Sonntag, 21. April 2019

Rezension: Becoming. Meine Geschichte - Michelle Obama

© Random House
Becoming. Meine Geschichte
| Michelle Obama |

Verlag: Der Hörverlag  2018
Dauer: 18 h : 41 min 
ISBN: 9783844531213
Sprecher: Katrin Fröhlich

MEINE BEWERTUNG

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Ernüchternd banal.

Michelle Obama ist eine beeindruckende Frau. An der Seite von Barack Obama hat sie als erste afroamerikanische First Lady eindeutig Geschichte geschrieben, die sie in "Becoming" erzählt.

Bei "Becoming" handelt es sich um die Memoiren von Michelle Obama. Sie war von 2009 bis 2017 First Lady der USA. Ihr Ehemann Barack Obama war der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

So weit so gut. Ich bin eher kein Typ für Biografien oder Memoiren, doch bei Michelle Obama konnte ich nicht widerstehen. Ihr außerordentlicher Werdegang, ihr freundliches Wesen, ihr bestimmtes Auftreten und hunderte positiver Rezensionen haben mich auf ihre Geschichte neugierig gemacht.


Michelle Obama geht ihre Lebensstationen chronologisch an. Sie erzählt von ihrer Kindheit an der South Side von Chicago. Sie berichtet von ihrem Elternhaus, den schulischen Möglichkeiten und Grenzen, die leider nur wenige überschreiten. Dabei reflektiert sie Leben und Verhalten ihrer Eltern und schielt amüsiert auf ihren kauzigen Großvater. Es geht um Klavierstunden, geliebte Eissorten und besondere Augenblicke im familiären Zusammensein.


Später - nach Jurastudium und ersten Schritten im Beruf - lernt sie Barack Obama kennen, der ihr als Praktikant zugeteilt wird. Hier erfährt der Leser, wie Barack und Michelle zu den Obamas geworden sind. Außerdem tritt die lässige Art des ehemaligen Präsidenten, im Vergleich zur Pedanterie neigenden First Lady deutlich hervor.


Es wird von beruflichen Stationen, der Ehe mit sanften Krisen und Empfängnisproblemen erzählt, die sich allesamt in Wohlgefallen auflösen, weil Michelle Obama ein optimistisches Wesen hat.


Im Weiteren ist Wahlkampf angesagt, was in der Rolle der First Lady ihr Finale findet und mit gesellschaftspolitischen Aktivitäten sowie privaten Einschränkungen dieser Würde und Bürde geschildert wird.


Zuerst war ich angetan, weil Michelle Obama offen erzählt und persönlich ist. Doch schon bei den Ereignissen ihrer Kindheit hatte ich mir mehr Tiefe erhofft. Diese Passage nimmt - zumindest gefühlt - sehr viel Raum in der gesamten Biografie ein, was mir nach einiger Zeit inhaltsleer erschienen ist.


Insgesamt sind die Schilderungen der ehemaligen First Lady eher banal. Ich hatte mir eine kritische Auseinandersetzung mit ihrer Rolle, ihrem Verhalten, der Präsidentschaft Obamas und dem Geschehen erhofft. Bekommen habe ich eine - vorsichtig ausgedrückt - selbstbewusste Darstellung ihres Lebensalltags. 


Gartenarbeit im Weißen Haus, Einschränkung ihrer Privatsphäre, die elitäre Umgebung ihrer Kinder und Rechtfertigungen zu öffentlichen Ausrutschern haben mein Gesamtbild dieser beeindruckenden Frau stark eingeschränkt. Sie ist meinem Geschmack nach in triviale Details abgerutscht, die mich als Leser, trotz ihrer faszinierenden Person nur mäßig interessieren. 


Unterstrichen wird dieser Eindruck von - meiner Ansicht nach - typisch amerikanischer Art der Selbstbeweihräucherung, selbstkritische Zurückhaltung und ernüchternd banales Jammern über die Schwierigkeit eines normalen Familienlebens unter ständiger Bewachung im Weißen Haus.


Im Gegensatz dazu arbeitet Michelle Obama ihre politischen Botschaften hervor, sie stellt sich als normale Frau mit alltäglichen Problemen dar, die selbst mit Widrigkeiten im Leben zu kämpfen hat. Dieser Aspekt hat mir unheimlich gut gefallen, weil sie damit als Person greifbar ist.


Im Endeffekt weiß ich nicht, was ich mit dieser Biografie anfangen soll. Ich blicke zwiegespalten auf all die Eindrücke zurück, und kann mich der allgemeinen Jubelstimmung beim besten Willen nicht anschließen. Denn einerseits präsentiert Michelle Obama wichtige Themen, andrerseits jammert sie dem Hörer oder Leser auf trivial-elitären Niveau die Ohren voll. 


Deshalb kann ich nur empfehlen, sich bei Interesse unbedingt ein eigenes Bild zu machen, und Michelle Obamas Leben und Wirken aus erster Hand zu erfahren.

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MEINE BEWERTUNG


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6 Kommentare:

  1. Hallo Nicole,

    ich bin zwar kein Freund von Biografien, aber hier hätte ich eine Ausnahme gemacht. Aber das, was du schreibst, spricht mich nicht wirklich an. Wobei ich dir, was du eingangs über sie geschrieben hast, genauso sehe.

    Frohe Ostern und liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo Uwe,

      bei mir bleibt es wohl auch bei dem einmaligen Versuch. Die vielen positiven Stimmen hatten mich eben neugierig gemacht. Ich bereue es zwar nicht, trotzdem finde ich es irgendwie schade.

      Liebe Grüße & frohe Ostern,
      Nicole

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  2. Liebe Nicole,

    ich bin gerade auf deinen hübschen Blog gestoßen und direkt als Leserin hiergeblieben. Ich habe schon so viel von "Becoming" gehört, sowohl positives als auch negatives, allerdings werde ich das Buch trotzdem nicht lesen, weil ich Biografien nicht so gerne mag, obwohl ich finde, dass Michelle Obama eine tolle Frau ist!

    Alles Liebe von meinem Blog (https://buchexplosion.blogspot.com/), Aurelia :)

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    1. Hallo Aurelia,

      herzlich willkommen! Es freut mich, dass es dir bei mir gefällt. :)

      Ja, Michelle Obama ist wirklich eine großartige Frau. Und dann diese eher banale Biografie. Vielleicht waren auch meine Erwartungen zu hoch. Jedenfalls wird's bei mir wohl auch bei dieser einen Biografie bleiben. Schade drum.

      Liebe Grüße & frohe Ostern,
      Nicole

      P.s.: Ich schaue bei Gelegenheit mal bei dir vorbei.

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  3. Hallo Nicole,

    ich hatte dieses Buch im Auge behalten, aber wenn ich mal etwas Kritisches dazu gelesen habe, dann war es in die Richtung, die Du auch nicht so toll fandest. Eigentlich hätte mich nur noch das Hörbuch auf Englisch, gelesen von Michelle Obama selbst, hinterm Ofen vorlocken können ;-) Aber vielleicht ist es besser, auf eine spätere Biografie zu warten, die mit etwas mehr Abstand zum Weißen Haus geschrieben ist.

    Ich hatte mir einen Einblick in die "große Weltpolitik" aus der Sicht einer Zeitzeugin, die nicht direkt mit eintscheiden musste, erhofft. Michelle Obama hat ja nun viele Einblicke gewonnen, führende Politiker weltweit eventuell auf einer rein persönlichen Ebene kennengelernt und auch als Präsidentengattin viele Länder bereist.

    Dass ihre Kindheit, das Privat- und Familienleben in diesem Buch eine große Rolle spielen muss, ist schon klar. Aber in erster Linie hätte es mich interessiert, wie sie die Welt als Frau des US-Präsidenten erlebt hat. Und das scheint im Buch kein großer und wichtiger Aspekt gewesen zu sein.

    Deshalb denke ich, wenn sie in ein oder zwei Jahrzehnten nochmal auf diese Zeit zurückschaut, kann und will sie vielleicht auch offener darüber erzählen.

    LG Gabi

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    1. Hallo Gabi,

      naja, mit der 'großen Weltpolitik' hat sie es weniger. ;) Sie schießt sich politisch auf ihr Ernährungsprojekt und Rassismus ein - auch ohne zu hinterfragen. Ich hätte mir gewünscht, dass sie kritische Themen genauso bespricht wie zB die Live-Hinrichtung von Bin Laden (da hat nur das Popcorn gefehlt), die NSA-Geschichte und und und. Sie hat sich halt im Garten vom Weißen Haus verschanzt und fülligeren Kindern die Kilos abtrainiert. Was ja nicht schlecht ist, aber ich hatte mir von ihr mehr erwartet. Klingt blöd, ist aber so.

      Ja, vielleicht müssen wir noch 10 bis 20 Jahre warten. :D

      Liebe Grüße,
      Nicole

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