© dtv |
| John Ajvide Lindqvist |
Verlag: dtv 2023
Dauer: 24 h : 22 min
Dauer: 24 h : 22 min
ASIN: B0CSDLWF2N
Sprecher: Funda Vanroy
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-
Spannungsarmer Horror-Roman
Sprecher: Funda Vanroy
MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-
Am Hafen von Norrtälje taucht ein mysteriöser Container auf, der niemanden zu gehören scheint. Zuerst geschieht nichts. Doch während seine Herkunft geklärt wird, strömt ein bestialischer Gestank heraus, der Böses in Gang setzt.
„Unwesen“ von John Ajvide Lindqvist ist ein atmosphärischer Horror-Roman, der jedoch weniger durch klassische Schockmomente und übernatürliche Schrecken überzeugt, sondern vielmehr durch eine düstere, psychologisch aufgeladene Erzählweise, die sich über die Entwicklung seiner Charaktere entfaltet. Die Geschichte spielt in der verschlafenen schwedischen Küstenstadt Norrtälje, wo ein mysteriöser Container auftaucht – ein Katalysator für eine dunkle Veränderung, die sich über die Stadt und ihre Bewohner legt.
Die Bedrohung, die von dem Container ausgeht, bleibt zunächst vage und unklar. Der Einfluss auf die Menschen ist subtil, aber tiefgreifend: Die Atmosphäre wird zunehmend von Pessimismus, Misstrauen und einem Verlust der Empathie geprägt. Der Container selbst ist dabei eher ein symbolisches Element als ein zentraler Handlungsträger. Lindqvist konzentriert sich auf die Veränderung, die die Menschen erfahren. Sie entdecken das Unwesen der Menschlichkeit in sich, verlieren ihre Fähigkeit, das Gute in ihrem Leben oder ihren Mitmenschen zu erkennen.
Trotz dieser unheimlichen Ausgangslage gelingt es dem Autor nicht, die Geschichte mit den klassischen Elementen des Horrorgenres aufzuladen. Die unheilvolle Präsenz des Containers ist spürbar, doch die Spannung bleibt auf der Strecke. Das führt dazu, dass der Roman eher eine Atmosphäre der Bedrohung vermittelt als fesselnden, subtilen Horror, wie man ihn vielleicht erwarten würde.
Die Stärke des Romans liegt definitiv in seiner Charakterzeichnung. Besonders im Mittelpunkt steht Siv, eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrer Tochter Alva lebt. Hinzu kommen Anna, Max, Johan und Marko – die alle mit ihren eigenen Problemen und persönlichen Dämonen zu kämpfen haben. Lindqvist wechselt geschickt zwischen der Kindheit der Figuren und ihrer Gegenwart, was dem Leser ermöglicht, die komplexen Beziehungen und die Entwicklung der Charaktere nachzuvollziehen. Dadurch wird deutlich, warum sie zu den Personen geworden sind, die sie heute sind, was der Geschichte eine tiefere emotionale Ebene verleiht.
Die Figuren sind nicht außergewöhnlich oder übermäßig dramatisch, sondern wirken realistisch und nachvollziehbar – was die Bedrohung, die sie durch den Container erfahren, umso bedrohlicher macht. Das macht die Geschichte zwar psychologisch interessant, aber leider auch manchmal schleppend und wenig fesselnd.
Der Roman leidet an einem merklichen Mangel an Spannung. Der Plot plätschert vor sich hin, ohne dass wirklich ein intensiver Höhepunkt erreicht wird. Das langsame Tempo und die ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart verleihen der Geschichte zwar Dynamik, doch der Spannungsbogen bleibt insgesamt flach. Die Bedrohung ist immer spürbar, aber sie entfaltet sich zögerlich und ohne jegliche Dringlichkeit.
Der mangelnde Spannungsbogen macht das Buch langatmig. Wenn nicht das Hörbuch die Möglichkeit gegeben hätte, die Geschichte weiterzuhören, hätte ich das Buch vermutlich aufgegeben. Es fehlt die richtige Balance zwischen Charakterentwicklung und Spannung. Das Ende hat mich dennoch neugierig gemacht, sodass ich vermutlich sogar zu einem weiteren Werk des Autors greife.
Für mich waren die interessante Grundidee und die Figuren die stärksten Aspekte an diesem Roman, aber das zähe Tempo hat mein Leseerlebnis deutlich getrübt.
Insgesamt ist "Unwesen" ein ungewöhnlicher Horror-Roman, der mehr Wert auf psychologische Tiefe und die Entwicklung seiner Figuren als auf klassischen Aufbau von Spannung legt. Der Container bleibt dabei ein symbolisches Element, dessen wahre Bedrohung sich vor allem in der Veränderung der Menschen manifestiert. Wer mehr an einer atmosphärischen Erzählung und Charakterentwicklung als an klassischen Spannungsmomenten interessiert ist, wird die Geschichte vermutlich schätzen – andere könnten sich aufgrund der schleppenden Erzählweise und des fehlenden Spannungsbogens eher langweilen.
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