Samstag, 15. Juli 2017

Rezension: EAT PRAY LOVE - Elizabeth Gilbert

© Lagato Verlag
EAT PRAY LOVE
| Elizabeth Gilbert |

Verlag: Lagato Verlag 2014
Dauer: 714 min 
ISBN: 9783942748551
Sprecher: Julia Fischer

MEINE BEWERTUNG

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Vom Essen, Beten und der Liebe

Elizabeth hat gerademal die 30 überschritten und befindet sich mitten in einer Lebenskrise. Ihre Ehe wird geschieden, die Trennung verläuft alles andere als schön, dabei geht es ihr miserabel und es wird Zeit für sie, zu sich selbst zu finden. Und das macht man am besten, wenn man die Welt bereist.

In diesem Buch geht es um Selbstfindung, die innere Balance und wie man es schaffen kann, mit sich und dem Leben im Reinen zu sein. 

Elizabeth Gilbert erzählt aus erster Hand, weil sie nicht nur die Autorin sondern auch die Protagonistin ist.

Gleich zu Beginn klärt die Autorin über den Ablauf der Handlung auf. Ihre Reise zu sich selbst führt sie in die Welt - zu den drei I sozusagen. Denn es stehen Italien, Indien und Indonesien auf ihrem Plan, wo sie jeweils in 36 Episoden aus ihrem Leben erzählt.

Italien ist das Land des Genusses. Hier versucht Elizabeth Italienisch zu lernen, sich durch sämtliche italienische Spezialitäten zu kosten und nebenher noch die Kunst der Meditation zu üben, weil sie damit zu innerem Gleichgewicht finden will.

Indien ist der Ort der Ruhe, wo sie sich noch weiter auf den Weg zu sich selbst begibt. In einer Art klösterlichen Tempelanlage - einem indischem Ashram - meditiert sie mit Gleichgesinnten vor sich hin, die versuchen, dem Leben wieder Sinn zu verleihen.

Indonesien steht für den Aufbruch. In diesem Land lernt sie erneut das Leben und die Liebe kennen, und natürlich die Indonesier, die zwar etwas eigen, dafür sehr liebenswert sind.

Den Einstieg in Elizabeth Gilberts Lebensreise fand ich sehr charmant und interessant. Sie steht vor den Scherben ihrer Ehe und Existenz und muss einen Weg finden, wie sie nun weitermachen will. Dabei spart sie weder mit Ironie noch mit Sarkasmus und hat sich mit einem schelmischen Augenzwinkern selbst auf der Schaufel.

Auch in Italien mochte ich sie noch sehr gern, denn hier habe ich mit ihr Pizza geschlemmt, tonnenweise Nudeln verdrückt und dem Dolce Vita gefrönt. Außerdem hat Elizabeth den Anfangsstadien ihres Italienisch einige amüsante Anekdoten zu verdanken, denen ich gern und mit einem Schmunzeln gelauscht habe.

Doch je näher Elizabeth ihrer Erleuchtung kam, umso unsympathischer wurde sie mir. Fuß auf Fuß folgten hochtrabende Plattitüden, wie sehr sie nun auf das Universum, Gott oder wem auch sonst vertraut, wie sie durch Meditation ihre innere Balance findet, und dass es gar keine Probleme geben kann, weil das Universum ohnehin für eine weltumspannende Ordnung sorgt. Das war mir doch etwas zu naseweis, weil man das mal den Kindern und Erwachsenen im Elend dieser Erde erzählen sollte - die würden wohl mit dem Stinkefinger antworten.

Diese Einstellung war mir zu amerikanisch angehaucht. Ich verstehe schon, dass man auf sich selbst vertrauen und zu sich selbst stehen soll, aber dass das Leben meistens nicht so einfach ist, sollte man auch nach mehreren Monaten im indischen Ashram noch begreifen können.

Außerdem ist Elizabeth meiner Meinung nach ein Jammerlappen. Ja, ihre Ehe ist gescheitert. Ja, sie hat an einer sinnlosen Beziehungen festgehalten. Und nein, die meisten Menschen, die ähnliches durchmachen, können sich dann nicht einfach auf Weltreise verziehen. 

Daher trieft das Buch vor Selbstmitleid und künstlicher Erleuchtung, beides Elemente, die mir nicht gefallen haben. 

Dafür mochte ich es sehr, wie die Autorin die unterschiedlichen Kulturen beschrieben hat. Detailliert geht sie auf die Besonderheiten von Rom, Indien und vor allem Indonesien ein, wodurch man einen ausgezeichneten Einblick in die unterschiedlichen Temperamente und Perspektiven erhält.

Ich glaube, dass „Eat Pray Love“ trotz meiner Kritikpunkte einem breiten Publikum gefällt, weil es allein durch seine Perspektive der gescheiterten Frau und dem Weg zum eigenen Selbst eine andere Art von Leseerfahrung ist.
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MEINE BEWERTUNG


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4 Kommentare:

  1. Liebe Nicole,
    ich habe das Buch nicht gelesen, aber den Film gesehen und war enttäuscht. Sehr viel davon ist mir nicht in Erinnerung geblieben, aber ich weiß nch, dass ich ziemlich desillusioniert aus dem Kino ging...
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo Martina,

      von der Besetzung her, hätte ich mir bei dem Film sicher auch einiges erwartet. Irgendwie schade, dass das Buch so amerikanisch ist. Aber es ist nicht alles schlecht daran, weil ich mich doch die meiste Zeit gut unterhalten gefühlt habe.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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  2. Hallo Nicole! :)
    Ich habe weder das Buch gelesen, noch den Film geschaut, weil ich schon befürchtet habe, dass trotz viel Potential einiges an peseudo-philosophischen tumblr-Weisheiten verarbeitet wurden. Und dein Satz: "Daher trieft das Buch vor Selbstmitleid und künstlicher Erleuchtung" hat mich in dieser Annahme noch einmal bestärkt. Vermutlich also werde ich das Buch nicht lesen und höchstens einmal den Film anschauen. Denn wenig macht mich so aggressiv, wie wenn privilegierte Menschen/Protagonisten plötzlich anfangen, weise und erleuchtet sein zu wollen.

    Aber zum Glück konntest du der Lektüre ja trotzdem etwas positives abgewinnen; ich kann mir auch gut vorstellen, dass die verschiedenen Kulturen sehr eindrücklich geschildert werden. Das reicht mir leider bloß nicht als Leseanreiz :D

    Liebste Grüße
    Mel

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    1. Hallo Mel,

      "peseudo-philosophische tumblr-Weisheiten" - DAS muss ich mir merken! :D Das trifft den Nagel auf den Kopf! Zeitweise hatte ich tatsächlich mit Aggressionen zu kämpfen. Irgendwie schlimm, wenn man daran denkt, dass die Autorin eigentlich Frieden bezwecken will. XD

      Die Kulturen hat sie tatsächlich sehr kontrastreich und ohne Schnörkel beschrieben. Sie greift Licht- und Schattenseiten gleichermaßen auf und geht tolerant auf sie zu. Das hat mir eben sehr gut gefallen und dadurch waren viele Teile des Buchs doch aufschlussreich.

      Liebe Grüße,
      Nicole

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