Montag, 5. Februar 2024

Rezension: Sechs Österreicher unter den ersten fünf - Dirk Stermann

Sechs Österreicher unter den ersten fünf - Dirk Stermann
© Ullstein
Sechs Österreicher unter den ersten fünf
| Dirk Stermann |

Verlag: Ullstein 2012
Seiten: 272 
ISBN: 978-3548283906

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Die Geschichte einer Assimilation

Dirk Stermann hat sich mittlerweile in den österreichischen Medien einen Namen gemacht. Wie der aus Deutschland stammende Entertainer den Kulturschock und das Einleben ins hiesige Gebaren erlebte, schildert er anhand kurzweiliger Alltagsepisoden, die bis dahin für den Wahl-Wiener alles andere als alltäglich waren. 

Der Autor ist eine prominente Stimme genauso wie ein bekanntes Gesicht, das längst jahrzehntelang in der Sendung „Willkommen Österreich“ über den Bildschirm flimmert. Obwohl sich der rheinische Wahl-Wiener mittlerweile gut im Umgang mit dem hiesigen Charme hält, zeigt er in diesem Buch, dass Deutsche und Österreicher mehr als nur die Sprache voneinander trennt. Es ist seine Geschichte der Integration, die er mit Herz, Humor und einer ordentlichen Portion Schmäh erzählt.

"Wenn man dann irgendwann draufkommt, dass man Deutscher ist, ist das eine mittlere Katastrophe." (S. 10, eBook)

Dieses Buch ist mir schon früher aufgefallen, weil ich den trockenen Humor von Dirk Stermann mag und auf seine Sicht der österreichischen Kultur neugierig war. Allerdings hatte ich es aus den Augen verloren, bis sich mir die Frage stellte, wie es ein Deutscher empfindet, wenn er sich in Österreich niederlässt.

Stermann erzählt großteils chronologisch wie ihn einst das Studium an die Wiener Universität trieb. Es folgen berufliche und private Stationen, die sich episodenhaft aneinanderreihen und seinen Eindruck der österreichischen Kultur betonen. Herzstück ist eine bissig-charmante Analyse des Österreichisch-Seins sowie eine Liebeserklärung an Land und Leute, die auf Außenstehende teilweise eine skurrile Wirkung haben könnte.

"Nachdem ich also gerade versucht hatte, Deutschland hinter mir zu lassen, wurde ich in Wien zum täglichen Deutschsein verurteilt." (S. 10 - 11, eBook)

Zuerst einmal ist es ein witziges Buch, weil Stermann mit trockenem Humor von seinem Leben in Wien erzählt und viele Szenen, die tatsächlich realistisch und eindeutig dem Alltag entnommen sind, schon merkwürdig und vielleicht sogar lächerlich wirken, wenn man die hiesige Kultur nicht kennt.  

Erzählt wird, dass es Herr und Frau Österreicher grundsätzlich äußerst bescheiden geht und die schlechte Laune ohnehin das höchste der Gefühle ist. 

Geschildert werden außerdem Sprachbarrieren, die nicht nur von unterschiedlicher Aussprache und alteingesessenem Dialekt herrühren, sondern aufgrund eigentümlicher Wortverwendungen entstehen, die für Nicht-Österreicher zum Stolperstein werden. Hinzu kommt die Betonung, welche dem regionalen Ohr sagt, wie eine Aussage oder Frage zu bewerten ist. Ungeübte stehen oftmals vor einem Rätsel, das sich als unlösbar erweist. 

"Dort grüßte mich täglich der Oachkatzlschwoaf." (S. 11, eBook)

Besonders präsent sind Themen wie die damalige Politik - das Werk ist 2012 erschienen - sowie die Bedeutung von Cordoba, was für Außenstehende wohl nur eine Stadt in Spanien ist, aber für Österreich einen fußballerischer Triumph über den großen deutschen Bruder bedeutet. 

"Das ist vielleicht das Grundproblem österreichischen Fußballs (...)" (S. 111, eBook)

Stermann schreibt witzig, spritzig und man merkt, er hat sich in seine Wahlheimat und die österreichische Seele verliebt. Mir als Österreicherin hat er damit „schön getan“ und eventuell hilft es dem oder der deutschen Leser:in dabei, mehr über dieses kleine Land mit Alpen, Wiener Walzer und seinen Schmäh zu erfahren.

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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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