Mittwoch, 2. Oktober 2024

Rezension: Nachtschicht - Stephen King

Nachtschicht - Stephen King
© Lübbe
Nachtschicht
| Stephen King |

Verlag: Lübbe 1988
Seiten: 448
ISBN: 978-3404131600

MEINE BEWERTUNG 

 
- ★★★★★ - 



Best of Kings Stories
 
„Nachtschicht“ vereint zwanzig Kurzgeschichten von Stephen King, wobei eine bessere als die nächste ist.

Obwohl ich Kurzgeschichten weitaus weniger als Romane oder Novellen lese, zieht es mich immer wieder zu Stephen Kings Werken, wozu zum Beispiel Sammlungen wie „Blut“, „Albträume“ oder eben „Nachtschicht“ zählen. Normalerweise wird inhaltlich und qualitativ eine Mischung geboten, wobei in der Regel eine Geschichte weniger oder eine andere besser gefällt.

Mit „Nachtschicht“ hat mich Stephen King ausnahmslos überzeugt. Jede einzelne Kurzgeschichte hat mich auf ihre Art gepackt, gefesselt und am Ende schockiert.

Im 19. Jahrhundert werden unheimliche Briefe im Ort Jerusalem’s Lot geschrieben, die mich vor allem an Bram Stokers „Dracula“ denken ließen und mit postalischem Charme sowie historischem Flair im Gedächtnis bleibt.

Jahrzehnte später führt „Einen auf den Weg“ wieder nach Jerusalem’s Lot, wo ein Schneesturm wütet und eine Familie auseinanderbringt.

Ebenso kultig ist „Kinder des Mais“, im Übrigen als „Kinder des Zorns“ geläufig, als ein Ehepaar in einer verlassenen Stadt unabsichtlich einer alten Gottheit in die Quere kommt.

Dem Horror einer tierischen Gefahr geht King in „Spätschicht“ auf den Grund, worin eine Textilfabrik umfassend gereinigt wird. Dabei fassen drei Männer den Mut, in den Keller hinabzusteigen und sich dem Monster der Dunkelheit zu stellen.

Monster und Menschen treffen ebenso in „Graue Masse“ aufeinander, wo sich eine Dose Bier als der Schuss zu viel erweist.

In „Das Schreckgespenst“ beweist King erneut seinen Furcht einflößenden Ideenreichtum, der sich in schauriger Manier im Gespräch mit einem Psychiater entfaltet und nach aufgebauter Spannung in einer bösen Pointe sein Ende findet.

Ein Psychiater wäre in „Erdbeerfrühling“ hilfreich gewesen, worin ein Serienmörder am College umgeht.

Eine richtige Liebesgeschichte liefert Stephen King mit „Ich weiß, was du brauchst“ ab. Die junge Elizabeth findet einen Mann, der all ihren Wünschen entspricht. Ob das wahre Liebe ist?

Auch in „Der Mann, der Blumen liebte“ wird eine Frau beschenkt, weil sie die einzige Wahre im Leben des Blumenkäufers ist.

„Manchmal kommen sie wieder“ berichtet vom Leid der Vergangenheit und wie diese einen Lehrer in seiner Klassen einholt.

Ein dämonisches Gemisch vereint sich in „Der Wäschemangler“, die sich aus realer Gefahr, teuflischer Besessenheit und verzweifelter Hoffnung vermengt.

Verzweiflung bekommt ebenso Norris zu spüren, der sich in „Der Mauervorsprung“ auf eine waghalsige Wette einlässt.

Vom Grundthema her kommt „Ich bin das Tor“ eher aus der Richtung Science Fiction, weiß aber mit weltlichen Ekelfaktor und einem erbarmungslosen Abschluss zu überwältigen.

Im Vergleich dazu wirkt „Schlachtfeld“ eher verspielt, wenn auch äußerst kämpferisch, worin ein Auftragsmörder zur Abwechslung selbst gepeinigt wird.

Die „Nächtliche Brandung“ erweist sich als eine Nacht am Strand, die Jugendliche nach einer tödlichen Pandemie verbringen, aus der es kein Entrinnen gibt.

Vom Überleben handelt außerdem „Lastwagen“, eine Geschichte, die mir ziemlich unter die Haut gegangen ist.

Als eher bizarr, und zugegebener Maßen etwas abstrus, empfand ich „Der Rasenmähermann“, der von Harold Parkette beauftragt wird und sich ordentlich ins Zeug legt.

Im Gegensatz dazu lässt King die „Quitters, Inc.“ den realen Horror fühlen. Diese Geschichte handelt davon, sich die Nikotinsucht endgültig abzugewöhnen. Denn wir wissen alle, dass diese tödliche Konsequenzen haben kann.

„Die letzte Sprosse“ führt in Kindheitstage, als alles möglich schien, bis es eben schief gegangen ist.

Am Ende angelangt ist „Die Frau im Zimmer“, welche von einem verzweifelten Abschied aus dem Leben erzählt.

Themen und Inhalt von „Nachtschicht“ spiegeln ein erschreckendes Repertoire und packen mit fesselndem Spannungsaufbau, subtilem Grauen, realem Ekel oder dem Schauer der Hoffnungslosigkeit. Dabei wird jede Geschichte in einen pointierten Abschluss überführt, der jedes Mal inne halten lässt.

Bemerkenswert ist - wer King kennt, weiß, dass Enden nicht seine Stärke sind -, dass jeder Schluss aufwühlend gewesen ist. Ich war schockiert, geängstigt oder habe es wie einen Schlag in den Magen gespürt.

Ich bin von „Nachtschicht“ durch und durch begeistert. Für mich ist es die beste Sammlung an Kurzgeschichten von Stephen King, wobei jede davon - bei manchen war es später tatsächlich so weit - das Potential eines Meisterwerks des Horrors in sich trägt. Empfehlenswert. 
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MEINE BEWERTUNG
★★★★★

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