© Piper |
| Amy McCulloch |
Verlag: Piper 2023
Seiten: 448
ISBN: 978-3492063449
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★ -
Luxus-Ausflug in die tödliche Kälte
Olivia wagt sich beruflich bedingt auf eine extravagante Reise: An Bord eines umgebauten Eisbrechers steuert sie die Antarktis an. Während sie sich abmüht, um ihren Job gut zu machen, zieht das Schiff an gigantischen Eisbergen vorbei. Doch die Gefahr lauert an Bord, denn es ist ein Doppelmord geschehen.
„Der Eisbrecher“ von Amy McCulloch ist ein solider Thriller, der den:die Leser:in in eine atemberaubende und eiskalte Gegend verschlägt: die Antarktis.
Ich mag Thriller, die in ungemütlichen Gegenden im eisigen Rahmen spielen. Außerdem habe ich von der Autorin bereits „Der Aufstieg“ gelesen, was mich damals hervorragend unterhalten hat. Deshalb lag für mich auf der Hand, dass ich mich gemeinsam mit der Protagonistin an Bord begebe.
„Der Eisbrecher“ wurde zu einem spektakulären Luxusdampfer umgebaut, der es betuchten Reisenden ermöglicht, auf angenehme Art und Weise in die Antarktis zu schippern. Idee und Beschreibungen waren diesbezüglich ausgezeichnet und es bot einiges an Action, mit Olivia auf eisiger Fahrt zu sein.
Obwohl die Schifffahrt für gehobenen Tourismus ausgerichtet ist, lässt sich nicht leugnen, dass die Reise gefährlich ist. Es beginnt mit Sicherheitseinweisungen, viele Kabinen sind funktional sowie winzig und an Bord gibt es zum Begrüßungsdrink die arktisfeste Winterkleidung serviert. Die Crew ist bemüht, es den Gästen angenehm zu gestalten, dennoch merkt man jederzeit, dass es im Kern eine gefährliche Expedition bleibt und kein Sonntagsausflug ist.
Olivia ist an Bord, weil sie für eine Kunstagentur arbeitet. Die Agentur hat sich eines interessanten Künstlers angenommen, der die arktische Landschaft porträtiert. Die Reise wird sozusagen als Verkaufsfahrt für ausgewähltes Klientel genutzt, um Maler und Agentur mehr Extravaganz zu verleihen.
Nun ist es so, dass in Olivias Leben vieles im Argen liegt und sie ihre Vergangenheit verfolgt. Neben heftigen Angstattacken ist sie vor einiger Zeit in ein handfestes Burnout abgesackt, aus dem sie dank ihres Lebensgefährten - dem Besitzer der Agentur - wieder rausgefunden hat. Allerdings ist schon vor dem Ablegen einiges schief gegangen und sie findet sich allein, ohne ihren Freund, an Bord. Aber Olivia will ihm beweisen, dass sie den Aufgaben für die Agentur gewachsen ist.
Doch dann geschehen zwei Morde und Olivia merkt, dass nicht alles ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Die Handlung empfand ich als nett. Die Geschichte an sich ist nicht überragend, sondern ein insgesamt passables Thriller-Konstrukt, wie man es aus vielen anderen ähnlichen Werken kennt. Es gibt etliche Zutaten und Personen, die bis zum Ende hin in üblicher Genre-Manier ineinandergreifen, brisante Zufälle und merkwürdige Verstrickungen, die zum Schluss doch für ein etwas überladenes Gesamtbild sorgen.
Weniger gefallen hat mir, dass Protagonistin Olivia viele Altlasten mit an Bord trägt und dadurch von ihrer Vergangenheit überzeichnet wirkt. Zwar sind einige dieser äußerst negativen Erfahrungen wichtig, um ihre Entscheidungen zu verstehen, dennoch hätte Zurückhaltung dieser Aspekte der Handlung einen positiven Effekt verliehen.
Geliebt habe ich die Kulisse der Antarktis und den Eisbrecher sowie die Idee, daraus ein touristisches Spektakel zu kreieren. Wie vom Pauschalurlaub gewohnt, werden zahlreiche Outdoor-Aktivitäten angeboten, die nicht nur Vergnügen bedeuten, sondern im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sind.
Dennoch ist mir die Antarktis zu kurz gekommen und ich hätte mir mehr Abenteuer im eisigen Umfeld gewünscht. Großteils ist der:die Leser:in an Bord oder in Olivias Vergangenheit geblieben.
Mich hat Amy McCullochs „Der Eisbrecher“ auf eine unterhaltsame und vor allem interessante Fahrt mitgenommen, der es etwas an eisiger Stimmung, mörderischer Spannung und Finesse im Handlungsstrang fehlt. Dennoch habe ich diese Reise sehr gerne unternommen, weil es ein kurzweiliger Ausflug in die tödliche Kälte ist.
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