© Empire |
| Nicole Siemer |
Verlag: Empire Verlag 2021
Seiten: 320
ISBN: 978-3969669914
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Etwas querer Thriller
Seiten: 320
ISBN: 978-3969669914
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Etwas querer Thriller
Ein Tierliebhaber schwingt sich zum Gerechtigkeitskämpfer auf! Das ist der Eindruck der Polizei, als eine blutrünstige Morde Grubingen erschüttern. Der Täter hat es offensichtlich auf Tierquäler abgesehen und die Reihe reißt nicht ab. Hinzugezogen wird Kriminalhauptkommissar Markus Penning, der scheinbar selbst Dreck am Stecken hat.
Mit Autorin Nicole Siemer hatte ich bereits durch ihr Werk „Akuma“ ein feines Lesevergnügen. Ich mag es, dass sie ungewöhnliche Geschichten im leichten Plauderton erzählt, und ich habe mich aus diesem Grund an „Totentier“ gewagt.
Es ist eindeutig kein üblicher Thriller, sondern meiner Meinung nach eher ein übersinnliches Drama mit einem Schuss Spannung.
Wie die Inhaltsbeschreibung korrekt anreißt, geht es um einen Serienmörder, welcher es auf Tierquäler abgesehen hat. Die Polizei hat alle Hände voll zutun, deshalb wird Markus Penning zurück in den Dienst geholt.
Markus hat beruflich bedingt ein arges Trauma erlebt, das sein gesamtes Leben zerstörte. Aus diesem Grund hat er sich in eine Auszeit begeben. Sein Vorgesetzter Frederick Weimar drängt ihn wegen der Morde. So ist es für Markus an der Zeit, sich wieder zum Dienst zu melden, womit die Jagd auf den Serienmörder beginnt.
Allein schon wegen der Hauptfigur Markus ergibt sich eine ungewöhnliche Handlung. Zwar trägt er manchen Zug des herkömmlichen Thriller- bzw. Krimi-Ermittlers in sich, doch wird der Hergang so verquert, dass sie unvergleichlich ist.
Ihm ist tatsächlich etwas sehr, sehr Schlimmes zugestoßen, das wohl kein Mensch auf die Schnelle verkraftet. Damit komme ich gleich zu einem Kritikpunkt, der mich unheimlich stört: Wenn ich Markus betrachte, denke ich, dass dieser Mann nicht einsatzfähig ist. Hier stößt mir unangenehm auf, dass er - nach dem tragischen Schicksalsschlag allein - ohne professionellen Blick von außen sofort auf einen großen Fall in einer derart wichtigen Position eingesetzt wird.
Markus trinkt zu viel. Damit ist kein kleiner Rausch oder ab und an ein zu tiefer Blick ins Gläschen gemeint, sondern er ist ein Hardcore-Alkoholiker, der sein Trauma im Suff versenkt. Er säuft und säuft und säuft. Viele Passagen des Thrillers drehen sich darum, wie sich Markus Alkohol besorgt oder wie er an seinen Rettungsanker denkt.
Der Alkohol spielt nicht nur für Markus eine große Rolle, sondern kurbelt insgesamt die Handlung an. Denn aufgrund des Alkoholkonsums hat er fiese Blackouts, die ihn in merkwürdige Situationen bringen. Zum Beispiel findet er Gegenstände vom Tatort, bei sich zuhause!
Natürlich fragt er sich, genauso wie der:die Leser:in, ob diese merkwürdigen Funde mit den Blackouts zusammenhängen. Laufend kommt der Verdacht auf, ob nicht er selbst der Serienkiller ist.
Dabei bleibt man großteils außerhalb des polizeilichen Ermittlungsbereichs und ist gefühlsmäßig die meiste Zeit in Markus Privatleben unterwegs. Der:die Leser:in lernt seine Familie kennen, schließt neue Bekannt- und Freundschaften, stellt sich den unangenehmen Gedanken wegen der Blackouts und stolpert nebenher durch den Fall, der am Ende richtig skurril wird.
Während des Lesens habe ich darauf gewartet, dass die Geschichte richtig beginnt. Ich habe es mir in Markus kaputten Leben notdürftig eingerichtet und mich gefragt, warum ein Ermittlungsbeamter bei so einem brisanten Fall so wenig mit seiner Arbeit beschäftigt ist.
Dafür bekommt die Geschichte durch Markus‘ Blackouts ordentlich Pfiff und die Autorin baut äußerst überraschende Wendungen ein, die mir sehr gefallen haben. Auf so etwas kommt man normalerweise nicht! Diese wurden im letzten Abschnitt, meinem Geschmack nach, zu rasch abgearbeitet, sodass der Showdown am Ende nicht ganz zum Tempo des ersten Teils passt.
Man merkt, ich bleibe etwas ratlos zurück. Ich mochte das Buch, weil mir die Handlung imponierte und der leichte Erzählstil der Autorin klasse ist. Dafür hätte ich mir weniger Verworrenheit und einen ausführlicheren Abschluss gewünscht.
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