Montag, 13. Oktober 2025

Rezension: Die Insel - Ulf Kvensler

Die Insel - Ulf Kvensler
© Penguin
Die Insel
| Ulf Kvensler |

Verlag: Penguin 2025
Seiten: 400
ISBN: 978-3328110880

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 
 


Verstörend-bedrohliches Ambiente

Isak und Madde reisen voller Zweifel nach Gotland, um seinen Vater zu treffen. Von der Schönheit der Insel und dem luxuriösen Ambiente überwältigt, kommen alte Spannungen ans Licht. Dabei ahnt niemand, wie gefährlich der Aufenthalt werden wird. 

„Die Insel“ ist der neueste Psychothriller von Ulf Kvensler, der mich sofort neugierig gemacht hat. Schon bei „Der Ausflug“ hat mir die unterschwellige Spannung gefallen. Deshalb habe ich auch hier eine Geschichte erwartet, die nicht auf schnelle Schocks, sondern auf einen langsamen Sog setzt. Ich wurde nicht enttäuscht. Obwohl die Handlung auf den ersten Blick recht schlicht wirkt, hat sich ein bedrohliches Ambiente entfaltet, das mich beim Lesen umfangen hat.

Anfangs lernt man Isak kennen. Ich habe ihn als sympathischen Charakter wahrgenommen. Er arbeitet als Altenpfleger und bringt dabei eine Besonnenheit mit, die mich für ihn eingenommen hat. Die Szenen zu Beginn fand ich wichtig, weil sie seine zurückhaltende Art veranschaulichen und ein Gefühl für ihn als Person geben. Privat lebt er mit Madde zusammen, die aus der Stadt zu ihm aufs Land gezogen ist. Obwohl Isak nicht ganz versteht, warum sie sich für dieses Leben entschieden hat, wirkt die Beziehung gefestigt. Er schätzt es, jemanden an seiner Seite zu haben.

Isak hat in seiner Kindheit viel verloren. Der frühe Tod von Mutter und Schwester bei einem Brand, den er selbst überlebt hat, lastet schwer auf ihm. Seither findet er Halt beim Großvater, während der Vater für ihn kaum eine Rolle spielte. Doch dann meldet sich der Vater überraschend und lädt ihn nach Gotland ein. Eine Begegnung, die Isaks Leben aufwühlen wird.

Auf der Insel angekommen, erwartet Isak und Madde eine glanzvolle und fremde Welt. Der Vater empfängt sie in seiner Villa, die vor Luxus und Selbstinszenierung strotzt. Alles wirkt zu kostspielig, zu imponierend, zu übertrieben. Zwischen schicken Autos, erlesenen Mahlzeiten und extravaganten Accessoires spürt man, dass etwas nicht stimmt. Auffällig ist, wie sehr das gemeinsame Essen und Trinken kunstvoll in Szene gesetzt wird. Der Aufenthalt ist von erlesensten Speisen und Getränken geprägt, sodass ich beim Lesen ständig Appetit hatte.

Nebenbei sorgen merkwürdige Details für Unbehagen. Es gibt ein seltsam verstörendes Sofa, eine stumme Haushälterin, die schlafend in der Küche sitzt und statt in einem Schlafzimmer, werden Isak und Madde auf einem Bett mitten in einem Ausstellungsraum einquartiert. Sie nächtigen umgeben von Statuen, die Isak keine Ruhe lassen. 

Es baut sich eine absonderliche Stimmung auf. Die Anwesenheit bei Isaks Vater ist faszinierend, aber auch unbehaglich. Dabei fühlt es sich an, als würde hinter der blendenden Fassade etwas lauern, das sich noch nicht greifen lässt. 

Je länger der Aufenthalt dauert, umso bedrohlicher wird die Stimmung. Eingangs wirkt die Situation wie ein schimmerndes Spiel, aber man merkt rasch, dass mehr dahintersteckt. Isaks Vater ist schwer zu fassen. Einmal ist er großzügig und überschwänglich, dann wieder übergriffig und fordernd. Beim Lesen spürte ich ständig ein nahendes Unheil, ohne dies genau benennen zu können. 

Eleganz, Rätselhaftigkeit und stille Bedrohung vereinen sich zu einem fesselnden Rahmen, der den Thriller definitiv interessant und packend macht. Man will unbedingt herausfinden, was der Vater in Schilde führt und was auf seinem Anwesen eigentlich abgeht. Zudem stellt sich die Frage, wie sich die Vergangenheit in all das fügt.

Auf den ersten Blick klingt die Handlung gar nicht spektakulär, trotzdem hat mich „Die Insel“ von Anfang bis Ende in ihren Bann gezogen. Ulf Kvensler hat einen verstörenden Plot erdacht und diesen mit einer glänzend-bedrohlichen Aura umgeben, was mir sehr gefallen hat. In einem Punkt war ich relativ früh auf der richtigen Spur, aber ich habe gerne das merkwürdige Setting bis ins Finale verfolgt. 

Im Endeffekt ist „Die Insel“ ein Psychothriller, der durch seine unheilvolle Art besticht und sicherlich vielen weiteren Leserinnen und Lesern einen faszinierend-spannenden Aufenthalt auf Gotland verspricht.
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MEINE BEWERTUNG
★★★★

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