbrechen handelt. Der Mord erschüttert das Leben der kleinen Gemeinschaft. Journalistin Eevi Manner beginnt zu recherchieren.

Mit „Gerächt sein sollst du“ legt Kaisu Tuokko den Auftakt einer Krimireihe vor, die von ihren Figuren und dem Schauplatz lebt. 

In Kristinestad wird die Leiche des siebzehnjährige Jonas gefunden. Ein Mord, der eine kleine Gemeinschaft aus dem Gleichgewicht bringt und lange nachwirkt.

Im Mittelpunkt stehen Journalistin Eevi Manner und Kriminalkommissar Mats Bergholm, die mehr verbindet als nur der aktuelle Fall. Beide kehren nicht ganz freiwillig in den Ort ihrer Jugend, nach Kristinestad, zurück. Sie wirken in der Stadt fast wie Fremdkörper. Eevi lebt erst seit Kurzem wieder dort, Mats hält sich eigentlich nur für eine Auszeit in der Gegend auf. Diese Distanz zur eigenen Vergangenheit hat mir gut gefallen, weil sie sich spürbar auf ihre Wahrnehmung der Menschen und Ereignisse auswirkt.

Den Schauplatz Finnland fand ich sehr interessant. Die Atmosphäre des Küstenortes, die Nähe zum Meer und das Leben in einer überschaubaren Gemeinde kommen ruhig, aber stimmig rüber. Für mich fühlte sich das ungewöhnlich und gleichzeitig vertraut an. Genau diese Mischung mag ich gern, wenn Bücher Einblicke in andere Länder geben, ohne sie zu verklären.

Der Fall selbst hat mich vor allem thematisch überzeugt. Tuokko greift Jugendphänomene auf, die aktuell und schwerwiegend sind. Identitätssuche, Gruppendruck, Ausgrenzung, Mobbing über soziale Netzwerke hinweg und der Umgang mit Sexualität werden sensibel in die Ermittlungen eingebunden. Dabei bleibt vieles unausgesprochen und wirkt gerade deshalb umso nachdrücklicher. Die Autorin verlässt sich beim Aufbau des Falls vorwiegend auf Zeugenaussagen und zwischenmenschliche Spannungen. Technische Details oder drastische Schilderungen kommen kaum zum Einsatz. Das empfand ich als angenehm und passend.

Die örtliche Polizei wirkt stellenweise unbeholfen, was im Kontext des Ortes nachvollziehbar ist. Mordfälle gehören hier vermutlich nicht zur Routine. Eevi bringt durch ihre Recherchen immer wieder Impulse hinein und gibt den Ermittlungen entscheidende Richtungen vor. Dieses Zusammenspiel hat mich stellenweise an andere Reihen mit journalistisch-polizeilichem Duo erinnert, wie zum Beispiel die Milla-Nova-Reihe von Christine Brand.

Auch das Privatleben von Eevi und Mats spielt eine Rolle. Beide stecken in schwierigen Beziehungen und wirken innerlich zerrissen. Normalerweise brauche ich solche Einblicke in Krimis nicht unbedingt. Hier hielten sie sich im Rahmen und fügten sich schlüssig ins Gesamtbild ein. Es bleibt offen, wie sich diese Ebene in weiteren Bänden der Reihe entwickeln wird.

Besonders stark fand ich die Auflösung des Falls. Der Ausgang ist traurig, schmerzhaft und erschreckend. Ohne reißerisch zu werden, zeigt Tuokko, welche fatalen Folgen Missverständnisse, Vorurteile und ungeprüfte Annahmen haben können.

Spannung im klassischen Sinn war für mich nicht durchgehend vorhanden. Dafür war die Geschichte konstant interessant, weil sich die Puzzleteile nach und nach zusammenfügten. Am Ende blieb bei mir das Gefühl zurück, einen soliden Krimi gelesen bzw. gehört zu haben, der neugierig auf mehr macht. Mit etwas mehr Atmosphäre und einem stärkeren Spannungsbogen hat die Reihe definitiv ein bisschen Entfaltungsspielraum. Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, zu weiteren Teilen zu greifen. 

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MEINE BEWERTUNG

★★★★★

Die Morde von Kristinestad

1) Gerächt sein sollst du

2) Bereuen sollst du

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