Dienstag, 18. November 2025

Rezension: Succession Game - Anika Beer

Succession Game - Anika Beer
© Piper
Succession Game
| Anika Beer |

Verlag: Piper 2022

Seiten: 496
ISBN: 978-3492705882 

MEINE BEWERTUNG 
- ★★★
 - 



Futuristische Ideen in verschwommener Umsetzung
 
Im Jahr 2054 ist die Welt vom Klimawandel verändert. Das Leben spielt sich in dicht besiedelten, hochtechnisierten Städten ab. Aufgrund des Platzmangels ersetzen virtuelle Erlebnisse die Realität und das Augmented-Reality-Spiel „Succession Game“ zieht Millionen in seinen Bann. 

Mich hat der Klappentext von „Succession Games“ neugierig gemacht. Die Vorstellung einer Zukunft, in der die Menschheit auf engen Raum gezwängt wird, klingt recht realistisch für mich. Genauso wie der Ansatz, dass die unmittelbare Umgebung technologisch hochgerüstet ist und die Menschen vermutlich in Augmented-Reality Unterhaltung finden hört sich für mich interessant und plausibel an.

Aus diesem Setting heraus hat sich die Autorin eine Augmented-Reality-Show überlegt, das „Succession Game“. Es handelt sich um eine Mischung aus Escape Room und Big Brother. Von dieser Ausgangslage habe ich mir eine vielschichtige, moderne und unterhaltsame Dystopie erwartet. 

Privatdetektivin Clue ist Kandidatin im „Succession Game“. Ihr geht es weniger um das Spiel, sondern sie möchte den zwielichtigen Konzern dahinter aufmischen. Kurz nach Beginn der aktuellen Staffel stirbt ein Teilnehmer. Dadurch wird für die verbliebenen Kandidat:innen ersichtlich, dass sich unter dem virtuellen Spielbrett regelrecht Abgründe auftun, die sie um ihr Leben fürchten lässt. 

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Einerseits ist man mitten im Spiel und versucht mit Clue, den Hype zu entlarven. Ebenso dabei ist Theo, der eine rätselhafte Figur darstellt und Star sowie Legende von „Succession Game“ ist. Seine Geheimnisse werden nach und nach offenbart.

Auf der anderen Seite begleitet man eine Wohngemeinschaft von jungen Menschen, die Show beim gemütlichen Zusammensein verfolgen und disktutieren. Sie fiebern mit ihren Favoriten und werden immer mehr selbst Teil des Geschehens. 

Die Spielwelt hat mir besser gefallen als die Realitätsebene, da ich sie spannender und atmosphärisch dichter fand. Die Challenges für die Teilnehmer:innen waren interessant und packend beschrieben. Jedes Mal war ich neugierig, welche Aufgabe als Nächstes ansteht und wie die Teams zusammengestellt werden.

Reizvoll fand ich auf jeden Fall, dass man beim Lesen zwischen Realität und Spielwelt springt. Allerdings kamen mit diesen zwei Ebenen viele Figuren zusammen, die kaum im Gedächtnis bleiben. Ich vermute, dass besonders im Realitätspart weniger Personen der Geschichte gut getan hätten, weil mehr Raum für die Entwicklung der Handlung und das Gefühl für die Umgebung geblieben wäre. 

Denn trotz des originellen Konzepts hatte ich Schwierigkeiten, in die Zukunftswelt und in die Handlung hineinzufinden. Stellenweise wirkt das Szenario überladen, und, der Hergang schwer nachvollziehbar. Besonders Theos Verhalten und Entscheidungen konnte ich nicht immer folgen. Seine Motive und das Rätsel um seine Existenz sind fesselnd angelegt. Meinem Eindruck nach haben sie sich aber zu sehr in Andeutungen verloren. Oft hatte ich das Gefühl, durch ein Flimmern aus Bildern und Informationen zu treiben, ohne festen Halt zu finden. Es gab Passagen, in die ich völlig vertieft war, nur um wieder den Anschluss zu verlieren. Dieses ständige Auf und Ab hat mich etwas ratlos gemacht. 

Sprachlich arbeitet Anika Beer gendergerechte Formen ein, was ich überraschend schnell als natürlich empfand. Nur eine Figur, die ihr Geschlecht regelmäßig ändert und dies visuell für andere kennzeichnet, stellte für mich eine Hürde dar. Es war nicht aufgrund des Geschlechterwechsels, sondern, weil ich mir kein Bild zur Person machen konnte. Trotzdem war es interessant für mich, dass die Autorin diese Vielfalt in ihrem Roman und somit in ihrer Zukunftsvision berücksichtigt hat. 

„Succession Game“ ist meiner Meinung nach ein Thriller, der mit einer Fülle an futuristischen Ideen aufwartet. Trotzdem konnte mich die Umsetzung nicht durchgehend überzeugt, aber die Kreativität ist beachtenswert. Anika Beers Welt ist eine Mischung aus digitalem Rausch, allgemeiner Überwachung und individueller Täuschung. Es ist eine Zukunftsvision, die teilweise beunruhigend wirkt, aber mit einer Handlung, die mir zu sehr verschwommen ist.  
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MEINE BEWERTUNG
★★★

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